Absatzschwierigkeiten bei Möbeln
25. Juli 1956
Information Nr. 91/56 – Betrifft: Möbelstau
Aus den Bezirken Karl-Marx-Stadt, Leipzig, Berlin und Potsdam wird bekannt, dass es Schwierigkeiten im Absatz von Möbeln gibt. In der Industrie stauen sich die Waren, weil sie vom Handel nicht abgenommen werden, und im Handel sind die Lager ebenfalls voll. Die Ursachen des schleppenden Absatzes liegen darin, dass einmal die Möbel oftmals nicht dem Geschmack der Bevölkerung entsprechen und zum anderen als zu teuer angesehen werden.
Die Lage sieht im Wesentlichen wie folgt aus: In allen 19 Berliner Möbelfabriken ist z. B. seit Anfang Juli ein Möbelstau eingetreten. Per 30.6.1956 belief sich die Summe der festliegenden Möbel auf ca. 500 000 DM. Im VEB Berliner Möbelwerk stehen 300 Schlafzimmer auf Lager. Außer den Lagerräumen sind auch andere Räume, einschließlich der Kulturraum, mit Möbeln angefüllt. In den HO-Kreisbetrieben und dem Konsum Berlin sind die Lagerräume ebenfalls überfüllt, sodass die vertragsgebundenen Waren nicht abgesetzt werden können und der Handel Vertragsstrafe zahlen muss. Nach Einschätzung der Handelsbetriebe sollen die Warenbereitstellungspläne bei Möbeln zu hoch sein, sodass sie den Warenumsatzplan an Möbeln 1956 voraussichtlich nur mit 65 % erfüllen werden können. In allen Berliner Möbelbetrieben besteht durch den Möbelstau die Gefahr der Einschränkung der Produktion und der damit verbundenen Kündigung von Facharbeitern.
Die Möbelfabrik im Kreis Luckenwalde, [Bezirk] Potsdam, kann die Möbel ebenfalls nicht absetzen, weil es sich hier bei den auf Lager befindlichen Möbeln größtenteils um Möbel der Güteklasse II handelt. Der Großhandel hat die Absicht, die mit den Möbelwerken abgeschlossenen Verträge zu stornieren, weil von der Bevölkerung nur noch Möbel bester Qualität gekauft werden. Auch in der HO Altenburg lagern große Mengen Möbel. Die HO ist trotzdem verpflichtet, die für das II. Halbjahr vorgesehene Menge von 1,3 Mio. DM abzunehmen.
Bei einer Aussprache der Verantwortlichen des Konsums des Kreises Grimma, [Bezirk] Leipzig, wurde erklärt, dass die Anlieferung von Möbeln viel zu hoch sei, sodass die Lager überfüllt sind. Außerdem waren die Preise für Stühle viel zu hoch. 1955 hätte ein Stuhl 30,00 DM gekostet, jetzt kostet derselbe Stuhl 38,00 DM bis 40,00 DM.
Der Direktor der HO-Industriewaren Mittweida, [Kreis] Rochlitz, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, erklärte, dass die Lager voll sind. Trotzdem wurden die laut Plan anzuliefernden Mengen an Möbeln nicht storniert.