Betreuer koreanischer Jugendlicher in Plauen
8. September 1956
Information Nr. 191/56 – Betrifft: Betreuer der koreanischen Jugendlichen, die als Lehrlinge bei der »Plamag« in Plauen/Vogtland arbeiten
In einer Unterhaltung mit den koreanischen Jugendlichen wurde bekannt, dass sie nicht das richtige Vertrauen zu dem Betreuer haben und anfangs auch seine Einsetzung abgelehnt haben. Ihnen ist bekannt, dass der Betreuer gegenüber anderen, fremden Personen schlecht über sie spricht, zum anderen ihnen aber auch nicht hilft und nicht mit ihnen diskutiert. Nach Meinung der Jugendlichen spricht der Betreuer mit zwei Gesichtern, wobei er das freundliche Gesicht immer den verantwortlichen Menschen zeigt.
Auf der anderen Seite kam zum Ausdruck, dass die Stellung zu den koreanischen Jugendlichen verschieden ist. So werden sie zum Beispiel unterstützt vom Parteisekretär und Arbeitsdirektor sowie Lehrmeister der »Plamag«,1 während der Heimleiter des Wohnheimes der Deutschen Post, wo sie untergebracht sind, mitunter versucht, durch Spitzfindigkeiten Unzufriedenheit bzw. Missstimmung hervorzurufen.
Ein Beispiel: Die koreanischen Lehrlinge sind zum Wochenende allein im Wohnheim. Im Klubzimmer geht beim Hinsetzen ein Sessel entzwei, was der Heimleiter als Anlass nimmt, die Jugendlichen zu beschimpfen, ihnen vorzuwerfen, dass dies Eigentum der deutschen Arbeiter und Bauern sei und nicht von ihnen demoliert werden kann. Diesen Ausdruck bekamen sie oft zu hören, sodass sie ihre Leitung gebeten haben, dass man sie in die Heimat lässt.
Die Jugendlichen haben monatlich DM 10,00 zur Verfügung, wovon sie sich ihren persönlichen Bedarf decken müssen (Briefpapier, Friseur usw.). So wollten sie mit ihrem gesparten Geld eine Eisenbahnfahrt machen, worauf ihnen Verschwendung der Groschen deutscher Arbeiter und Bauern vorgehalten wurde.
Die Jugendlichen bemühen sich, sehr gute Leistungen zu erzielen und haben dabei den Wunsch, bald in ihre Heimat zu kommen. Der Betreuer ist parteilos und hat keine positive Einstellung zur DDR. Die Jugendlichen verlangen einen bewussten Genossen als Betreuer, der ihnen ein Freund und Helfer ist.