Meinungen zur Auswahl von DEFA-Filmen für das Filmfestival in Karlsbad
14. September 1956
Information Nr. 205/56 – Betrifft: Meinungen zur Auswahl der DEFA-Filme zu den Filmfestspielen in Karlovy Vary
Aus inoffizieller Quelle wurde bekannt, dass der Thälmann-Film1 in Karlovy Vary2 keine überwältigende Aufnahme gefunden hat. Dieser Film wurde von einer großen Zahl Leuten als ein Film aus überlebter Epoche der Filmkunst eingeschätzt. Nicht wenige brachten zum Ausdruck, dass dieser Film in Karlovy Vary fehl am Platze war. Das war auch die Meinung der meisten Mitglieder der deutschen Delegation.
Schon vorher hätte es darüber verschiedene Diskussionen gegeben, ohne dass jemand den Mut gefunden hätte, zu entscheiden, dass der Film für Karlsbad nicht gemeldet wird, weder in der HV Film noch im Ministerium für Kultur. Man hatte Angst, dass bei derartigen Fällen die Genossen Tschesno-Hell3 oder Maetzig4 »furchtbaren Wind« machen würden. Die Meldung des Thälmann-Filmes für Karlsbad wäre gleichbedeutend mit einem Zwang für die fortschrittlichen Mitglieder der Jury, diesem Film einen Preis zu geben. Z. B. hat sich der polnische Vertreter eindeutig gegen den Film ausgesprochen. Auch einige tschechoslowakische Genossen waren gegen den Film. Prof. Brousil5 hat in seinen persönlichen Vorschlägen den Thälmann-Film in Alternative mit der »Romanze« an die letzte Stelle gesetzt.6 Der Trostpreis-Charakter war offensichtlich. Der Jury-Vorsitzende war in einer sehr schwierigen Lage. Er besprach sich mit unserer Delegation. Er selbst fand den Ausweg mit Simon.7
Als weiterer peinlicher Vorfall wurde die Absetzung des Filmes »Mich dürstet« – man wollte die spanische Delegation nicht vor den Kopf stoßen – gewertet.8