Ostseeländertreffen (1)
2. Juli 1956
Information Nr. 46/56 – Betrifft: Ostseeländertreffen
Am 28.6.1956 brach im Ostseebad Graal-Müritz – wo das Ostseeländertreffen1 durchgeführt wird – ein Brand aus. Es wurde das einzige Strandlokal im Ort, Gaststätte »Seestern«, und außerdem ein Geräteschuppen der Fischerei-Produktionsgenossenschaft vernichtet. Schaden ca. 100 000 DM. Vermutliche Ursache: Brandstiftung. Der Brandherd befand sich 200 m von der Zeltstadt für das Ostseeländertreffen entfernt. Ein weiterer Brand vernichtete im Ostseebad Kühlungsborn einen Schuppen der Bau-Union. Schaden: ca. 40 000 DM. Vermutliche Ursache: Brandstiftung.
Der auf dem Platz der Jugend in Rostock neu fertiggestellte Filmvorführraum stürzte am 27.6.1956 ein. Auf diesem Platz sollten die Hauptveranstaltungen des Ostseeländertreffens stattfinden. Die Ursachen sind noch nicht bekannt.
In der Nacht vom 28. zum 29.6.1956 wurde die Telefonverbindung zwischen der Lagerleitung Graal-Müritz und der Grenzpolizei Rostock unterbrochen, indem 6 m Telefonkabel gestohlen wurden. Verschiedentlich fehlt es in den Verpflegungsstellen und Quartieren an Geschirr, Handtüchern, Bettwäsche, Toilettenpapier u. a. In den HO-Verkaufsstellen in Graal-Müritz sind insgesamt nur 15 Tafeln Schokolade vorhanden.
In der schwedischen Delegation gibt es heftige Diskussionen über den Devisenumtausch. Entgegen allen Vereinbarungen wird von der schwedischen Delegation die Meinung vertreten, dass ihnen bei Teilnahme am Ostseeländertreffen im Touristenkurs 100 Kronen = 80,00 DM ihrer Währung umgetauscht wird. Der Umtausch erfolgte jedoch auf allgemein üblicher Grundlage 100 Kronen = 45,00 DM. Die Schweden geben an, dass sie hierdurch in Geldschwierigkeiten geraten sind. Hinzu kommt, dass der vereinbarte Betrag von 25,00 DM, der seitens der DDR an jeden Teilnehmer der Ostseeländer ausgezahlt werden sollte, bis zum 29.6.1956, 24.00 Uhr, nicht ausgezahlt worden war. Die Auszahlung ist für den 30.6.1956 vorgesehen. Aufgrund der Geldschwierigkeiten verkauften schwedische Lagerteilnehmer Kleidungsstücke, Zigaretten und Rasierklingen, um in den Besitz unserer Währung zu gelangen.
Negative Stimmungen gibt es in allen Delegationen darüber, dass zum Teil die Benachrichtigung über die Unterbringung fehlerhaft war. So haben Delegationen teilweise erfahren, dass sie in Baracken mit richtigen Betten und Bettwäsche untergebracht werden und haben sich darauf eingestellt.
Bis zum 29.6.1956, 24.00 Uhr, haben sich etwa 10 % aller Delegationsteilnehmer beim DRK wegen Erkältungserscheinungen melden müssen. In der finnischen Delegation sind einige leichte Fälle von Magen- und Darmerkrankungen aufgetreten.