Kritische Äußerungen Jugendlicher auf der Baustelle Seehaus Strausberg
31. Juli 1956
Information Nr. 112/56 – Betrifft: Baustelle Seehaus Strausberg, [Bezirk] Frankfurt/O., der Bau-Union Küste Stralsund
Am 9.7.1956 und 10.7.1956 wurde anlässlich der Vorbereitung des 2. Jugendforums die Baustelle Seehaus besucht. Dabei wurde mit den Jugendlichen [Name 1, Vorname], [Name 2, Vorname], [Name 3, Vorname] und [Name 4, Vorname] gesprochen. In der Unterhaltung stellten die Jugendlichen folgende provokatorische Fragen: »Was suchen die Russen überhaupt hier noch, die am ganzen Krieg und an den begangenen Verbrechen schuld sind, besonders, dass die Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten raus mussten, wo jetzt die verdammten Polacken drin sind.«1
[Name 1] erklärte u. a.: »Na wartet, wir werden es euch schon noch beweisen, der 17. Juni war nur der Anfang, das dicke Ende für Euch kommt bald nach. Die Pankower Regierung sind Lumpen und Verbrecher, die muss man alle umlegen.«2 [Name 2] brachte zum Ausdruck, »dass noch Tausende hinter Stacheldraht sitzen würden und dass es alles nur Propaganda-Rummel gewesen sei mit der Entlassung der Kriegsverbrecher, denn in Oranienburg im ›KZ‹ sitzen ja noch Tausende«.3 In diesem Zusammenhang wurde dann auch die Forderung gestellt, man solle die Armee bei uns auflösen,4 wir brauchten keine Aufpasser, oder »bekommt ihr Angst, wie am 17. Juni. Am besten habt ihr ja in Posen gesehen,5 wenn die Russen nicht eingegriffen hätten, dann würde es in vielen Fällen auch bei uns schon anders sein.«
Viele andere Dinge wurden noch in die Diskussion geworfen, wie z. B. dass sie zehn Jahre nach dem Kriege noch nicht genug zu essen hätten, woran die LPG schuld wären, weiterhin wurde über das mangelhafte Handwerkszeug, Bekleidung usw. diskutiert.