Gerüchte über Geldentwertung
28. September 1956
Information Nr. 224/56 – Betrifft: Gerüchte über Geldentwertung
Aus den Bezirken Schwerin, Rostock und Dresden wird bekannt, dass im Zusammenhang mit den Diskussionen über die Abschaffung der Lebensmittelkarten1 Gerüchte über die Geldentwertung verbreitet werden.
Im Grenzgebiet von Zarrenthin und Umgebung, [Kreis] Hagenow, [Bezirk] Schwerin, wird unter der Bevölkerung davon gesprochen, dass, wenn die Lebensmittelkarten abgeschafft und die freien Aufkaufpreise wegfallen, eine Preisangleichung mit den westdeutschen Preisen erfolgen müsste. Die Diskussionen sind so stark verbreitet, dass die Bevölkerung sich gegenseitig berät, ob das Geld nicht lieber stabil angelegt werden sollte. Das Gerücht ist gegenwärtig unter allen Bevölkerungsschichten verbreitet.
In der Gemeinde Neuenrost, [Kreis] Ribnitz[-Damgarten], [Bezirk] Rostock, wird dieses Gerücht über die angebliche Geldentwertung im Zusammenhang mit den erhöhten Preisen des freien Aufkaufs von Getreide gebracht.2 So diskutierte ein werktätiger Bauer aus dieser Gemeinde wie folgt: »Der erhöhte Getreidepreis ist eine Spekulation seitens der Regierung; denn man wird im nächsten Jahr mit einer Geldentwertung rechnen können«.
Im Kreis Bad Doberan wird dieses Gerücht noch durch eine werktätige Bäuerin aus Gorow bekräftigt, die die gesamte Gemeinde beunruhigt, indem sie die Einwohner auffordert, Geld umzusetzen, ehe es zu spät sei. Sie selbst war bereits in Rostock und hat ihr gesamtes Geld (2 000 DM) umgesetzt. Auch in der Gemeinde Heiligenhagen, [Kreis Bad] Doberan, ist dieses Gerücht verbreitet. Die gleichen Gerüchte werden auch von der Bevölkerung in Meißen, [Bezirk] Dresden, in Umlauf gebracht.
Wie bereits berichtet, trat dieses Gerücht auch in Berlin auf. Wo erklärt wurde, dass bei einer Wiedervereinigung Deutschlands die Ostmark entwertet würde und dass Spareinlagen entsprechend des Kurses der Westmark 1 : 4 entwertet würden.