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Lage in der DDR (33) 14.–15.11.

15. November 1956
Information Nr. 336/56 – Betrifft: Die Lage in der Deutschen Demokratischen Republik – in der Zeit vom 14. November 1956, 20.00 Uhr, bis 15. November 1956, 8.00 Uhr, eingegangenes Material

I. Industrie und Verkehr

Magdeburg

  • Im RAW Magdeburg-Salbke kommt es täglich zu Stromabschaltungen von vier Stunden. Produktionsarbeiter und Facharbeiter werden während dieser Zeit mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt, was sich nachteilig auf die Entlohnung auswirkt.

  • Im VEB Metallwarenfabrik Halberstadt ist die Lage ähnlich. Dort haben aufgrund von Umstellungen zwei Arbeiter gekündigt.

  • In den Zuckerfabriken Nordgermersleben, [Kreis] Haldensleben sowie in der Zuckerfabrik Hötensleben, [Kreis] Oschersleben, musste die Produktion mehrere Tage eingestellt werden. Grund: Fehlen von Zuckerrüben.

  • Im VEB Walzwerk Burg herrscht Unzufriedenheit wegen Auszahlung der Quartalsprämien.

Karl-Marx-Stadt

  • Am 11.11.1956, gegen 8.00 Uhr, fiel im RAW Zwickau nach kurzem Einfahren das selbstgebaute Schienenfahrzeug aus. Untersuchung ergab: Deckel des Getriebekastens war lose zugeschraubt und im Innern des Getriebes befanden sich eine 8-mm-Mutter und ein Stück Blech. Dadurch wurden Zahnräder beschädigt.

Potsdam

  • Bau-Union Potsdam, Baustelle Hennigsdorf: Die Dumperfahrer bekamen Winterschutzbekleidung, die zu klein war. Die Bauleitung kümmerte sich nicht darum und überließ es den Arbeitern, bei der Zentrale nachzufragen. Am 9.11.1956 drohten zwei Dumperfahrer, die Arbeit niederzulegen. Daraufhin erhielten sie Bekleidung.

  • Industriewerk Ludwigsfelde – Halle IV – Die Rollerproduktion kommt wahrscheinlich zum Stocken.1 Ursache: Betrieb Lors Annaberg soll aufgrund von Engpässen an Rohmaterial und finanzieller Schwierigkeiten nicht in der Lage sein, Polyamidteile zu produzieren. Die Anlieferung von Schaumgummi für Sitzkissen geschieht stockend.

  • VEB Möbel Luckenwalde: 60 % der Arbeiter sind nicht einverstanden, dass der frühere Besitzer – war republikflüchtig – den Betrieb wiedererhält. Sie erklären, die freiwilligen Arbeitsstunden wurden für den VEB geleistet, nicht für Privatbesitzer Pracht.2

Dresden

  • Am 10.11.1956 entstand am Ofen I im Stahlwerk Gröditz, [Kreis] Riesa, ein Abstichsdurchbruch. Schaden: 40 t Stahlverlust = 5 000 DM. Ursachen unbekannt.

  • Im VEB Luft- und Wärmetechnik Görlitz-Weinhübel3 besteht eine angespannte Materiallage. Es fehlt Grobblech, Feinblech und grober Stabstahl. Ähnlich ist die Lage bei Form- und Ausrüstungsteilen. Der Betrieb arbeitet für den Export.

  • Phänomen-Werk Zittau. Ständige Produktionsstörungen in der Montage infolge Mangels an Zylinderköpfen. Größte Schwierigkeit bei Schrauben. Fehlmengen der VEB Schraubenfabrik Karl-Marx-Stadt können nicht durch Eigenproduktion oder Einschaltung anderer Betriebe überbrückt werden.

Frankfurt/O.

  • In der Komplex-Bauleitung werden dringend 300 000 Dachziegel benötigt. Bei Nichtlieferung besteht die Gefahr, dass in den Wintermonaten ca. 700 Arbeiter ohne Arbeit sind.

II. Landwirtschaft

Magdeburg

  • Aus dem Kreis Stendal wird bekannt, dass die werktätigen Bauern es ablehnen, eine Kandidatur zu den VdgB-Wahlen zu übernehmen. Diese Situation wird von den Großbauern ausgenutzt. Der Molkereivorstand in Tangermünde wurde nur mit Großbauern besetzt.

Neubrandenburg

  • Am 13.11.1956, gegen 22.30 Uhr, wurde der Parteisekretär von der LPG Warsow4 in seinem Zimmer niedergeschlagen. Die Täter wurden festgestellt, vier Jugendliche (16 und 18 Jahre alt).

Magdeburg

  • 8.11.1956 – Scheunenbrand bei einem Mittelbauern in Mieste, [Kreis] Gardelegen. Schaden: ca. 5 000 DM.

  • 9.11.1956 – Brand eines Pumpenhauses im VEB Zuckerfabrik Salzwedel. Schaden: ca. 2 000 DM.

  • 10.11.1956 – Scheunenbrand bei einem Fleischer in Hessen, [Kreis] Halberstadt. Schaden: ca. 8 000 DM.

  • 12.11.1956 – Stallgebäudebrand bei einem Mittelbauern in Drüsedau, [Kreis] Seehausen. Schaden: ca. 400 DM.

Potsdam

  • Von der VdgB-Wahlversammlung in Elsholz,5 [Kreis] Potsdam-Land, wurden folgende Forderungen gestellt: Höhere Zuteilung von Zucker auf Lebensmittelkarten, bessere Belieferung mit Baustoffen, Zement und Mauersteinen, bessere Angleichung im Soll der Einzelbauern an die LPG. In den Vorstand wurden Bauern vorgeschlagen, die wirtschaftlich schlecht dastehen oder eine negative Einstellung haben.

Dresden

  • Am 9.11.1956 wurde in einer Bauernversammlung in Schleinitz, [Kreis] Meißen, erklärt, dass es infolge der schlechten Zuckerrübenernte keinen Übersollzucker gibt und sie mit 500 g im Monat auskommen müssen. Der Ertrag könnte um 20 bis 30 % höher liegen, wenn Dünger zeitig genug zur Verfügung gestanden hätte.

Rostock

  • Zehn LPG-Vorsitzende legten im Kreis Wismar ihre Funktion nieder. Zwölf weitere wollen ebenfalls ihre Funktion niederlegen.

III. Handel und Versorgung

Potsdam: Am 3.11.1956 gab es in Ludwigsfelde, [Kreis] Zossen, von 9.00 bis 15.00 Uhr erneut kein Brot und keine Marmelade. Einwohner fuhren nach Westberlin, um Brot zu kaufen. Arbeiterinnen im Industriewerk Ludwigsfelde erklärten, sonnabends nicht mehr zur Arbeit zu kommen, um in Berlin einzukaufen. Der Konsum Fichtenwalde, [Kreis] Potsdam[-Land], bekommt ebenfalls zu wenig Brot und Brötchen geliefert.

IV. Mietpreiserhöhung

Suhl: Auf Anweisung des Rates des Bezirkes Suhl ist beabsichtigt, in Sonneberg die Miete von 18 Wohnungen des soz. Wohnungsbaues zu erhöhen, z. B. von 41,00 bis 43,00 DM auf 56,10 DM, von 23,00 bis 34,00 DM auf 33,00 bis 48,00 DM. Begründet wird diese Maßnahme mit den höheren Baukosten des betreffenden Wohnblocks.

V. Studenten und Schulen

Leipzig: Am 13.11.1956 wurde im 4. Studienjahr der Medizinischen Fakultät der Karl-Marx-Universität eine Resolution gegen das Grundlagenstudium6 und den Russischunterricht [verfasst] und Unterschriften gesammelt. Mitgliedern der SED und positiven Studenten wurde diese Resolution nicht gegeben. Vermutlich haben ca. 100 Studenten unterschrieben. Als dem Parteisekretär der SED (Student) eine Resolution in die Hände gelangte, versuchten Studenten, sie ihm zu entreißen. Sofort wurde verbreitet, er habe diese Resolution zerrissen. Von einem Studenten wurde gefordert, ihn aus der FDJ auszuschließen. Ein Student erklärte, dass Stalin im Großen beseitigt sei. Die kleinen Stalinisten müssten sich selbst beseitigen.

Dresden: Der Bezirks-Vorstand der NDPD will mit seinen Mitgliedern an der TH Dresden eine gemeinsame Aussprache durchführen, an welcher der 1. Vorsitzende und ein Vorstandsmitglied der NDPD teilnimmt. Inhalt der Aussprache: internationale Lage und bessere Zusammenarbeit zwischen NDPD und TH. Es ist vorgesehen, Verbindungsleute von der NDPD zur SED zu schaffen.

Magdeburg: An der Hochschule für Schwermaschinenbau Magdeburg wird von den Studenten darüber diskutiert, wie der Russisch-Unterricht weiter geregelt werden soll. Es wird der Wunsch geäußert, dass das Fach Russisch fakultativ eingerichtet wird. In der Lindenhof-Schule Magdeburg, Klasse 7 b, wurde ein Zettel herumgereicht mit der Aufforderung, keine Antworten mehr in Russisch zu geben und keine Hausaufgaben zu machen. Vom Schulinspektor wurden Aufklärungsmaßnahmen eingeleitet. Der Schulunterricht verläuft normal. In der Hegelschule Magdeburg und der Oskar-Linke-Schule Magdeburg finden ebenfalls Diskussionen über die Beibehaltung des Russisch-Unterrichtes statt.

VI. Besondere Vorkommnisse

Berlin: In den Kreisvorständen der CDU Friedrichshain und Treptow zeigen sich in den letzten Wochen Bestrebungen auf Wiedereinrichtung von CDU-Betriebsgruppen. In einigen Fällen konnte beobachtet werden, dass sich für diese Forderung besonders Angehörige der Intelligenz einsetzen. Beim Vorschlag auf Wiedereinrichtung von Betriebsgruppen lassen sich die Betreffenden von folgenden Faktoren leiten:

  • 1.

    Aktivität der CDU-Mitglieder zu steigern und das Parteileben zu verbessern,

  • 2.

    hätte die Partei in den betreffenden Objekten etwas mitzureden. Sie hätten Gelegenheit, an breitere Schichten der Bevölkerung heranzukommen.

Am 21.10.1956 fand eine Tagung des Männerkreises Land Berlin der evangelischen Kirche statt.7 Anwesend waren acht Pfarrer und 68 Männer. Superintendent Himmel8 führte aus: »Liebe Brüder, Ihr müsst den Menschen auf der Straße und in der Fabrik zeigen, dass Ihr Christen seid, indem Ihr Euch mit den Menschen unterhaltet und als Betriebsrat und Funktionär wählen lasst!« Des Weiteren wurde zum Ausdruck gebracht: »Wir wollen beten und hoffen, dass wir uns im nächsten Jahr wiedertreffen, uns Christus die Kraft geschenkt hat, alle unsere Widersacher abzuschütteln und die Kirche wieder eine Macht im Staate ist.«

Magdeburg: In Stendal predigte am Reformationstag ein Pfarrer Pfannschmidt9 aus Erfurt. Dieser hetzte in seiner Predigt gegen die LPG und gegen unseren Staat. In einer Rundverfügung werden alle Pfarrer, Superintendenten und Pröpste vom Bischof Jänicke10 aufgefordert, Betstunden zu veranstalten für diejenigen, die in letzter Zeit ein Leid erfahren haben (Ungarn11 und Ägypten).12 Der am 17.6.1953 zu vier Jahren Zuchthaus verurteilte [Vorname Name] aus Wellen, [Kreis] Wolmirstedt, wurde jetzt vorfristig aus der Haft entlassen. Bei seinem Eintreffen wurde er durch den Gesangsverein herzlich in Empfang genommen. Dirigent des Gesangsvereins ist ein Grundschullehrer, Mitglied der SED.

Potsdam: Ergänzung zu dem Verhalten von vier Offizieren der Nationalen Volksarmee am 10.11.1956 in der HO-Gaststätte »Thomas Müntzer« in Golm, Information 330/56: Die vier Offiziere sind Angehörige des Aufklärungsbataillons Potsdam (Truppführer). Ihr Verhalten ist auf starken Alkoholgenuss zurückzuführen. Die Namen sind bekannt. Eine Bearbeitung erfolgt durch die Polit-Abteilung des Aufklärungsbataillons Potsdam.

Rostock: Der Kutter SAS 174 hat Schweden angelaufen und liegt im Hafen von Ystadt.13 Die Besatzung (3 Mann) hat gemeutert und den Kutter verlassen. Weiteres ist nicht bekannt.

Cottbus: Ausfall des Kraftwerkes Trattendorf durch Blockieren der Eisenbahnstrecke. Ursache: Auf der Bahnstrecke nach Trattendorf wurde eine Weiche repariert. Provisorisch wurde der Durchlauf des Zuges in Betrieb gehalten. Der Elektriker, der die Reparatur durchführte, hat während des Durchlaufens des Zuges auf der Weiche die Relais mit der Hand gehalten. Dabei ist ihm ein Relais aus der Hand gerutscht und die Weiche zurückgegangen. Dadurch sind vier volle Wagen entgleist.

Potsdam: Seit einigen Wochen tritt in der Gemeinde Dreetz,14 [Kreis] Kyritz, eine Gruppe von drei Personen in Erscheinung. Diese Personen randalieren und belästigen die Einwohner. Es wurde bekannt, dass die oben angeführten Personen Einwohnern auflauerten und diese dann niederschlugen.

VII. Feindtätigkeit

Berlin

  • Am 12.11.1956 wurden im Gelände des Groß-Berliner Vieh- und Schlachthofes 32 Flugblätter der KgU15 gefunden. Inhalt: »Bewaffnete Streitkräfte haltet Euch heraus. Angehörige der Kampfgruppen,16 Soldaten und Polizisten lasst Euch nicht missbrauchen. Der Terrorapparat der Partei auf der Anklagebank.«

  • Am 14.11.1956 wurden in der Fruchtstraße Flugblätter des NTS gefunden.17

  • Im Bezirk Lichtenberg wurde eine größere Anzahl Flugblätter mittels Ballon verbreitet (gefälschte Zeitung des ND). Hetze gegen Ereignisse in Ungarn.

  • Am 14.11.1956 wurden in Berlin-Johannisthal18 ca. zehn bis 15 Flugblätter gefunden. Inhalt: »Der Terrorapparat der Partei auf die Anklagebank«, bewaffnete Streitkräfte in der Sowjetzone. (KgU)

Magdeburg

  • Am 15.11.1956, gegen 1.15 Uhr, meldet Magdeburg, dass in Eilsleben 5 kg Flugblätter mit Ballon gefunden wurden. (SPD-Ostbüro)19 Inhalt: Ereignisse in Ungarn und Ägypten. Um 2.00 Uhr meldet Magdeburg größere Mengen Flugblätter in Lindenberg. (SPD-Ostbüro) Inhalt: Vorkommnisse in Polen und Ungarn.

Leipzig

  • In Leipzig C 1, Ecke Auenwaldstraße20 wurde eine selbstgefertigte Hetzschrift an die Apotheke geklebt. Inhalt: Antisowjethetze.

Dresden

  • 12.11.1956 – VEB Walzengießerei Coswig, [Kreis] Meißen: »Freiheit für Ungarn«

  • 10.11.1956 – Dresden, Ockerwitzer Straße: »Nieder mit dem Kommunismus«

  • 11.11.1956 – Gaststätte Hellerau Dresden-Klotzsche: »Heil Hitler«

  • 11.11.1956 – Rosenhain, Carl-Maria-von-Weber-Allee: »Ruski go home« zweimal

  • 12.11.1956 – Görlitz – Aufruf, den ungarischen Arbeitern zu folgen, die Kommunisten zu vernichten, Russen rauszuwerfen und freie Wahlen zu fordern.

Karl-Marx-Stadt

  • Am 3.11.1956 wurde im Objekt 110 Zwickau eine Telefonleitung durch fahrlässiges Arbeiten zerstört. Am 5.11.1956 war dieselbe Leitung wieder defekt. Täter sind unbekannt.

Frankfurt/O.

  • Am 13.11.1956 wurde im Block 100 in Stalinstadt die Losung »Es lebe Hitler«, dazu einige Hakenkreuze festgestellt.

  • Im Block 86 wurden ebenfalls Hakenkreuze angeschmiert.

  • In der Herrentoilette des Passage-Theaters in Eberswalde wurde vom 13.11. zum 14.11.1956 die Losung »Es lebe Hitler« eingeritzt.

Suhl

  • Am 14.11.1956 wurde festgestellt, dass das Liebknecht-Luxemburg-Denkmal21 im Friedenspark in Suhl umgestürzt wurde. Täter unbekannt.

  • Am 13.11.1956 wurden an den Pfählen einer Weide in Zella/Rhön, [Kreis] Bad Salzungen, sieben Hakenkreuze angebracht.

  • An der Hauswand des Grundstückes Gothaer Straße in Zella[-Mehlis] wurden 31 Hakenkreuze festgestellt.

Magdeburg

  • Die Hochschulgruppe der FDJ für Schwermaschinenbau erhielt vor einigen Tagen einen Hetzbrief vom Kuratorium der Universität Hamburg, worin die Bildung von selbstständigen Studentenräten losgelöst von der FDJ gefordert wird.

Potsdam

  • Am 12.11.1956 wurde im DEFA-Gelände in Potsdam-Babelsberg eine Hetzlosung festgestellt. Hetze gegen SU, SED und Regierung.

  • Am 13.11.1956 wurde ebenfalls auf dem DEFA-Gelände die Hetzlosung »Arbeiter kämpft gegen SED« festgestellt.

  • In der Nacht vom 10.11. zum 11.11.1956 wurde in Kablow,22 [Kreis] Königs Wusterhausen, an der Anschlagtafel ein Plakat angebracht. Die Aufschrift: Wenn es anders kommt, sind die ersten, die in Kablow gehängt werden; nachfolgend fünf Namen.

  • In der Nacht vom 11.11. zum 12.11.1956 wurde in Eichwalde, [Kreis] Königs Wusterhausen, eine Hetzlosung angeschmiert: »Krieg in Ungarn bedeutet Untergang der SED

  • In Eichwalde, Puschkinstraße,23 wurde »Nieder mit der SED« angeschmiert.

Halle

  • Ein ehemaliger Kreistagsabgeordneter – beschäftigt in der Maurerbrigade des VEB BKW Nachterstedt – betrieb eine wüste Hetze gegen die SED, gegen die SU und Gewerkschaft.

  • An einem Waggon, welcher Material aus Westdeutschland zum VEB Blechverformungswerk Sachsenburg brachte, wurde eine Hetzlosung gegen Mitglieder der Regierung angebracht.

  • Im Kaliwerk Roßleben, [Kreis] Artern, wurde an einem Hunt24 die Losung »Hört auf mit Eurem Friedensrummel« angeschrieben.

  • In der Farbenfabrik Wolfen Bitterfeld wurde »Nieder mit der SED – es lebe Adenauer«25 angeschmiert.

  • Im Stanzwerk Thale, [Kreis] Quedlinburg, wurde eine Hetzlosung gegen die SU angeschmiert.

  • Im Ernst-Thälmann-Kupferbergbau Eisleben wurde eine Hetzlosung gegen die DDR und führende Staatsfunktionäre angeschmiert.

  • Am 12.11.1956 wurden am Bahnhof in Cochstedt26 und dem Ort Cochstedt je eine Hetzlosung gegen die SU angeschmiert.

  • Am 10.11.1956 wurden in Weißenfels vier selbstgefertigte Hetzzettel, die sich gegen Regierung und Partei richten, gefunden. Unterschrieben wurden diese Zettel mit »neutrale Arbeiterpartei Deutschlands«.

  • Am 10.11.1956 wurde auf dem Schulhof Oranienbaum, [Kreis] Gräfenhainichen, ein selbstgefertigtes Flugblatt »Deutsche befreit Euch« gefunden.

  • Am 7.11.1956 wurde auf der Toilette im Gasthof Wetterzeube, [Kreis] Zeitz, ein selbstgefertigtes Flugblatt gefunden, welches auf die Ereignisse in Ungarn hinweist und die Bürger aufruft, bei uns das Gleiche zu tun.

  • Am 15.11.1956 wurde in Kleinkayna,27 [Kreis] Merseburg, am Telegraphenmast eine Hetzlosung angeschmiert: »Arbeiter greift zu den Waffen«.

Anonyme Briefe und Anrufe

Halle

  • Der BPO-Sekretär von Bad Frankenhausen, [Kreis] Artern, erhielt einen anonymen Brief, in welchem ein Genossenschaftsbauer angeschuldigt wird, gesagt zu haben, wenn es soweit ist, werden alle Kommunisten gehängt.

  • Am 9.11.1956 wurde im BKW Nachterstedt, [Kreis] Aschersleben, dreimal anonym angerufen: »Warte nur, Du Kommunistenschwein, Dir geht es genauso, wie den Kommunisten in Ungarn, Ihr werdet verkehrt aufgehangen.«

Magdeburg

  • Am 29.10.1956 erhielt die Vorsitzende des DFD in Weferlingen, [Kreis] Haldensleben, einen anonymen Anruf: »Ich meine es gut mit Dir, ich möchte Dich warnen.« Vom Leiter des Hauptpostamtes Burg wurde bekannt, dass eine Karte einging. Inhalt: Hetze gegen den Freiheitssender 904.28

Gerüchte

Magdeburg

  • Unter den Schauspielern und Angehörigen der Städtischen Bühnen kursiert das Gerücht, dass sämtliche sowjetische Frauen und Kinder aus der DDR in die SU geschickt werden, da auch hier ernste Provokationen erwartet würden.

  • In der Gemeinde Mühro,29 [Kreis] Zerbst, wird das Gerücht verbreitet, dass es in der DDR künftig keinen Roggen und so auch kein Mehl gibt. Sämtlicher Roggen würde exportiert. Weiterhin wird erzählt, dass in Berlin die Studenten demonstrieren und den Abzug der »Russen« fordern.

  • In der LPG Dingelstedt, [Kreis] Halberstadt, wird das Gerücht verbreitet, dass alle individuellen Flächen der Genossenschaftsbauern ab 1.1.[1957] voll veranlagt werden und damit die LPG begraben werden.

  • In Arendsee,30 [Kreis] Seehausen, kursiert das Gerücht, dass es keine Aufenthaltsgenehmigungen für die Besucher aus Westdeutschland gibt.

VIII. Lage beim Gegner

In Eschwege31 ist die Hindenburgkaserne mit ca. 1 000 bis 1 200 Mann Bundeswehr belegt. Zzt. besteht Urlaubs- und Ausgangssperre. Verstärkte Dienstdurchführung, Bewaffnung und Ausrüstung wird durchgeführt. Festgestellt wurden:

  • 1.

    große Mannschaftswagen mit aufgebauten SMG

  • 2.

    leichte Panzerwagen mit 2-cm-Schnellfeuerkanonen

  • 3.

    Mannschaften mit amerikanischen Schnellfeuergewehren ausgerüstet.

In der Nähe der Autobahn Auffahrt [Bad] Hersfeld32 befindet sich ein Fahr- und Treibstofflager der Amerikaner. Dort befinden sich Sherman-Panzer33 und acht leichte Geschütze. In Waldau bei Kassel34 wurde ein amerikanisches Munitionslager von deutschen NATO-Truppen übernommen. Das französische Panzerregiment Trier-Feyen35 und das französische Artillerie-Regiment Trier-Euren36 wurden zum Sues-Kanal verlagert. Die Geschütze blieben an Ort und Stelle. Die Kasernen wurden mit französischen Rekruten belegt.

Am 9.11.1956 wurden zwischen Fulda und Alwengonau37 in Margitshöchain38 Wagenkolonnen von ca. 80 Lkw und Jeeps festgestellt.39 In Retbach-Kellingen40 ca. zwölf Lkw und Jeeps. Zwischen Nürnberg und Würzburg ca. 50 Lkw und Jeeps. Zwischen Hauff41 und Nürnberg ca. zehn Lkw und Jeeps.

  1. Zum nächsten Dokument Planerfüllung auf der Großbaustelle »Schwarze Pumpe«

    15. November 1956
    Information Nr. 337/56 – Betrifft: Die Planerfüllung auf der Großbaustelle Kombinat »Schwarze Pumpe«

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    14. November 1956
    Information Nr. 335/56 – Betrifft: Die Lage in der Deutschen Demokratischen Republik, in der Zeit vom 14. November 1956, 8.00 Uhr bis 20.00 Uhr, eingegangenes Material