Geplante Veranstaltungen am 17. Juni 1956 (2)
14. Juni 1956
Information Nr. 12/56 – Betrifft: 17. Juni
Die SPD-Abteilung Baumschulenweg1 des Kreises Treptow veranstaltet am Sonnabend, den 16.6.1956, ein sogenanntes »Friedensfest« im Lokal Weise, Baumschulenstraße/Ecke Sonnenallee. Durch inoffizielle Quelle wurde uns bekannt, dass Bischof Dibelius2 am 17.6.1956 auf einem Landesjugendgottesdienst der Evangelischen Kirche Anhalts in Dessau predigen wird. Vom Rat des Bezirkes Halle wurde der zuständige Oberlandeskirchenrat Schröter3 der Landeskirche Dessau darauf hingewiesen, dass dieses Treffen am 17.6.1956 nicht erwünscht ist, womit sich OLK Schröter einverstanden erklärte. Als Bischof Dibelius davon erfuhr, ordnete er an, dass das Treffen trotzdem durchgeführt wird. Darauf wurde Schröter zum Staatssekretär Hegen4 geladen, um die Sache zu klären. Schröter ist aber nicht erschienen.
Betr.: Organisierte Dampferfahrten am 16. und 17. Juni 19565
Nachgenannte Betriebe bzw. Organisationen haben folgende Dampferfahrten geplant:
16. Juni 1956Betrieb, Organisation | Ausflugsziel | Name des Dampfers |
---|---|---|
Spedition Friedrich Jahnke | Oberschöneweide | Woltersdorf »Stienitzsee« |
[VEB] Werk für Signal- und Sicherungstechnik | Alt Buchhorst | »Glückauf« |
VVEAB-Luckenwalde | Woltersdorf | »Sirene« |
Arbeitsgruppe des ZK | Ziegenhals | »Fritz III« |
VEB Berliner Glühlampenwerk, Künstlerische Massenarbeit | Ziegenhals »Pankgraf« | [leer] |
Ministerium für Verkehrswesen, Kraftverkehr und Straßenwesen | Neu-Ahlbeck6 »Potsdam« | [leer] |
VEB Bauelemente Friedrichshain | Neu-Helgoland7 | »Elbe« |
VEB Fotochemische Werke Köpenick8 | Rauchfangswerder | »Loreley« |
[VEB] Werk für Signal- und Sicherungstechnik | Müggelhort9 | dto. |
[VEB] Funkwerk Köpenick | ohne Rückfahrt | »Horrido« |
Fachschule für Schwermaschinenbau,10 Lichtenberg | Richtershorn11 | »Joachim« |
Fachgruppe Elektro-Mitte | Zeuthen-Brücke | »Forelle« |
Tischlermeister Treptow | Stienitzsee | »Kalksee« |
VEB Rohrleitungsbau | Alt-Buchhorst | »Friedrich Engels« |
Fa. Frank-Holzbau | Neuhelgoland | »Schneewittchen« |
[VEB] Berliner Druckhaus | Richtershorn | »Pankgraf«, »Delphin« |
VEB Zeiss-Foto12 | Schmetterlingshorst13 | »Arcona«, »Menzel« |
VEB Gasversorgung | Müggelseeperle14 | »Karl Marx« |
Betrieb, Organisation | Ausflugsziel | Name des Dampfers |
---|---|---|
Katholische Pfarrgemeinde Buch (78 Personen) | Ziegenhals | »Delphin« |
Landeskirchliche Gemeinschaft15 Petershagen (170 Personen) | Ziegenhals | »Freiheit« |
VdgB Rietz (220 Personen) | Grünau – Woltersdorf | »Friedensbote« |
Bahnmeisterei Karlshorst (120 Personen) | Woltersdorf | »La Paloma« |
Kammerchor Treptow (120 Personen) | Alt-Buchhorst | »Trumpf« |
Werk für Signaltechnik16 (60 Personen) | Alt-Buchhorst | »Joachim« |
VEB Stern-Radio (100 Personen) | Klein-Köris | »Möwe« |
Christliche Vereinigung17 (50 Personen) | Krampenburg18 | unbekannt |
Vom Magistrat, Rat des Stadtbezirkes Köpenick, wurde veranlasst, dass die Kolonie »Grüne Aue« ab 1. Oktober 1956 geräumt werden muss, da auf diesem Gelände ein Bauprojekt mit 250 Wohneinheiten errichtet werden soll. Die Bewohner dieser Kolonie, ca. 150 Familien, wehren sich dagegen, ihr Pachtland zu verlassen. Aus diesem Grunde wurde bereits eine Versammlung durchgeführt, die jedoch nicht den gewünschten Erfolg hatte. Der Vorstand selbst besteht nur aus einem Genossen und sonst negativen Personen. Dieser Genosse setzt sich jedoch nicht für das Bauprojekt ein, sondern schwimmt völlig im Fahrwasser der übrigen Vorstandsmitglieder.
Die Stimmung ist zzt. in der Kolonie äußerst negativ. Auf der Versammlung brachten die Kolonisten zum Ausdruck, dass sie sich hier auf diesem Land mühselig etwas aufgebaut haben, jetzt sollten sie als alte Berliner räumen, in die neuen Wohnungen kämen ja doch nur Sachsen rein. Die Versammlung musste unterbrochen werden, da ein großer Tumult ausgebrochen war und die fortschrittlichen Kräfte ausgepfiffen wurden.
Der Vorstand hat nun eine erneute Versammlung angesetzt, und zwar zum 17.6.1956, 9.00 Uhr. Als der Genosse [Name] den Vorstand auf die politische Tragweite des 17. Juni aufmerksam machte, erklärte der Genosse aus dem Vorstand, dass sie daran gar nicht mehr gedacht haben. Zu bemerken ist, dass bereits überall bekannt ist, dass am Sonntag, den 17.6.1956, die Versammlung stattfindet. Die Frau des Vorsitzenden wurde vom Genossen [Name] unterrichtet – was sie an den Vorstand weiterleiten soll –, dass es besser wäre, die Versammlung auf den Sonntag nach dem 17.6.1956 zu verschieben.