Arbeitsniederlegungen (3)
29. Juni 1956
Information Nr. 44/56 – Betrifft: Arbeitsniederlegungen
Durch den Hafenleiter vom DSU-Hafen1 Brandenburg wurde am 27.6.1956 mitgeteilt, dass zwölf Hafenarbeiter in der Frühschicht am 23.6.1956, von 6.00 Uhr bis 7.00 Uhr, in einen Sitzstreik getreten sind. Der Anlass dazu war, dass die Hafenmitarbeiter an den Gleisen Pflegearbeiten für Bezahlung im Stundenlohn ablehnten. Die Ursache, dass es zu diesem Sitzstreik kam, war, dass einer der Arbeiter aus Brandenburg aufwiegelte und die anderen Arbeiter ansprach, in den Sitzstreik zu treten. Bis auf einen Arbeiter sind alle dieser Aufforderung nachgekommen.
Androhung von Arbeitsniederlegungen
Im Schacht 356 der Wismut in Ronneburg bestanden Förderschwierigkeiten in der Materialversorgung und Kumpelförderung. Diese Erscheinungen führten zu größeren Missstimmungen unter der Belegschaft. Für die minus 60- und 120-Sohle wurde aus diesem Grunde am 7. und 8.6.1956 eine Versammlung durchgeführt, um mit den Kumpels über die Schwierigkeiten zu sprechen. Dazu wurde die Schachtleitung eingeladen, die jedoch nicht erschienen ist. Daraufhin äußerte ein Kumpel, dass man auf der minus 60-er Sohle streiken wollte. Eine Überprüfung dieser Äußerung ergab, dass sich der Streik nicht gegen Partei und Regierung richten sollte, sondern vielmehr gegen das ITP, welches durch schlechtes Verantwortungsbewusstsein zu den betrieblichen Dingen wenig Interesse zeigt.
Im Schacht 38 der Wismut in Aue2 gibt es ebenfalls Hinweise über negative Stimmung. Die Brigaden sind über die schlechte Arbeit des ITP verärgert. Im Durchschnitt erfüllten die Brigaden aufgrund mangelnder Arbeitsorganisation des ITP ihre Normen nur mit 60 bis 80 %. Diese Stimmung wird von negativen Elementen ausgenutzt und Folgendes dabei zum Ausdruck gebracht: »Es langt gerade zum Streik. In Westdeutschland würde kein Kumpel mehr einfahren.« Es handelt sich dabei um Arbeiter, die erst kürzlich vom Objekt 01 – Johanngeorgenstadt – nach dem Schacht 38 versetzt wurden.