Tagesbericht
25. Juni 1953
Tagesbericht Nr. 2 [Meldung Nr. 25/53]
[Titelzusatz:] zusammengestellt und ausgewertet aus den vorliegenden Unterlagen der Abteilungen und Bezirksverwaltungen
1. Wo war Ruhe, wo passierte was
Belegschaftsversammlung im HF Friedrichshain: Anwesend: ca. 500 Personen, während der Versammlung wurde diese von ca. 200 Personen verlassen. Anwesend war Genosse Rau.1 Sieben Werksangehörige diskutierten über innerbetriebliche Fragen. Ein Diskussionsredner ging in Opposition, »Den Werktätigen werden Ministerratsbeschlüsse fix und fertig vorgelegt, ohne dass diese die Möglichkeit haben mitzuwirken. Minister der bürgerlichen Parteien haben anscheinend nichts zu sagen, denn er kann sich nicht vorstellen, dass der Vorsitzende der LDP der Entziehung von Lebensmittelkarten für Handwerker usw. zugestimmt hat. Von ihren Arbeiterführern hören und sehen die Arbeiter nicht viel, nur dann, wenn auf der Straße eine Menge Polizeiwagen und in der Mitte ein großer Wagen mit Gardinen vor den Fenstern zu sehen ist.« Diese Ausführungen fanden lebhafte Zustimmung. Das Schlusswort vom Genossen Rau wurde abwartend hingenommen und viele Werktätige verließen den Versammlungsplatz.
Parteiversammlung in den einzelnen Werken des Ernst-Thälmann-Werkes Magdeburg, Teilnehmer: ca. 310 Genossen (rege Diskussion).
Aufgezeigt wurden: Mangelhafte Aufklärung in der Normfrage, Normenerhöhungen wurden durchgepeitscht, nicht diskutiert. Die Informationen im ZK müssen schlecht sein, denn sonst hätte es zu derartigen Fehlern nicht kommen können. Gründe hierfür sind wohl die frisierten Berichte von den untergeordneten Stellen.
Im Werk Mühlenbau klären nicht die Genossen auf, sondern der RIAS informiert die Kollegen. Die jetzt vom ZK gefassten Beschlüsse werden begrüßt, jedoch hält sich ein großer Teil der Kollegen in Diskussionen vor allem aber mit Funktionären unserer Partei zurück. Die Arbeiter erwarten eine HO-Preissenkung.
Belegschaftsversammlung im Ernst-Thälmann-Werk Magdeburg. Anwesend war Genosse Paul Wandel.2 An der Diskussion beteiligten sich 12 bis 15 Genossen. Es wurde Folgendes zum Ausdruck gebracht:
Leitende Funktionäre der Partei und Massenorganisationen haben sich im Betrieb unter den Arbeitern nicht sehen lassen. Von Funktionären, die an Versammlungen teilnahmen, wurden nur Versprechungen gemacht und nicht gehalten. Erhöhung der Arbeitsnormen wurde schematisch eingeführt. Maßnahmen, die zur Verärgerung der Arbeiter führten, wurden trotz Kritik nicht beseitigt. Funktionäre im Betrieb kannten die Missstimmung der Arbeiter, haben aber keine Schritte bei den höheren Stellen unternommen. Man wandte sich gegen die Schönfärberei.
Zusammengefasst: Ein Teil der Arbeiter zeigt ehrlich und offen die Missstände auf und begrüßt, dass die Regierung die gemachten Fehler zugegeben hat. Der überwiegende Teil ist schweigsam und misstrauisch zu den Erklärungen unserer Partei und Regierung.
Versammlung der Parteigrundorganisation 9 (Hof-, Transport- und Magazinarbeiter) im Karl-Liebknecht-Werk Buckau:
Anwesend waren ein Genosse der Bezirksleitung der Partei und der Genosse Hegen.3 In der Diskussion wurde Folgendes zum Ausdruck gebracht: Die Parteileitung hat am 17.6.1953 versagt, wodurch keine Maßnahmen gegen die Provokateure eingeleitet werden konnten. Die Parteileitung selbst hatte keine Verbindung zu den Arbeitern am Arbeitsplatz, sondern hat ausschließlich Verordnungen von oben gegeben. Über Bedürfnisse der Menschen durfte auf Parteiversammlungen nicht diskutiert werden. Wer Kritik übte, wurde beschuldigt, mit Sozialdemokratismus behaftet zu sein. Zu den Beschlüssen des Politbüros des ZK und der Regierungsverordnung4 verhalten sich selbst die Genossen abwartend. »Hoffentlich halten sie Wort.«
Parteiversammlung in der Motorendreherei im Karl-Liebknecht-Werk Magdeburg. Anwesend war der Genosse Hermann Matern.5 Zur Diskussion sprachen 15 Genossen.
Es wurde zum Ausdruck gebracht: Die Schönfärberei muss aufhören, man muss den Mut aufbringen, offen und ehrlich zu sprechen. Unsere Presse schreibt nicht die Wahrheit, sondern nur das, was das ZK hören will. Sie spricht nicht die Sprache der Werktätigen.
Fünf Minuten bevor die Aktion im Werk begann, konnte noch niemand sagen, was überhaupt los ist und wie sie sich verhalten sollen. Auch hier wird zum Ausdruck gebracht, dass Kritik und Aufzeigen von Mängeln unterdrückt wurden. Desgleichen legt auch hier ein Teil der Genossen eine abwartende Haltung an den Tag mit den Worten: »Warum hat die Regierung nicht schon früher diese Fehler eingesehen und darauf reagiert.«
a) Stand der Versorgung der Bevölkerung
Das Vertrauen der Bevölkerung von Wartenberg ist noch nicht hergestellt. Man verhält sich abwartend: Erst Taten in der Verbesserung der Haushaltslage mit mehr und billigeren Nahrungsmitteln, Textilien, an erster Stelle aber die Fettversorgung, wollen sie sehen.
Kollege [Name 1]: »Die Beschlüsse wird die Bevölkerung begrüßen. Arbeitskleidung muss man ohne Bezugsschein in größeren Mengen zur Verfügung stellen.«
Reifenwerk Schmöckwitz: Die Kollegen hatten im Streik die Forderung gestellt, den Betrieb wieder an den Unternehmer Müller zu geben.6 Wie es sich zeigt, wollten sie damit ausdrücken, dass dadurch die alten Verhältnisse wie bei Müller wieder hergestellt werden. Durch Übernahme des Betriebes in Volkseigentum hat sich Verschiedenes zu Ungunsten der Arbeiter verändert: Wegfall der Berliner Lebensmittelkarte A sowie Kohlenkarte, Erhöhung der Preise des Werksküchenessens (ohne Verbesserung), Einführung von Heilkuren unter Anrechnung auf Urlaub, Abbau der Gehälter für Angestellte und Kraftfahrer.
[Name 2], Bäuerin, Sponholz: »Ich habe von meinen Kühen 32 Ltr. Milch und die soll ich alle abgeben. Steht mir keine Milch zu?«
Besondere Mängel in der Versorgung der Bevölkerung, bis auf Zucker und Fettstoff in der HO, sind nicht aufgetreten. Zusammenfassend wird von der Bevölkerung Herabsetzung und bessere Belieferung der HO-Lebensmittel und -Textilien gefordert.
2. Charakteristische Beispiele über die Stimmung der Bevölkerung
Mit großer Dankbarkeit haben evangelische Christen die Tatsache begrüßt, dass ein gutes Verhältnis zwischen Staat und Kirche eingeleitet ist. Viele Pfarrer beurteilen diese Dinge genauso dankbar wie Kirchenpräsident Niemöller.7 Da die Kirchenleitung im Fanatismus ihres Glaubens meint, den Antichrist bis zur Vernichtung zu bekämpfen, scheint es, dass man der Kirchenleitung nicht den großen Sieg in den Schoß hätte legen dürfen.
Hierzu hätte es folgende Möglichkeiten gegeben: 30 bis 40 fortschrittliche Pfarrer hätten vor dem Ministerpräsidenten und einigen Ministern zu allen neuen Punkten, die in der Abmachung berührt werden, Stellung genommen. Es hätte die schwere Schuld der Kirchenleitung herausgestellt werden müssen, dann aber hätte der Redner die Regierung bitten müssen, dennoch eine grundlegende Änderung herbeizuführen. Die Initiative zu diesem Friedensschluss wäre den fortschrittlichen Pfarrern zugeschoben worden, deren Stellung in der DDR und Westdeutschland gefestigt, die Schuld der Kirchenleitung eindeutig herausgestellt. (Hätten nicht von großem Sieg sprechen können, es wäre nicht möglich gewesen, die Großzügigkeit des Staates als Rückzug und Niederlage darzustellen.) Die Kirchenleitungen scheinen im Augenblick ihren »Sieg« durch diktatorische Maßnahmen im Rahmen der Kirche für alle Zeit zu sichern.
Pfarrer Dr. [Name 3]: »Im Augenblick ist über unsere Stadt und überall große Verwirrung gekommen und wir wissen noch nicht, was die Zukunft bringt. Wir dürfen aber nicht am Gestern hängen bleiben oder an das Morgen denken, sondern das Heute ist8 entscheidend. Die Gemeinde soll auf niemanden hören, nur auf Gott. Wir wissen, dass wenig Ware zum Lebensunterhalt da ist und dass die alten Leute, die etwas erworben haben, nicht wissen, wie lange sie das noch besitzen. Verzweifelt aber trotzdem nicht – seid gewiss, Gott wird helfen.«
[Name 4, Vorname]: »Jetzt braucht sich keiner mehr einbilden, dass die Streikenden etwas erreichen werden. Alle werden sich jetzt überlegen, ob sie 25 Jahre Zuchthaus haben wollen.«
[Name 5]: »In einem Vierteljahr können wir uns alles kaufen, weil wir dann zum Westen gehören, die alten Zustände der DDR kommen nicht wieder.«
[Name 6] (NSDAP): »Wenn ich auch mit vielem noch nicht einverstanden bin, so muss ich doch diese Ausschreitungen ganz entschieden ablehnen. Das Komitee vom Waggonbau Weimar war eine ausgesprochene Faschistenclique.«
Brigadier [Name 7]: »Meine Norm, die ich freiwillig erhöht habe, halte ich ein und gehe nicht wieder auf die alte Norm zurück.«
[Name 8]: »Unsere Regierung hat nichts verheimlicht, sondern die Sachlage so geschildert, wie es in Wirklichkeit war. Deshalb kann man Vertrauen zur Partei und Regierung haben.«
Diese Berichte bzw. Stimmen aus der Bevölkerung könnten beliebig erweitert werden. Ein Maßstab, ob negative oder positive Diskussionen überwiegen, ist nicht vorhanden.
3. Neu eingegangenes Material über Entstehung der Bewegung, Organisatoren usw.
Eine im Bezirk Kreuzberg wohnende Rotkreuzschwester namens [Vorname Name 9], sie wohnt im Bezirk des Bürgermeisters Exner9 und verkehrt auch in diesen Kreisen. Einige Tage vor den Unruhen im demokratischen Sektor hatte die [Name 9] die Absicht, am 15.6.1953 zu verreisen. Vom Roten Kreuz wurde ihr jedoch mitgeteilt, dass sie ihre Reise verschieben müsse, da in der genannten Woche eine Aktion geplant sei, die zwei bis drei Tage dauern würde. In diesem Zusammenhang wurde der Name des Bürgermeisters Exner genannt.10
[Name 10], Reifenwerk Schmöckwitz: Las den Kollegen ein Flugblatt vor und erklärte: »Den 4. Forderungspunkt – Wahl der BGL bzw. des Betriebsrates durch die gesamte Belegschaft – haben wir falsch drucken lassen.« Von [Name 10] wurde bereits zugegeben, dass das Flugblatt schon einige Tage vorher gedruckt worden ist. »Wie wir (BV)11 erfahren haben, soll schon am Montag im ›Telegraf‹12 gestanden haben, dass im Reifenwerk gestreikt würde.«
4. Neues interessantes Material aus der Untersuchung, Gesamtzahl der Verhafteten, neu verhaftet, Haftbefehl erwirkt
Zu den am 24.6.1953, 6.00 Uhr morgens, in Haft befindlichen 5 011 Personen kamen im Laufe des 24.6.1953 314 neue Verhaftungen hinzu; [Summe] 5 325.
Den Gerichten übergeben: 112 Personen, entlassen: 367 Personen; [Summe] 479 Personen.
Es verbleiben in Haft zum Morgen des 26.6.1953: 4 846 Personen.
Von denen den Gerichten übergebenen wurden 45 Personen verurteilt, für weitere 409 Personen wurde Haftbefehl erwirkt.
Neues interessantes Material aus der Untersuchung ist im Laufe des heutigen Tages nicht eingegangen.
5. Material über die Absichten des Feindes
[Vorname Name 11] aus Rostock erzählte von Verhaftungen, die vorgenommen seien und dass die Werftarbeiter wieder streiken würden am Montag, wenn ihre Forderungen »Rücktritt der Regierung, Entlassung der Verhafteten, nicht stattgegeben wird«.13
Schwester [Name 12] vom Dr. Heim-Krankenhaus, Station [Nr.], Zimmer [Nr.], erzählte, sie wollen nächste Woche gemeinsam mit den Ärzten streiken, da ihr Lohn zu niedrig sei.
Durch Verwaltung Groß-Berlin wird bekannt, dass im DGB in der Schlüterstraße/Ecke Kurfürstendamm, 4. Stock, Zimmer 316, für Provokateure und Terroristen14 Geld in Höhe von 20 bis 80 Westmark ausgezahlt wird. Desgleichen im Haus der Jugend und vom DGB in der Pariser Straße. Für die erhaltenen Beträge müssen Quittungen unterzeichnet werden. Unter anderem wird an die Personen eine grüne Karte ausgegeben, die mit ihren Personalien auszufüllen ist. Von diesen Stellen wird auch nach der Kuno-Fischer-Straße15 und zum Arbeitsamt Sonnenallee verwiesen.
Das Betreten des Betriebes »7. Oktober« Berlin-Weißensee wurde einem Redakteur von dem BGL-Vorsitzenden verboten mit dem Bemerken, dass im Betrieb dahingehend Stellung genommen wird: »Kein übergeordneter Funktionär des FDGB soll sich im Betrieb sehen lassen. Sie haben sich früher nicht um die Arbeiter gekümmert. Die Betriebsarbeiter drohen sofort mit Streik, falls ein Funktionär den Betrieb betreten sollte.«
Der Apparat Gehlen16 hat an die Funkstellen per Funk die Anweisung gegeben, sich unbedingt neutral zu verhalten. Zu Nachrichtenübermittlungen wurde der Funk nicht herangezogen.
Unter den Arbeitern der Groß-Kokerei »Mathias Rakosi« in Lauchhammer besteht die Meinung, dass die am 16.6.1953 durchgeführten Streiks noch nicht organisiert waren und nur einzelne Forderungen an die Regierung gestellt wurden. Wenn diese Forderungen jedoch am 26.6.1953 nicht erfüllt sind, werden sie noch einmal in den Streik treten, der dann besser organisiert sei. Weiterhin werden Diskussionen laut, dass die Arbeiter noch 14 Tage aushalten sollen.
Am 23.6.1953 wurde im Karl-Liebknecht-Werk in Oelsnitz auf dem Wipperboden ein Kohlenhunt17 mit nachfolgender Hetzparole ausrangiert: »Wo ist Pieck«, darunter war ein Sarg gemahlt mit der Inschrift: »Ruhe sanft.«
In Oelsnitz wurde ein Hetzblatt in der Größe 10x4 mit folgendem Text gefunden: »Weg mit dem Spitzbart« (mit Druckkasten angefertigt).
Von der Verwaltung Groß-Berlin wurde in Erfahrung gebracht, dass man im amerikanischen Lager zum Ausdruck bringt, dass die Unruhen in der Ostzone schlecht organisiert waren, dass der Aufstand niedergeschlagen werden konnte und für sie eine Schlappe eingetreten ist.
[6.] Stimmung unter den Rückkehrern
Bei Befragung von Rückkehrern der Republikflüchtigen wurde festgestellt, dass noch eine gewisse Angst vor der Rückkehr besteht. Die Rücksprache mit [Name 13, Vorname], geb. [Tag, Monat] 1912, wohnhaft: Berlin-Weißensee, [Straße, Nr.], ergab, dass er zufällig aus Westberlin in den demokratischen Sektor gekommen ist, denselben dann aufgrund der Situation nicht mehr verlassen konnte und nun bittet hierbleiben zu dürfen. Er teilt mit, dass die Leute größtenteils Angst haben zurückzukommen, weil sie befürchten, jetzt noch bestraft zu werden bzw. benachteiligt zu werden. Außerdem teilte er mit, dass bei Überschreitung der Sektorengrenze die Stummpolizei18 die Menschen anhält und versucht, sie von der Rückkehr abzuhalten. Weiter berichtet er, dass es in Westberlin nicht besonders gut aussähe und die Lebensweise größtenteils teurer wäre als im Ostsektor.
[Vorname Name 14], [Straße, Nr.], kehrte am 15.6.1953 in den demokratischen Sektor zurück. Sie sagt ebenfalls aus, dass noch viele Rückkehrwillige nicht völlig von der Ehrlichkeit der Regierungserklärung über die Rückkehr überzeugt wären, und befürchtete bestraft zu werden. Dasselbe sagt aus: [Name 15, Vorname], [Tag, Monat] 1897 geb., Weißensee, [Straße, Nr.].
[Name 16, Vorname], geb. [Tag, Monat] 1927, Weißensee, [Straße, Nr.], war vor seiner Flucht beim Nationalrat als hauptamtlicher Kreissekretär beschäftigt. Freut sich, dass man ihm die Möglichkeit zur Rückkehr gab, sieht seinen begangenen Fehler ein und will ihn durch ehrliche Arbeit wiedergutmachen.
[Name 17, Vorname], geb. [Tag, Monat] 1932, [Straße, Nr.], [Name 18, Vorname], geb. [Tag, Monat] 1928, [Straße, Nr.], [Name 19, Vorname], geb. [Tag, Monat] 1921, [Straße, Nr.], [Name 20, Vorname], geb. [Tag, Monat] 1908, [Straße, Nr.], [Name 21, Vorname], geb. [Tag, Monat] 1886, [Name 22, Vorname], geb. [Tag, Monat] 1902, alles Rückkehrer die froh sind, wieder die Gelegenheit zu haben, sich durch ehrliche Arbeit zu bewähren.
[Vorname Name 23], geb. [Tag, Monat] 1911, [Straße, Nr.], war beim VEB Tiefbau beschäftigt und seit einigen Wochen aus dem Betrieb entlassen. Am 15.6.1953 zu seinen Verwandten nach Berlin-Charlottenburg, [Straße, Nr.], zu Besuch gegangen und konnte durch die Ereignisse dann erst am 23.6.1953 in den demokratischen Sektor zurückkehren. Der konnte unbehelligt den Kontrollpunkt Brunnenstraße passieren. Über die Stimmung in Westberlin erklärte er, dass die Menschen dort zum Teil die Befürchtung hatten, dass die russischen Panzer auch gleichzeitig den Westsektor durchfahren würden, da die Amis doch nichts zur Abwehr da hätten.
Alle genannten Personen behaupten, dass sie von keiner Stelle angesprochen wurden bzw. Aufträge erhalten haben.
Die Kreisdienststelle Freiberg erhielt am 23.6.1953 durch die Post einen Brief, der direkt an die Dienststelle adressiert war. Absender gestempelt: »Widerstandsbewegung Sachsen«. (Siehe Anlage: Brief der Widerstandsbewegung)19
[7.] Fluchtwege nach dem Westsektor Berlins
In der Harzer Straße in Treptow soll eine Wäscherei sein, wo der Eingang im demokratischen Sektor und der Hofausgang im Westsektor liegt. Personen nehmen Wäsche unter den Arm, gehen in dieses Geschäft hinein und verlassen es nach dem anderen Sektor. Die Inhaberin erklärte, noch nie so viel Wäsche gehabt zu haben wie gerade jetzt.
Mithilfe einer Bahnsteigkarte auf dem Fernbahnsteig des S-Bahnhofes Friedrichstraße soll es möglich sein, von dort mit dem Interzonenzug nach dem Bahnhof Zoo zu fahren (ohne Kontrolle).