Arbeitsmethoden der HO-Gaststättenverwaltung Berlin-Friedrichshain
25. Mai 1956
Sonderinformation – Betrifft: Arbeitsmethoden der HO-Gaststättenverwaltung Berlin-Friedrichshain [Information Nr. M108/56]
Die HO-Gaststätte »Pettenkofer Klause«1 hat für 60 Personen Sitzplätze und beschäftigt fünf Personen als Personal. Das durchschnittliche Soll dieser Gaststätte ist 19 000 DM monatlich. Wie bekannt wurde, wird dieses Soll im Durchschnitt mit 20 000 DM übererfüllt.
Die Gaststätte ist ständig im Wettbewerb unter den ersten drei Gaststätten des Bezirkes Friedrichshain zu finden. Aufgrund dieser Tatsache wurde der Betrieb im Kollektiv durch ein Anerkennungsschreiben im Sinne der Planerfüllung des 2. Fünfjahrplans2 vom 1. Stellvertreter des Ministerpräsidenten Walter Ulbricht ausgezeichnet. Das Anerkennungsschreiben ist persönlich, aufgrund der vorbildlichen Leistung dieser Gaststätte, vom Genossen Walter Ulbricht unterschrieben. Die Gaststättenverwaltung benutzte dieses Anerkennungsschreiben, um auf der Rückseite, mit Schreibmaschine geschrieben, eine Kollektivprämie in Höhe von 30,00 DM zu vermerken. Das bedeutet, dass jeder Mitarbeiter der Gaststätte rund 5,00 DM Prämie erhalten würde. Von dem Personal, dass wie bekannt wurde nicht parteigebunden ist, verzichteten einige Mitarbeiter auf diese 5,00 DM, weil sie das als lächerlich und Hohn empfanden.
Weiterhin wurde bekannt, dass die HO-Gaststättenverwaltung, trotz Einspruch des Gaststättenleiters der »Pettenkofer Klause«, dieses Lokal zu einem Nachtbetrieb entwickeln will. Bei der Durchsetzung dieser Anordnung würde das bedeuten, dass dieses Lokal in keinem Fall mehr das gestellte Soll erreichen würde und zum anderen ständig, bedingt durch die Gäste, die dann dort verkehren würden, in Verruf käme. Zum anderen ist auch die Umwelt für die Einrichtung als Nachtlokal ungeeignet. Der Abschnittbevollmächtigte der VP ist von diesen Tatsachen ebenfalls unterrichtet und nimmt auch gegen die Einrichtung eines Nachtbetriebes Stellung.
Aufgrund der vorliegenden Tatsachen wäre es angebracht, durch die Partei das Verhalten der Gaststättenverwaltung Friedrichshain einer Prüfung zu unterziehen.