Erkrankungen an Gehirnhautentzündung
30. Juli 1956
Information Nr. 107/56 – Betrifft: Erkrankungen an Gehirnhautentzündung [2. Bericht]
Die Zahl der an Gehirnhautentzündung erkrankten Personen hat sich im Stadtgebiet Magdeburg auf 117 erhöht. Die Hygieneinspektion veranlasste, dass alle Freibäder geschlossen und die übrigen Badeanstalten täglich mehrmals gechlort werden. Sämtliche Feuerlöschteiche und Planschbecken werden abgelassen! Die Fahrt von Sportvereinigungen zum Turn- und Sportfest nach Leipzig wurde untersagt.1
In der Stadt Potsdam und Umgebung und im Kreisgebiet Neuruppin gibt es 61 Erkrankungen von Gehirnhautentzündung, allerdings noch nicht epidemischen Charakters. In den Kinderferienlagern sind zwar noch keine solchen Fälle aufgetreten, aber es wurden dort auch keine vorbeugenden Maßnahmen eingeleitet, weil pro Kind Unkosten in Höhe von 30,00 bis 40,00 DM entstehen würden.
Außerdem sind im Bezirk Potsdam sieben Fälle von Spinaler Kinderlähmung aufgetreten, in einem Falle tödlich. Weitere drei Erkrankungen an Spinaler Kinderlähmung waren im Kinder-Ferienlager Binz – das von einem Potsdamer Betrieb organisiert ist – festzustellen. Über das Lager wurde Quarantäne verhängt. Ein zweiter Durchgang findet nicht statt.
Im Westberliner »Telegraf« und der »Der Tag« vom 27.7.1956 und in »Die Welt« vom 29.7.1956 wurden Notizen über diese Massenerkrankungen veröffentlicht, jedoch ohne besonderen Kommentar.2