Ergänzung zum Bericht über die Umsiedler in der DDR
14. Juli 1956
Information Nr. 70/56 – Betrifft: Ergänzung zum Bericht über die ehemaligen Umsiedler
Zu Punkt III/3 (Feindtätigkeit) wird ergänzend mitgeteilt:
Im Oktober 1955 wurde in Erfurt ein Vorgang liquidiert, der sich gegen den ehemaligen Umsiedler aus der ČSR [Name 1] richtete. [Name 1] unterhielt seit Jahren Verbindungen zu den Funktionären der sudetendeutschen Landsmannschaft in Westberlin Wächter1 und Zoufal2 und erhielt von diesen und gab auch an diese Anschriften von ehemaligen Umsiedlern aus der ČSR, die jetzt im Gebiet der DDR wohnhaft sind. Außerdem trieb [Name 1] für den amerikanischen Geheimdienst MID3 seit 1950/51 Militärspionage im Gebiet der DDR und gab auch dort diese Anschriften bekannt. Weiter warb er im Gebiet der DDR sechs Personen zur feindlichen Mitarbeit an bzw. führte sie persönlich dem MID zur Mitarbeit zu. Dieser angeworbene Personenkreis stammte vorwiegend aus Teplitz-Schönau (ČSR) und wurde unter dem Vorwand geworben, eine Tat zu vollbringen, um früher in ihre alte Heimat zurückzukommen. Dieser Vorgang erstreckte sich auf die Bezirke Erfurt, Gera, Magdeburg, Halle, Rostock und Suhl.
Die in der letzten Zeit vom MfS liquidierten Vorgänge zeigten, dass Funktionäre von Umsiedlerorg[anisationen] in Westberlin Verbindungen zu ausländischen Geheimdiensten unterhalten. Dies ist besonders zutreffend für die Landsmannschaften Schlesien, Sudetengau, Danzig und Balten-Deutsche. So wurde z. B. der Agent [Name 2, Vorname] welcher Kassierer der Landsmannschaft Danzig und gleichzeitig Jugendführer der Jugendgruppe Danzig war, mit weiteren sechs Personen verhaftet, weil er aus seiner Landsmannschaft Umsiedler aus der DDR an den englischen Geheimdienst vermittelte. Der Agent Gohlke, Willi,4 hat im Auftrage des Bundes-Archivs der Vertriebenen in Hamburg Skizzen über seinen ehemaligen Heimatort in der Volksrepublik Polen angefertigt und gleichzeitig Umsiedler Adressen im Gebiet der DDR gesammelt. Die Umsiedlerin [Name 3], wohnhaft Hohenstein-Ernstthal, hatte Verbindung zu dem Leiter des Flüchtlingslagers Douglasstraße in Westberlin5 und in dessen Auftrage verleitete sie Jugendliche aus der DDR zur Republikflucht.