Erkrankungen in Kinderferienlagern
27. Juli 1956
Information Nr. 101/56 – Betrifft: Erkrankungen in Kinderferienlagern und von für Ferienlager vorgesehenen Kindern [1. Bericht]
Am 16.7.1956 wurden zwei Kinder aus dem Betriebsferienlager des VEB Zentralwerkstätten Welzow/Mecklenburg,1 in Obercunnersdorf,2 [Kreis] Löbau, wegen Scharlach in die Landesheilanstalt Großschweidnitz eingeliefert. Schutzmaßnahmen wurden im Lager eingeleitet.
Im Kinderferienlager Piskowitz,3 [Kreis] Kamenz, (sorbisches Gebiet) sind 21 Kinder an Ruhr erkrankt. Im Ferienlager Frauensee, [Kreis] Königs Wusterhausen, [Bezirk] Potsdam, erkrankte ein Kind an Scharlach. Im Ferienlager in Michendorf, [Kreis] Potsdam-Land, [Bezirk] Potsdam, erkrankte ein Kind an Diphterie. Über das Lager wurde eine Quarantäne von fünf Tagen verhängt.
In Magdeburg sind 65 Erkrankungen an Gehirnhautentzündungen (davon 7 Erwachsene) und in Haldensleben 17 Erkrankungen festgestellt worden. Die unter Leitung der Bezirksärztin Dr. Flamm4 vom Rat des Bezirkes gebildete Ärztekommission fasste den Beschluss, den zweiten Durchgang der Kinderferienlager in Magdeburg abzusagen. Damit fällt die Kinderferienaktion der Magdeburger Kinder nach Thüringen und in den Harz – wo sich die Ferienlager der Magdeburger Betriebe befinden – aus. Für den Kreis Haldensleben ist die gleiche Regelung getroffen. Betroffen werden davon insgesamt 15 000 Kinder. Die westdeutschen Kinder müssen dadurch gleich von der Grenze bzw. von Potsdam aus auf die Republik aufgeteilt werden.
Der Rat des Bezirkes trägt sich mit dem Gedanken, die gesamte Kinderferienaktion für die Stadt Magdeburg und Haldensleben aufzuheben und die in den Ferienlagern befindlichen Kinder dort zu belassen. In diesem Zusammenhang wird von einigen Eltern erklärt, dass die Krankheitserreger von Koreanern und Chinesen eingeführt worden seien.