Lage verschiedener LPG des Kreises Gera
19. Juli 1956
Information Nr. 79/56 – Betrifft: Lage verschiedener LPG des Kreises Gera[-Land]
Aus dem Kreis Gera[-Land] wird bekannt, dass mehrere LPG-Vorsitzende ihre Funktion niederlegen wollen. Die Ursachen sind in der ungenügenden Unterstützung und Anleitung durch die Parteiorganisationen und den Staatsapparat zu suchen. Außerdem gibt es in allen LPG vorwiegend wirtschaftliche Schwierigkeiten, wie z. B. schlechte Futtergrundlage und Übernahme von wirtschaftlich schlechten Betrieben. Die in den LPG geplanten Baumaßnahmen werden auch nur schleppend realisiert.
Aus diesem Grunde will z. B. der Vorsitzende der LPG Großebersdorf, Pucke (SED), seine Funktion niederlegen, da die LPG außerdem zwei wirtschaftlich schlechte Betriebe übernommen hat, wodurch die Arbeitseinheit um 30 bis 40 Pfennig sank. Ebenso geht hier der Bau des Rinderstalles nicht voran. Unter einem großen Teil der Mitglieder soll eine schlechte Stimmung herrschen.
In der LPG Hundhaupten hat der Vorsitzende Keller (SED) seine Funktion bereits niedergelegt. Weiterhin legte auch der Vorsitzende der LPG Ronneburg, Bartelmann (SED), seine Funktion nieder. Er soll trotz guter fachlicher Kenntnisse die LPG nicht richtig angeleitet haben. Es wird angenommen, dass er seine Funktion deshalb niedergelegt hat, weil er nicht zum Studium in Moskau angenommen worden sei.
Die LPG Caasen versucht bereits seit drei Jahren Dränageröhren zu bekommen. Obwohl das den zuständigen Stellen bekannt war, wurde nichts unternommen, der LPG zu helfen. Dadurch sind bereits im vorigen Jahr 6 ha und in diesem Jahr 11 ha Ackerland verloren gegangen. Jetzt wollen Großbauern der LPG Dränageröhren zur Verfügung stellen. Dem Vorsitzenden der LPG wurde von einem Angestellten der Wasserwirtschaft (Z) Gera mitgeteilt, dass die LPG erst 1960 bzw. 1961 mit einer Belieferung rechnen könne. Demgegenüber wurde bekannt, dass z. B. die Ferina Thonhausen1 und die DHZ in Erfurt genügend Dränageröhren auf Lager hat und auf Abnehmer wartet.
Weiterhin wurde noch Folgendes bekannt: Einige Sachbearbeiter für Landwirtschaft beim Rat des Bezirkes beklagen sich darüber, dass sie mit Berichten und bürokratischen Maßnahmen überlastet würden. Ein Sachbearbeiter, verantwortlich für das Sachgebiet Gartenbau, sagte z. B. dazu, dass er deswegen zu keiner operativen Arbeit käme und fünf Tage in der Woche am Schreibtisch sitzen müsste. Im Bezirk ist nur ein Sachbearbeiter, der die Besamungsstation bearbeitet, während im Ministerium für dieses Sachgebiet eine ganze Reihe Angestellte eingesetzt sind. Der Sachbearbeiter muss außerdem noch zusätzlich die Mastanstalten bearbeiten. Ähnlich sind die Verhältnisse beim Rat des Kreises und beim Rat der Stadt. So hatte z. B. die Abteilung Erfassung beim Rat des Kreises im II. Quartal 200 Termine für übergeordnete Dienststellen zu erledigen.
Auch unter den Besamungstechnikern ist die Stimmung schlecht, da sie im Durchschnitt 376 DM brutto erhalten, trotzdem sie dauernd (auch sonntags) unterwegs sind. Wegen schlechter Bezahlung haben bereits mehrere Techniker gekündigt. Es wird als sehr schwierig bezeichnet, neue Kräfte zu bekommen.