Arbeitsniederlegungen (8)
31. Juli 1956
Information Nr. 111/56 – Betrifft: Arbeitsniederlegung
Am 19.7.1956 wurde im VEB Edelstahlwerk »8. Mai« Freital, [Bezirk] Dresden, im Hammerwerk von 15 Kollegen in der III. Schicht von 22.00 bis 23.00 Uhr die Arbeit niedergelegt. Die Ursache dazu war, dass die Zeitnormen auf der Arbeitszeitkarte nicht vermerkt waren. Die Schuld an diesem Vorfall trägt der Obermeister, indem er die Zeit auf den Karten nicht vermerkt hatte. Nach Klärung dieser Angelegenheit durch die Betriebsleitung nahmen die Kollegen die Arbeit wieder auf.
In der LPG Schönefeld-Dümde, [Kreis] Luckenwalde, [Bezirk] Potsdam, legten am 27.7.1956 von 26 Genossenschaftsbauern 13 die Arbeit nieder. Sie erklärten aus der LPG auszutreten, wenn sich der Zustand in der LPG nicht bald ändern würde. Die Ursachen dafür sind folgende: Die Genossenschaftsbauern sind nicht einverstanden, dass sie für vier Genossenschaftsbauern, die vor allem ihre individuelle Wirtschaft betreiben und wenig Zeit für die Arbeit in der LPG haben, die Arbeit mitmachen müssen. Diese vier Genossenschaftsbauern treten gegenüber anderen sehr diktatorisch auf. Die 13 Genossenschaftsbauern nahmen nach einer sofort geführten Aussprache mit der SED-Kreisleitung die Arbeit nach ca. fünf Stunden wieder auf. Die vier Genossenschaftsbauern legten am gleichen Tage aus Protest ebenfalls die Arbeit nieder und gaben ihre Austrittserklärung ab. Auf der durchgeführten Vollversammlung wurden die Anträge jedoch abgelehnt. Bis zum heutigen Tage haben diese vier Genossenschaftsbauern ihre Arbeit noch nicht wieder aufgenommen.
In der LPG Luckow, [Kreis] Ueckermünde, [Bezirk] Neubrandenburg, legten am 20.7.1956 um 11.30 Uhr drei junge Industriearbeiter, vier Genossenschaftsbauern und eine Saisonarbeiterin bis zum 21.7.1956 die Arbeit nieder. Als Begründung wurde von den Jugendlichen angegeben, dass sie kein Geld mehr hätten und sich deshalb nichts zu essen kaufen könnten. Die acht Jugendlichen haben keine individuelle Wirtschaft und sind somit auf die Auszahlung der Arbeitseinheiten angewiesen. Die Bauernbank hatte für die Auszahlung der Vorschüsse andere Termine festgelegt, womit ein großer Teil der Genossenschaftsbauern nicht einverstanden war. So wurde am 17.7.1956 die Bauernbank von der LPG Luckow angerufen, dass die Mitglieder mit den neuen Terminen nicht einverstanden sind und wieder die alten fordern. Die Zahlung erfolgte entsprechend der Vorschläge der LPG. Zu bemerken ist noch, dass auf der Vollversammlung am 12.7.1956 dieses Problem weder vom Vorstand noch von den Mitgliedern angesprochen wurde.