Flugblattverbreitung (Muster für die Berichterstattung der BV)
15. Juni 1956
Information Nr. 19/56 – Betrifft: Hetzschriftenverbreitung
Trotz unserer konkreten Anforderung vom 21.3.1956 ist die Berichterstattung einiger Bezirksverwaltungen über die Verbreitung von Hetzschriften sehr unübersichtlich, sodass eine ordnungsgemäße Erfassung und Weitermeldung seitens der Abteilung Information sehr erschwert wird bzw. manchmal fast unmöglich ist. Um in Zukunft eine Verbesserung zu erreichen, übersenden wir in der Anlage ein Muster. Ab sofort ist jeweils freitags für die vergangene Zeit von Freitag bis Donnerstag (siehe anhängendes Beispiel) anhand der im Muster gegebenen Aufgliederung zu berichten. Die Terminstellung schließt nicht aus, dass besondere Erscheinungen wie z. B. Einschleusen einer größeren Anzahl von Ballons nach wie vor sofort zu melden sind.
In den angegebenen Punkten bitten wir noch Folgendes zu beachten:
Zu I
Die Hetzschriften der einzelnen Feindzentralen1 sind nur noch als Gesamtzahl zu erfassen. Meldungen über einzelne Kreise sollen nur gegeben werden, wenn es sich um Schwerpunkte handelt. Bei größeren Mengen ist anzugeben, um welches Flugblatt es sich handelt. Wenn unklar ist, von welcher Feindzentrale ein bestimmtes Flugblatt verbreitet wird, bitten wir bei der Abteilung V der Bezirksverwaltung2 bzw. der Abteilung Information3 anzufragen.
Zu II
Hier sind nur die Hetzschriften zu melden, die in die Hände der Bevölkerung gelangten. Um Schwerpunkte zu erkennen, sind die Kreise anzugeben. Veranlassen Sie bitte, dass Sie über jeden dieser Fälle eine Meldung erhalten. Z. B. wurden uns im Monat Mai 1956 von den Informationsgruppen der Bezirke insgesamt 1 074 Briefe mit Hetzschriften, die in die Hände der Bevölkerung gelangten, gemeldet und von der HVDVP insgesamt 1 418 Briefe mit Hetzschriften.
Anlage zur Information Nr. 19/56
Muster [für die Berichterstattung der MfS-Bezirksverwaltungen über die Verbreitung von Hetzschriften]
BV Dresden | Dresden, den 31.5.1956
Betr.: Hetzschriftenverbreitung in der Zeit vom 25.5. bis 31.5.1956
I. Hetzschriftenverbreitung durch Ballon
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KgU:6 862 Stück, »Ulbricht« will mit der freien Welt konkurieren
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FDP: 17 Stück
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UfJ:7 32 Stück
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DGB: –
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CDU: 3 Stück
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»Fr. Junge Welt«:8 65 Stück
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»Der Tag«:9 220 Stück
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»Tarantel«:10 1 315 Stück
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»Freies Europa«:13 1 546 Stück
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Unbekannte Herkunft: 37 262 Stück, »Hinter Pankows Kulissen«14
Besonderer Schwerpunkt war in der Berichtszeit der Kreis Sebnitz mit 12 000 Hetzschriften der SPD und der Kreis Meißen mit 25 000 Hetzschriften »Hinter Pankows Kulissen« von einer unbekannten Feindzentrale. Die Hetzschriften gelangten nur vereinzelt in die Hände der Bevölkerung.
II. Hetzschriftenverbreitung auf dem Postwege
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12 Briefe, Dresden
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2 Briefe, Bautzen
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5 Briefe, Freital
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5 Briefe, Meißen
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24 Briefe insgesamt
Es handelt sich meist um die Fälschung an Ärzte.
III. Ballonfunde
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15 Ballons gefunden, davon 11 mit Hetzschriften
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3 Ballons gesichtet
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18 Ballons insgesamt
IV. Verbreitung von Hetzschriften durch Auslegen, Ankleben usw.
25.5.1956: ein »Sozialdemokrat« an die Anschlagtafel der Gemeinde Zimbel,15 Kreis Dresden.
26.5.1956: zwölf handgeschriebene Hetzzettel in einem Telefonbuch einer Münzfernsprechstelle in Dresden-A 19. Inhalt: Hetze gegen den Genossen W. Ulbricht, Täter: ist unbekannt.
Bemerkungen: Hier gilt es zu beachten, dass bei der Handverbreitung immer die Zahl der Hetzschriften, kurz der Inhalt und vor allem das Datum angegeben werden.
V. Drohbriefe
Ein Drohbrief an den Leiter der HO-Gaststätte »Ratskeller« in Meißen. Inhalt: Aufforderung zur Republikflucht.