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Geplante Veranstaltungen am 17. Juni 1956 (3)

15. Juni 1956
Information Nr. 20/56 – Betrifft: 17. Juni

Durch inoffizielle und offizielle Mitteilungen wurden folgende Pläne und Absichten noch bekannt bzw. fanden die bereits bekannten Pläne und Absichten ihre Bestätigung.

Westdeutschland

Entlang der Grenze des Bezirkes Erfurt sind folgende Veranstaltungen angesetzt. Am 16.6.1956, 20.00 Uhr, im Eschweger Realgymnasium eine Kundgebung des Kuratoriums »Unteilbares Deutschland«.1 Am 16.6.1956 auf dem Leuchtberg am Bonifatiusblick2 ein »Mahnfeuer« des Eschweger Jugendringes. Am 16.6.1956 auf dem Ludwigstein3 eine »Gedenkfeier mit Mahnfeuer« der SPD und des DGB. Außerdem wurde bekannt, dass Republikflüchtige in Eichenberg4 einen »Protestmarsch durchführen wollen«.

Westberlin

Am 16.6.1956 sollen in allen 12 Bezirken Westberlins »im Rahmen von Kundgebungen und Feierstunden Mahnfeuer entzündet werden.« Für die Veranstaltungen sind folgende Zeiten und Orte vorgesehen:

  • Bezirk Tiergarten: 20.00 Uhr, auf dem Platz der Republik, es spricht Bezirksbürgermeister Willi Meseck.5

  • Bezirk Wedding: 20.00 Uhr, im Rosengarten am Humboldthain, es sprechen Bezirksbürgermeister Helmut Mattis6 und ein Vertreter der Gewerkschaft.

  • Bezirk Kreuzberg: 21.45 Uhr, Entzündung des Mahnfeuers auf dem Rathaus.

  • Bezirk Charlottenburg: 21.45 Uhr, Entzündung des Mahnfeuers auf dem Rathaus.

  • Bezirk Spandau: 21.00 Uhr, auf dem Rathausvorplatz, es spricht Bezirksbürgermeister Ramin.7

  • Bezirk Wilmersdorf: 21.30 Uhr, auf dem Fehrbelliner Platz, es sprechen Bezirksbürgermeister Dumstrey8 und der amtierende Bezirksverordnetenvorsteher Walter Milschewsky.9

  • Bezirk Zehlendorf: 21.30 Uhr, auf dem Rathausvorplatz, es spricht Bezirksbürgermeister Dr. Willy Stiewe.10

  • Bezirk Schöneberg: 21.45 Uhr, auf dem »Insulaner«, es spricht der stellvertretende Bezirksbürgermeister Konrad Dickhardt.11

  • Bezirk Steglitz: 21.45 Uhr, auf dem Grenzberg in Lichterfelde-Ost am Osdorfer Wäldchen,12 es spricht Bezirksbürgermeister Dr. Fritz von Hansemann.13

  • Bezirk Tempelhof: 21.30 Uhr, auf der Dorfaue in Alt-Lichtenrade, es spricht Bezirksbürgermeister Karl Theodor Schmitz.14

  • Bezirk Neukölln: 21.30 Uhr, im Volkspark Hasenheide an der Rixdorfer Höhe, es spricht Bezirksbürgermeister Kurt Exner.15

  • Bezirk Reinickendorf: 21.30 Uhr, an der Borsigdamm-Brücke, es spricht Bezirksbürgermeister Adolf Dünnebacke.16

Außerdem werden an zahlreichen Stellen entlang der Sektorengrenze und der Zonengrenze weitere Mahnfeuer entzündet werden.

Die KgU17 plant am 17.6.1956 Flugblätter mit Raketen abzuschießen. Die Abschussbasen befinden sich im Grunewald, Jagen 70–72, zwischen Fischerhüttenweg und Havel-Chaussee. Zur Verbreitung sind vorgesehen die Flugblätter »Hilfe für die politischen Gefangenen« und »Der Aufstand des Volkes am 17.6.1953«. Das Ostbüro der SPD18 plant ebenfalls für den 17. Juni eine Ballonaktion. Verantwortlich für diese Aktion soll der Dr. »Reinhardt«19 sein. Vom RIAS ist beabsichtigt vor dem 17. Juni 1956 durch »einen Sprecher des Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen« einen »Aufruf an die Bevölkerung« der DDR zu verlesen.

Deutsche Demokratische Republik

Die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt verschickte bereits im Mai 1956 an verschiedene Personen des Bezirkes Magdeburg Einladungen zu sogenannten Wochenendgesprächen für Männer und Frauen sozialer Berufe am 16. und 17.6.1956 in den Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg.20 Außerdem soll am 17.6.1956 für den Bezirk Magdeburg in Magdeburg ein sogenannter Blindeneinkehrgottesdienst abgehalten werden. Die Einladungen dazu erfolgen individuell.

Der Pfarrer der Gemeinde Menz, Kreis Burg, Schlegelmilch,21 hat für die am 17.6.1953 Inhaftierten in der Form Patenschaften organisiert, dass die Angehörigen dieser Personen Pakete aus Westdeutschland erhalten.

Am 6.6.1956 wurden in Förderstedt, [Kreis] Staßfurt, [Bezirk] Magdeburg, an der Bahnunterführung zwei Hetzlosungen »Der Geist des 17. Juni lebt« und »Nieder mit dem SED-Regime« von bisher unbekannten Tätern mit Kreide angeschmiert.

Ein Sprengmeister der Schiffsbergung und Taucherei Stralsund befand sich am 8.6.1956 in Staßfurt, [Bezirk] Magdeburg, und traf in einer Gaststätte einen in Staßfurt wohnenden Bekannten. Dieser Bekannte will angeblich vier Jahre beim MfS tätig gewesen sein und ist zzt. ohne Arbeit. In einem Gespräch fragte er den Sprengmeister, »ob er am 17.6.1956 nach Staßfurt kommen könnte, denn es wäre was los, und er soll einen anständigen Polizisten mitbringen«. Da in dem Lokal ein Polizist anwesend war, gab der Bekannte diesen Hinweis dem Sprengmeister auf einen Zettel geschrieben zur Kenntnis.

  1. Zum nächsten Dokument Zugunglück im Hauptbahnhof Dresden

    16. Juni 1956
    Information Nr. 21/56 – Betrifft: Zugzusammenstoß zwischen D 78 und dem Güterzug 5507 am 15. Juni 1956, gegen 2.55 Uhr

  2. Zum vorherigen Dokument Flugblattverbreitung (Muster für die Berichterstattung der BV)

    15. Juni 1956
    Information Nr. 19/56 – Betrifft: Hetzschriftenverbreitung