Besondere Vorkommnisse bei deutsch-sowjetischem Fußballspiel
26. Juli 1956
Information Nr. 97/56 [Betrifft: – Besondere Vorkommnisse (Bericht der BV Potsdam)]
Am 11.7.1956 fand in Pritzwalk anlässlich der 700-Jahrfeier ein Fußballspiel zwischen der DDR-Oberligamannschaft »Empor« Rostock1 und der sowjetischen Auswahl Wünsdorf2 statt.
Beide Mannschaften wurden zu Beginn des Spieles von dem Bürgermeister der Stadt Pritzwalk begrüßt und es wurden ihnen Geschenke überreicht. Nach Anpfiff des Spieles, welches ein gutes spielerisches Niveau hatte, verliefen die ersten 20 bis 30 Minuten ohne besondere Zwischenfälle. Danach schlug die Stimmung offensichtlich um. Bei den geringsten Vorkommnissen vonseiten der sowjetischen Spieler ertönten Pfui-Rufe, Pfiffe und sonstige Äußerungen, des Weiteren wurde die russische Sprache verhöhnt. Dieses verschärfte sich nach Beginn der zweiten Spielhälfte. Jetzt wurden Rufe laut wie: »Haut die Russenstrolche vom Platz – haut ihnen die Beine weg.« In der 60. Spielminute hatte ein Angehöriger der sowjetischen Fußballmannschaft einen Zusammenstoß im Spiel mit einem Spieler der Rostocker Mannschaft, wobei der Spieler der sowjetischen Mannschaft den Rostocker Spieler mit dem Wort »Faschist« bezeichnete.
Diese geschilderten Äußerungen und Vorkommnisse waren hauptsächlich unter den Zuschauern der linken Platzseite zu verzeichnen. Es waren dies zum größten Teil Zuschauer aus den umliegenden Dörfern von Pritzwalk. Einige diesbezüglich zur Rede gestellte Personen verließen vor Beendigung des Spieles den Platz. Nach Beendigung des Spieles wurden beide Mannschaften vonseiten der Mannschaftsführung zu einer Aussprache eingeladen. Dort wurden die Unklarheiten und Meinungsverschiedenheiten während des Spielablaufs geklärt. Weiterhin entschuldigte sich der sowjetische Spieler, der die Äußerung »Faschist« getan hatte, bei dem Spieler der Rostocker Mannschaft. Die beiden Mannschaften gingen danach im guten Einvernehmen auseinander.