Diskussionen an der Universität Jena
18. Dezember 1956
Information Nr. 386/56 – Betrifft: Diskussionen an der Universität Jena
Die Diskussionen über den Russisch-Unterricht, die Gesellschaftswissenschaften1 und die Studentenbälle sind stark zurückgegangen. Anlässlich der Wahl der Universitätsgewerkschaftsleitung wurde von den Anwesenden eine Resolution angenommen, in welcher gefordert wird, die Unruhestifter unter den Studenten zur Verantwortung zu ziehen. In ähnlichem Sinne äußern sich mehrere Studenten. Ein parteiloser Physikstudent sagt, »dass mit dem Physikprogramm nicht die Staatsmacht angegriffen werden sollte. Aufgabe war es, bestimmte Fehler und Schwächen zu kritisieren. Es könne aber durchaus unter den Studenten Personen geben, die in irgendwelchem Auftrage bewusst Unruhe stiften wollen. Diese Personen sollte man strengstens bestrafen.«2
Es werden auch Stimmen laut, die erneut provozieren. Sie besagen, dass man in dieser Woche auf dem Hof des pharmazeutischen Institutes die Russisch-Bücher sowie einige Stalinbände verbrennen wolle. Die Universitätsparteileitung ist unterrichtet und bereitet Maßnahmen vor.