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Arbeitsniederlegungen (20)

7. Dezember 1956
Information Nr. 377/56 – Betrifft: Ergänzungsmeldung zur Arbeitsniederlegung im Karl-Marx-Werk Magdeburg

Wie ergänzend bekannt wird, legten am 5.12.1956 im Gegensatz zu bisherigen Meldungen von 8.00 bis 12.00 Uhr 65 Kollegen der neuen Putzerei ihre Arbeit nieder.

Ursache

Im Oktober wurde der Plan der Putzerei nicht erfüllt. Im November erfüllten die Kollegen den Plan. Aus einem Lohnaushang, der am 5.12.1956, um 7.00 Uhr, in der Putzerei veröffentlicht wurde, stellten die Arbeiter fest, dass – obwohl Produktionserfüllung vorhanden war – sie weniger Geld bekamen als im Oktober. Daraufhin verlangten sie von ihren Meistern und Brigadieren Rechenschaft, die ihnen nur ungenügend gegeben werden konnte. So entwickelten sich Diskussionen, aus denen dann die Arbeitsniederlegung von vier Stunden zustande kam. Erst nachdem die zentrale Parteileitung, der Bezirksvorstand der IG Metall und die Bezirksleitung der Partei um 11.30 Uhr im Betrieb eintrafen und mit den Arbeitern verhandelten, wurde um 12.00 Uhr die Arbeit wieder aufgenommen.

Die Ursache der Lohnminderung ist folgende: In dem neuen Vertrag, der aufgrund der Hennigsdorfer Methode erarbeitet wurde,1 ist ein Abzug von 2,8 Minuten für die Sägerei und von 4,2 Minuten für die Brigadiere enthalten, sodass sich sieben Minuten Abzug (pro Stunde) für jeden einzelnen Arbeiter ergeben. Dies war den Arbeitern nicht bekannt, da mit ihnen diese Punkte des Vertrages nicht diskutiert worden waren. Der Vertrag wurde nur stückweise diskutiert und nur in diesen Punkten, die für die Beschäftigten günstig waren. In der Aussprache mit den Kollegen wurde versprochen, dass ihnen die sieben Minuten wieder gezahlt werden und dass in jedem Monat mit ihnen diskutiert werden wird, bevor der Lohnaushang heraus kommt.

Zur Prämienfrage

Am 3.12.1956 kam es im VEB Gießerei Aue, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, zu größeren Unzufriedenheit unter den Arbeitern, da die Kulturverordnungsprämien für die Angehörigen der Intelligenz ausgezahlt wurden. Diese Unruhe wirkte sich soweit aus, dass einzelne Arbeiter nicht mehr weiterarbeiteten und es zu einer nicht geplanten Belegschaftsversammlung kam. Der 1. Sekretär der SED-Kreisleitung Aue sowie der Wirtschaftsfunktionär begaben sich sofort in den Betrieb und waren in der Lage, in der so entstandenen Belegschaftsversammlung sofort zu sprechen, sodass die Arbeiter beruhigt wurden. In der Versammlung wurde festgelegt, dass die Prämienverteilung in dem Gewerkschaftsaktiv und den Gewerkschaftsgruppen erneut und anschließend nochmals im Gewerkschaftsaktiv behandelt und festgelegt wird. Die alten Auszahlungen wurden rückgängig gemacht, womit die Arbeiter einverstanden waren. Von den Angestellten des Betriebes wurde erneut eine Aussprache mit dem 1. Sekretär der Kreisleitung verlangt.

Im VEB Blechverformungswerk Bernsbach, [Kreis] Aue, gibt es gleichfalls wegen der Verteilung der Kulturverordnungsprämien unter den Arbeitern unzufriedene Stimmungen. Obwohl die Prämie noch nicht ausgezahlt wird, gibt es Diskussionen, wo die Arbeiter sagen, »wir wollen keine Almosen«, da man die Prämien 90 zu 10 verteilen wollte. Die Arbeiter verlangten eine Auszahlung von 50 zu 50, anderenfalls würden sie entsprechend darauf reagieren.

  1. Zum nächsten Dokument Stimmung zu den Ereignissen in Ungarn

    8. Dezember 1956
    Information Nr. 378/56 – Betrifft: Stimmung der Bevölkerung zu den Ereignissen in Ungarn

  2. Zum vorherigen Dokument Zweiwochenbericht

    7. Dezember 1956
    Informationsdienst Nr. 21 zur Beurteilung der Situation in der DDR