Arbeitsniederlegungen (2)
19. Juni 1956
Information Nr. 25/56 – Betrifft: Arbeitsniederlegung
Der [VEB] Stahlbau Niesky führt auf der Baustelle Stalinstadt – Bauobjekt Heizkraftwerk – Montagearbeiten durch. Unter den Arbeitern kam es zu starken Diskussionen über die dort herrschenden Zustände. Die Arbeiter verließen am 8.6.1956 die Arbeitsstelle und nahmen erst am 11.6.1956 die Arbeit wieder auf. Am 11.6.1956 ist eine Delegation von Arbeitern im Stahlbau Niesky vorstellig geworden und verlangte von der Betriebsleitung und BGL die sofortige Abstellung der Missstände in Stalinstadt. Grund der Beschwerde war schlechte Unterkunft und das Nichtvorhandensein von Leistungsnachweisen.
Der parteilose Brigadier brachte zum Ausdruck: »Unsere Unterkunft in Stalinstadt ist schlechter als ein früheres Gefängnislager, wir müssen auf Schilf schlafen und haben nicht einmal Wasser, damit wir uns waschen können. Die Unterkunft ist dreckig und verwahrlost und dafür verlangt man auch noch 1,50 DM pro Tag. Wir bekommen schon lange nicht mehr die Arbeitsvorgaben und die darauf fallenden Stunden, sondern der Betrieb rechnet hinterher ab und gibt dann 10 % Zuschlag. Durch die Missstände und die mangelnde Unterstützung werden mindestens 2 500 DM Standgelder anfallen, denn wir sind am Freitag nach Hause gefahren und am Samstag sind zehn Waggon zum Entladen eingetroffen.«