DDR-Kartenverkauf für Fußball-Länderspiel Bundesrepublik–England
26. Mai 1956
Information – Betrifft: Kartenverkauf in der DDR zum Fußball-Länder-Spiel Westdeutschland – England am 26. Mai 1956 im Olympiastadion in Westberlin [Information Nr. M112/565]
Es wurde festgestellt, dass in fast allen Bezirken Eintrittskarten aufgetaucht sind. Dabei traten bis auf einen Fall keine feindlichen Zentralen als Organisationen in Erscheinung. Bei diesem einen Beispiel wurden vom amerikanischen Geheimdienst drei GM der Verwaltung »W«1 mit der Begründung nach Westberlin eingeladen, dass dies eine passende Gelegenheit für einen Treff sei. Alle übrigen Kartenkäufe waren auf Eigeninitiative von in der DDR wohnhaften Personen zurückzuführen. Besonders stark waren sie im Bezirk Halle, wo in der Waggonfabrik Bitterfeld2 ca. 200 Karten verkauft und Omnibusse vom Betrieb zur Fahrt nach Berlin gefordert wurden. (Organisatoren noch nicht bekannt.)
Im Bezirk Cottbus, Kreis Spremberg, sind ebenfalls ca. 200 Karten gekauft worden. Hier wurde beispielsweise im Betrieb »Glaswerk Friedrichshain« ein Rentner vom Parteisekretär und BSG-Leiter beauftragt, Karten in Westberlin zu besorgen. Der Betrieb stellt für die Fahrt einen Omnibus bis Königs Wusterhausen. In Leipzig wurden ca. 700 Karten gekauft. Meist wurden private Verbindungen ausgenutzt, aber ein großer Teil hat auch in Westberlin direkt Karten geholt. Vom Bezirk Erfurt ist bekannt, dass je eine Mannschaft vom SC Motor Jena und Ilmenau geschlossen fährt. Bei der DSU Magdeburg wurden fünf Karten besorgt und im Bezirk Schwerin wurde von der Trapo eine Person festgenommen, die für Eisenbahner aus Mirow und Pasewalk Karten besorgen sollte. In der Warnow-Werft wurden ebenfalls in geringer Anzahl Karten verkauft. Kartenverkauf war u. a. in Berlin W 30, Kurfürstendamm 30, dem Sitz des Verbandes Berliner Ballspiele (VBB).