Krankenhaus der Volkspolizei Berlin
23. Juni 1956
Information – Betrifft: Krankenhaus der Volkspolizei Berlin [Information Nr. M131/56]
In einer Aussprache mit dem Chefarzt der Gynäkologischen Abteilung, Dr. Kraußold,1 kam es zum Ausdruck, dass seit einiger Zeit sich in den Entbindungsstationen des demokratischen Sektors eine Krankheit bemerkbar macht, für die im demokratischen sowie im Westsektor kein Gegenmittel anschlägt. Es handelt sich hierbei um Staphylokokken, welche Eiterungen an den Brüsten der Wöchnerinnen hervorrufen. Diese Krankheit tritt meistens 5 bis 6 Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus auf. Weiterhin macht sich die Krankheit bei den Kleinstkindern bemerkbar, indem diese nach der gleichen Zeit Blutvergiftungen bekommen und daran sterben. So sind bis jetzt fünf Säuglinge, die im VP-Krankenhaus geboren wurden, verstorben. Nach Aussagen des Dr. Kraußold, der gleichzeitig Oberarzt in der Universitäts-Frauenklinik ist, soll diese Krankheit auch stark in dem Krankenhaus Kaulsdorf, Buch und Charité aufgetreten sein. Auch in diesen Krankenhäusern sind Todesfälle zu verzeichnen.
Als Gegenmaßnahmen wird vonseiten des VP-Krankenhauses die Entbindungsstation vom 1. bis 31.7.1956 geschlossen, die Räume renoviert und die Einrichtung desinfiziert, um den Erreger der Krankheit abzutöten.