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Bahnbetriebsunfälle in Guben und Saalfeld

23. November 1965
Einzelinformation Nr. 1051/65 über Bahnbetriebsunfälle auf dem Bahnhof Wilhelm-Pieck-Stadt Guben/Süd und Bahnhof Saalfeld am 23. November 1965

Am 23.11.1965, um 6.20 Uhr, entgleiste der Personenzug 920 (Frankfurt/O.–Cottbus) auf dem Bahnhof Wilhelm-Pieck-Stadt Guben/Süd, wobei ein Zivilangestellter der NVA tödlich verletzt wurde. Zwei weitere Personen wurden schwer verletzt und sieben weitere Personen erlitten leichtere Verletzungen.

Sofort eingeleitete Untersuchungen zur Klärung der Unfallursache haben folgendes Ergebnis:

Der P 920 fährt unter normalen Betriebsbedingungen auf dem Bahnhof Wilhelm-Pieck-Stadt Guben/Süd auf dem Gleis 2 ein. In der Zeit vom 5.11. bis 23.11.1965 ist das Gleis 2 wegen Bauarbeiten gesperrt, sodass der P 920 lt. Bahnhofsfahrordnung das Gleis 1 zu durchfahren hat.

Der Personenzug fuhr auch am 23.11. auf das Gleis 1 ein, überfuhr das links stehende auf Halt zeigende Ausfahrtsignal, obwohl ordnungsgemäß durch eine Schachbrett-Tafel gekennzeichnet war, dass dieses Signal für Gleis 1 gilt.

Der Personenzug fuhr über das Stumpfgleis auf den Prellbock auf. Durch den Aufprall wurde der Prellbock verbogen und die Lokomotive entgleiste sofort mit allen Achsen. In den nachlaufenden Packwagen schob sich der erste Reisezugwagen hinein.

Nach den vorliegenden Ermittlungen haben Lok-Führer und der Lok-Heizer den Bahnbetriebsunfall schuldhaft verursacht. Beide befuhren bereits am 10.11.1965 die Strecke mit dem gleichen Personenzug unter den obengenannten Betriebsbedingungen.

Weitere Untersuchungen über die Ursachen des Überfahrens des Signals sind noch im Gange.

Ein weiterer Bahnbetriebsunfall ereignete sich am 23.11.1965, gegen 8.36 Uhr, auf dem Bahnhof Saalfeld.

Der P 3481, von Probstzella kommend, fuhr auf eine im Gleis 3 des Bahnhof Saalfeld stehende Arbeitszuglok auf. Die Ermittlungen ergaben, dass die Aufsichterin [Name 1, Vorname], geb. [Tag, Monat] 1925, geprüfte Fahrdienstleiterin, seit drei Jahren auf diesem Dienstposten, Mitglied der SED und des FDGB, wegen mangelhafter Gleisüberwachung den Bahnbetriebsunfall verschuldet hat.

Sie meldete das Gleis 3 für die Einfahrt des P 3481 frei, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch die Arbeitslok auf dem Gleis 3 stand. Das Lok-Personal hatte wegen schlechter Sichtverhältnisse von ca. 15 m den P 3481 nur mit etwa 25 km/h in den Bahnhof eingefahren. Durch den Aufprall wurden 17 Personen leicht verletzt, u. a. erlitten sie Prellungen, Verrenkungen, Verstauchungen und Hand- und Knieverletzungen.

In einem anderen Fall konnte am 23.11.1965 durch die Wachsamkeit eines Weichenwärters auf dem Bahnhof Porstendorf der Strecke Göschwitz–Naumburg ein Bahnbetriebsunfall verhindert werden.

Gegen 7.07 Uhr überfuhr der Nahgüterzug 8851 das Halt zeigende Hauptsignal und kam etwa 150 m vor dem langsam anfahrenden Personenzug 3838 auf dem Gleis 4 des Bahnhofes Porstendorf zum Stehen. Der Weichenwärter konnte den Lokführer des Nahgüterzuges noch rechtzeitig warnen.

  1. Zum nächsten Dokument Verhinderter Grenzdurchbruch nach Westberlin

    25. November 1965
    Einzelinformation Nr. 1056/65 über einen verhinderten Grenzdurchbruch mit tödlichem Ausgang für den Grenzverletzer an der Staatsgrenze zu Westberlin (Abschnitt Clara-Zetkin-Straße) am 25. November 1965

  2. Zum vorherigen Dokument Tätliche Ausschreitungen auf einer Baustelle im Bezirk Schwerin

    22. November 1965
    Einzelinformation Nr. 1045/65 über tätliche Ausschreitungen von Bauarbeitern in Brüel, Krs. Sternberg, [Bezirk] Schwerin, am 14./15. November 1965