Tagesbericht
27. Juli 1953
Information Nr. 1025
Stimmung der Bevölkerung
Festzustellen ist, dass überall dort, wo die Regierungsbeschlüsse gegenwärtig zur Verbesserung persönlicher Wünsche sichtbar werden, eine gewisse Besserung in der Stimmung der Öffentlichkeit vorhanden ist. So äußerte man sich über die Belieferung der Geschäfte mit Butter, Margarine usw. positiv, bringt aber zum Ausdruck, dass die Preise für die notwendigsten Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände noch zu hoch sind. Im Allgemeinen wird eine HO-Preissenkung zumindest für Lebensmittel erwartet. So sagt z. B.:
Der Arbeiter [Name 1] aus Rudolstadt: »Jetzt gibt es wieder Butter, Margarine und viele andere Dinge zu kaufen, was im Allgemeinen begrüßt wird. Ich kann mir aber bei meinem Verdienst, da ich drei Kinder zu ernähren habe, doch nichts kaufen. Es müsste eine Preissenkung in der HO kommen.« Oder die Arbeiterin [Name 2]: »Es wird Zeit, dass die HO-Preise gesenkt werden, sonst gibt es nochmals Krawall.«
Der BGL-Vorsitzende der Glaser und Fensterputzer vom VEB Wohnungsbau erklärte in einer Diskussion, dass kein Arbeiter mit der Erhöhung der Lohngruppe 1–4 zufrieden ist.1 Man soll lieber die Preise in der HO senken. Wenn die Regierung kein Geld hat, soll man sie nur um 20 % senken, dann wird auch die Stimmung in den Betrieben ruhiger.
Häufig wird in der Bevölkerung das sogenannte Hilfsprogramm der USA diskutiert.2 Von einem Teil der Bevölkerung wird es abgelehnt und zum Ausdruck gebracht, dass man uns damit einzig und allein kaufen will. Dieser Teil der Bevölkerung erkennt das Ziel der USA-Regierung. Demgegenüber gibt es aber Kräfte, die den Einfluss der RIAS-Propaganda unterlegen sind und diese unter der Bevölkerung verbreiten. Wie uns bekannt ist, versucht der Gegner mit Hetzflugblättern die Bevölkerung auf das Ernährungsproblem in der DDR und in diesem Zusammenhang auf die »USA-Hilfsaktion« hinzuweisen.
Es werden Stimmen laut, dass trotz der Ablehnung der Waren aus USA3 diese noch in den Besitz der Bevölkerung gelangen werden. So äußerte sich: Der Schuhmachermeister [Name 3] aus Beutersitz in einer Gaststätte: »So eine Frechheit von den Russen, uns die Lebensmittel nicht zu geben, aber Adenauer wird dafür sorgen, dass wir sie trotzdem bekommen. Wenn nicht anders, wird er sie bis an die Grenze bringen und von dort holen wir uns sie schon selber ab.«
[Name 4], beschäftigt im VEB-Maschinenbau Neuruppin (Mitglied der SED): »Die Ablehnung des amerikanischen Angebotes ist uns unverständlich. Es ist doch klar, dass wir nichts zu fressen haben, wir können uns die Margarine für 4,00 DM auf die Dauer nicht kaufen, unsere Lebensmittelkarten reichen aber nur bis zur Hälfte des Monats.«
Der Bergarbeiter [Name 5]: »Wenn man etwas geschenkt bekommt, sollte man es nehmen. Über die politische Bedeutung denke ich nicht nach, das ist mir egal.«
Sehr oft taucht in der Bevölkerung die Frage auf, warum es gerade jetzt möglich ist, Lebensmittel zum Verkauf in die Geschäfte zu geben. In diesem Zusammenhang werden auch sehr oft Zweifel ausgesprochen, dass diese augenblickliche Verbesserung nicht lang dauern wird. Der Arbeiter [Name 6]: »Nach der Regierungsverordnung ist hier bei uns schon vieles besser geworden, hoffentlich bleibt es auch so. Ich habe noch immer den Eindruck, dass man uns Honig ums Maul schmiert.«
Zur Einsetzung der Genossin Benjamin als Minister der Justiz4 wird in verschiedenen Fällen negativ diskutiert. So äußert man sich, dass Fechner schon viele Menschen auf dem Gewissen hat, die Genossin Benjamin aber noch viel schärfer vorgeht und zum Teil als »Rote Hilde« bezeichnet wird. So sagt z. B.:
Der Schneidermeister [Name 7], wohnhaft in Weimar: »1950 hat man Merker,5 Kreikemeyer6 und andere verhaftet, sie wurden nie verurteilt. Dann kamen 1952/1953 Hamann7 und Dertinger8 in die roten Haftzellen, auch ohne bisher verurteilt worden zu sein, Fechner9 folgte ihnen. Dem Schwein schadet es zwar nichts, denn er hat viele anständige Menschen auf dem Gewissen. Aber auch ihn wird man nicht aburteilen, die Menschen verschwinden alle auf Nimmerwiedersehen. Das Regime weiß genau, dass es Schiffbruch erleiden würde, wenn es die Urteile bekannt geben und begründen soll.«
Frau [Name 8] aus Perleberg: »Ob es denn von der Regierung richtig war, dass die Hilde Benjamin zum Justizminister ernannt wurde? Sie hat doch bis jetzt schon so viele Menschen so hart bestraft, man sagt doch immer, allzu scharf macht schartig und die Benjamin ist doch immer äußert scharf vorgegangen. Da wird man wohl jetzt nichts mehr zu lachen haben.«
Über den Ausschluss des Genossen Zaisser aus dem ZK10 diskutieren, wie die Genossin Markus, Personalleiterin der Humboldt-Universität, berichtet, die Genossen Folgendes: Genosse Zaisser sei deshalb aus dem ZK ausgeschlossen worden, da er nicht schon vorher gewusst hat, dass ein 17. Juni stattfindet.
In der Mitgliederversammlung der NDPD in Salzwedel sagte in der Diskussion der Textilkaufmann [Name 9]: »Wir freuen uns, wenn es auch einige Jahre gedauert hat, dass wir wieder gleichberechtigt leben können und man uns nicht verschwinden lässt.« (Gemeint damit ist Verhaftung.)
Die Kundschaft sowie die werktätige Bevölkerung spricht es öfters ganz offen [aus]: »Die Karre ist im Dreck. Diese Annahme vertrete ich durchaus nicht, denn wenn dies der Fall wäre, könnte nichts mehr da sein. Wir als Geschäftsleute bekommen jetzt mehr als früher, ohne dass es dem staatlichen Handel abgezogen wird. Wenn aber sogar SED-Genossen sagen: ›Die Karre ist im Dreck‹, dann frage ich mich, sind wir bloß dazu da, dem Staat augenblicklich zu helfen oder meint er es wirklich für die Zukunft ehrlich. Meine Berufskollegen sowie ich haben noch nicht die 20 % des vollen Vertrauens zurückgewonnen. Ich möchte behaupten, dass die DHZ ihre Existenzberechtigung verloren hat, weil sie nicht nur [die] Ware für den Verbraucher verteuert, sondern auch durch Lagerung Lebensmittel der Gefahr des Verderbens aussetzt.«
Am Freitag, dem 24.7.1953, von 16.30 bis 17.20 Uhr, wurde in Halberstadt auf dem Domplatz eine Kundgebung durchgeführt, es sprach der Staatssekretär Staimer11 über den neuen Kurs der Regierung. Es waren ca. 1 200 Personen anwesend, Zwischenrufe oder negative Äußerungen traten nicht in Erscheinung. LDP, CDU, NDPD nahmen an der Kundgebung nicht teil, von Arbeitern war nur ein geringer Prozentsatz vertreten, zum größten Teil waren es Angestellte der Verwaltung und volkseigenen Betriebe sowie FDJ-Gruppen. Es wurde eine Resolution verfasst zur verlustlosen Einbringung der Ernte sowie in allen Betrieben mehr zu produzieren. Diese Resolution wurde von den Anwesenden einstimmig angenommen. Anschließend wurde ein Demonstrationszug durchgeführt, an dem sich 60 % der Kundgebungsteilnehmer beteiligten. Zu bemerken ist, dass Halberstadt 48 000 Einwohner hat.
Aus Karl-Marx-Stadt wird bekannt, dass im VEB Textima Spinnereimaschinenbau, VEB RFT Gerätewerk und im VEB Vogtländisches Bekleidungswerk12 größere Unstimmigkeiten in Bezug der Quartalsprämienzahlung vorhanden sind. Unter den Mitarbeitern herrscht große Empörung, dass die Werksleitung und Intelligenz enorme Summen an Prämien erhalten und die Belegschaft mit einem geringen Teil bedacht wird. Es handelt sich hierbei um Betriebe, die ihr Quartalssoll ziemlich hoch übererfüllt haben. Unstimmigkeiten dieser Art wurden auch schon bei früheren Prämienzahlungen festgestellt, jedoch kommen sie in der jetzigen Periode besonders stark zum Ausdruck.
Anlage vom 27.7.1953 zur Information Nr. 1025 (1. Expl.)
Information Nr. 1025a: Zur Lage der Versorgung der Bevölkerung
Die Versorgung der Bevölkerung auf Markenbasis ist in den Bezirken im Allgemeinen gewährleistet.
Es ist jedoch zu verzeichnen, dass in einzelnen Bezirken die kartenmäßige Versorgung der Bevölkerung gefährdet ist bzw. in den nächsten Wochen zu einem ernsten Problem wird, wenn eine Aufstockung zu den Wirtschaftsplänen nicht erfolgt. Dies tritt besonders in den Bezirken Dresden und Neubrandenburg auf, wo eine kritische Lage in der Versorgung mit Lebensmitteln vorhanden ist.
In der Belieferung der Bevölkerung mit HO-Waren, besonders bei Fettstoffen, Fleisch und Wurstwaren, Nährmitteln, Textilien und Industriewaren treten noch größere Mängel in Erscheinung, sodass der Bedarf nicht gedeckt werden kann. Trotzdem besonders Textilien, Arbeitskleidung (Schuhe) fehlen, ist in einigen Bezirken zu verzeichnen, dass Arbeitsschuhe und Herrenkonfektion nicht abzusetzen sind. Dies ist auf die schlechte Qualität bzw. auf die zu hohen Preise zurückzuführen. So lagern z. B. im Bezirk Halle hohe Bestände an schweinsledernen Arbeitsschuhen.
Im Bezirk Suhl besteht ein Warenstau in Herrenkonfektion aus Zellwolle. Da die Preise zu hoch liegen (100 bis 120 DM) gemessen an der Qualität der Ware, ist kein Absatz vorhanden. Im Bezirk Karl-Marx-Stadt lagern hohe Bestände an Arbeitsschuhen aus Schweinsleder mit Gummisohle, die wegen des geringen Preisunterschiedes gegenüber Rindslederschuhe nicht gekauft werden. So liegen z. B. im VDK-Warenhaus Zwickau 3 500 Paar, im Kreis Zwickau 3 200 Paar, im Konsum Schwarzenberg 2 000 Paar und in der KG Klingenberg 2 200 Paar. Im Bezirk Erfurt liegen größere Mengen an Arbeits- und Straßenschuhen aus Schweinsleder fest, da die Preise ca. 40 % zu hoch liegen. Besondere Verärgerung wird unter der Bevölkerung dadurch hervorgerufen, dass die Schweinslederschuhe mit Ledersohle angefertigt und Boxcalfschuhe13 mit Gummisohle hergestellt werden.
Besonders macht sich das Fehlen von Frischfleisch in den Bezirken bemerkbar. Dadurch, dass die Schlachthöfe kein Lebendvieh erhalten, macht sich außer dem Mangel an Frischfleisch auch der Mangel an Innereien bemerkbar. So sind z. B. die Schlachthöfe Karl-Marx-Stadt und die Schlachthöfe im Bezirk Erfurt von Stadt Erfurt, Arnstadt und Gotha, nicht voll ausgelastet, sodass teilweise die Arbeiter mit anderen Arbeiten beschäftigt werden müssen bzw. nach Hause geschickt werden. Das Gleiche tritt auch im Bezirk Halle in der HO-Fleischerei in Frankenhausen auf. Durch den Mangel an Lebendvieh muss die HO-Fleischerei demnächst schließen, da übergeordnete Stellen nicht in der Lage sind, eine ROZW14 auszustellen. Durch die Schließung der Produktionsbetriebe wird die Versorgung der HO-Verkaufsstellen mit Fleisch und Wurstwaren gefährdet. So ergibt sich in Bad Frankenhausen, dass die HO-Gaststätten »Thüringer Hof«, »Kyffhäuser« und sämtliche Verkaufsstellen der Umgebung keine Fleisch- und Wurstwaren anbieten können.
Ein weiterer Punkt ist das Verderben von Lebensmitteln. Dies ist zu einem Teil auf eine ungünstige Preisfestsetzung zurückzuführen und zum anderen darauf15, dass die Waren einen schlechten Transport erfahren. Weiter ist auch ein Mangel an einer stoßweisen Lieferung [sic!] von leicht verderblichen Lebensmitteln, da nicht überall die erforderlichen Kühlräume zur Verfügung stehen. So wurden z. B. dem HO-Hauptgeschäft im Bezirk Neubrandenburg (Stadt) 500 Gläser Schweinefleisch geliefert, welche dort lagern.
Diese können wegen des zu hohen Preises nicht abgesetzt werden. Die Garantie des Herstellers erstreckt sich bis zum 31.7.1953. Wenn keine Preisherabsetzung erfolgt, besteht die Gefahr des Verderbs. Im Kreis Wittenberg, Bezirk Halle, sind ca. 2 t Vitalade vorhanden, die wegen des zu hohen Preises (2,25 DM) nicht abgesetzt wird. Vitalade ist jedoch bis zu einer gewissen Zeit nur haltbar. Um sie nicht dem Verderb auszusetzen, ersucht man um eine Preisherabsetzung.
Dem Kreisgebiet Artern, Bezirk Halle, wurde vom Kreisgebiet Nebra eine größere Menge Magerkäse (im fortgeschrittenen Stadium) geschickt, obwohl man keinen Absatz hat. Im Kreisgebiet Roßlau, Bezirk Halle, ist in den nächsten Tagen eine größere Menge von Importtomaten und grünen Gurken dem Verderb preisgegeben, da dieses Gemüse im Kreis im ausreichenden Maß vorhanden ist.
In Brand-Erbisdorf, Bezirk Karl-Marx-Stadt, verdarben im Zentrallager 57 kg Margarine, 71 kg Lachsschnitzel, 60 kg Magermilchkäse und im Konsum Holzhau 50 kg Fleisch- und Wurstwaren. In Sayda kamen drei Kartons Margarine um.
Im Kreis Meißen, Bezirk Dresden, wurde in den Geschäften Margarine angeliefert, welche bereits in verdorbenem Zustande war. Diese Lieferung wurde am 5.6.1953 von den Fettstoffwerken Dresden-Leuben produziert und gelangte erst am 4.7.1953 in die Verkaufsstellen.
Da die stoßweise Lieferung von großen Mengen leicht verderblicher Ware (Fleisch, Käse usw.) nicht sofort verkauft werden kann, ergeben sich erhebliche Schwierigkeiten, da in den Verkaufsstellen der HO und des Konsums nicht genügend Kühlschränke zur Verfügung stehen. Es muss deshalb eine gleichmäßige Belieferung dieser Waren erfolgen.
In den vergangenen Tagen wurden vom kommunalen Großhandel Karl-Marx-Stadt Importlieferungen entgegengenommen. Diese Sendung bestand aus Zitronen und Aprikosen. Bei letzteren waren beträchtliche Verluste. Nach dem Zustand der Ware muss sie schon in überreifem Zustand verladen worden sein.
Ein weiteres großes Problem ist die Transportraumfrage. Es ist zu verzeichnen, dass in vielen Bezirken die Transportmittelfrage sehr mangelhaft ist. Dadurch entstehen in der Belieferung der Geschäfte Schwierigkeiten bzw. wird durch schlechte Transportmöglichkeiten der Liefertermin hinausgeschoben und verschiedene Warenarten sind dann dem Verderb ausgesetzt.
Durch das Fehlen von Kraftfahrzeugen ist z. B. der kommunale Großhandel in Karl-Marx-Stadt noch nicht leistungsfähig genug, sodass die privaten Einzelhändler ihre Waren (besonders die Grünwaren) schon in den frühen Morgenstunden anbieten können, wogegen die HO und der Konsum erst in den Mittagsstunden die Waren zum Verkauf bringen. Dies kann erst dann abgeändert werden, wenn genügend Lastzüge zur Verfügung stehen. Dem Ministerium für Handel und Versorgung wurde dies bereits gemeldet, man hat aber bisher nicht darauf geantwortet. Das gleiche Bild zeigt sich in Freital, Bezirk Dresden, wo die privaten Einzelhändler die Waren viel schneller bei der DHZ abholen, als der staatliche und genossenschaftliche Einzelhandel, der durch die DHZ beliefert wird, da Fahrzeuge nur ungenügend zur Verfügung stehen. Die Kreiskonsumgenossenschaft in Roßlau, Bezirk Halle, besitzt 40 t Fahrzeugraum. Davon sind 40–60 % ständig in Reparatur. Der Fahrzeugpark der KG besteht aus alten Fahrzeugen. Da im Fuhrpark ein ständiger Rückgang ist, ist auch die Versorgung im Kreisgebiet nicht gewährleistet. Das Gleiche trifft auch für die HO Roßlau zu. Dies wurde bereits dem Präsidenten des VDK Wittkowski16 gemeldet.
Ein weiterer großer Mangel, welcher in allen Bezirken auftritt, ist die schlechte und unzureichende Versorgung der Bevölkerung mit Hausbrand. Die Rohkohleversorgung im 2. Halbjahr 1953 wird nach dem vom Ministerrat bestätigten Verteilungsplan vom 28.5.1953 vorgenommen.
Der Verteilerplan sieht vor 20 376 000 t Briketts und 81 377 000 t Rohbraunkohle. Bei normaler Verteilung müsste der Produktionsplan die gleichen Zahlen vorsehen. Der Produktionsplan sieht jedoch nur eine Menge von 19 870 000 t Briketts und 79 120 000 t Rohbraunkohle vor. Der Verteilerplan ist deshalb so hoch, weil die Plankommission die HV Kohle verpflichtet hat, die im 1. Halbjahr entstandene Untererfüllung nachzuholen. Nach vorläufigen Berechnungen kann die HV Kohle den Produktionsplan mit 18 500 000 t Briketts und 80 000 000 to Rohbraunkohle erfüllen, weil im Brikettplan 1,1 Mio. t neue Kapazitäten enthalten sind, die bis Jahresende nicht anlaufen und durch den Tag des Bergmanns ca. 130 000 t Briketts ausgefallen sind. Der gleiche Ausfall wird auch am 1. Weihnachtsfeiertag eintreten. Durch diese Differenz zwischen Verteilerplan und Produktionsplan ist die gesamte Kohlenversorgung gefährdet und ein Stillstand ist nur bei operativer Lenkung der Versorgung zu vermeiden. Damit ist jedoch die Ursache des Fehlers nicht beseitigt, die darin zu suchen ist, dass die Produktion nicht den Anforderungen der Verbraucher gerecht wird.
Der Kontingentträger Energie kommt im Monat August nicht mit der zugewiesenen Kohle aus und die Kraftwerke Breitungen, Gispersleben, Finow und Erfurt können nicht mit Brennstoff versorgt werden, d. h. dass die Kraftwerke im August stillstehen müssten. Zur Versorgung sind hier 73 000 t Briketts erforderlich.
Am 16.7.1953 fasste der Ministerrat den Beschluss,17 dass das Kontingent Handel und Versorgung (Bevölkerung und örtliche Industrie) im III. Quartal auf Kosten anderer Industrie mit Kohle versorgt werden muss, sodass in der Industrie eine weitere Verschärfung der Situation eintritt. Ein weiterer Fehler ist der, dass im Plan für Deputate 600 000 t Briketts vorgesehen sind, tatsächlich aber 725 000 t Briketts benötigt werden.