Sicherheitsmaßnahmen des Landes Hessen an der innerdeutschen Grenze
30. November 1956
Information Nr. 368/56 – Betrifft: Pläne und Absichten des Gegners an der Demarkationslinie
Der Hauptverwaltung Innere Sicherheit1 wurde bekannt, dass auf Anweisung des Innenministeriums Land Hessen im Kreis Hünfeld,2 Westdeutschland, vom 29.11.1956 bis 5.12.1956 in der Zeit von 19.30 bis 22.30 Uhr bestimmte Punkte an der Demarkationslinie3 durch den Zoll, Gendarmerie und Kriminalpolizei besetzt werden sollen. Vorgesehen dafür ist das Gebiet Rasdorf bis Soisdorf, wobei besonders das Gebiet zwischen Fischerhof und Waldhof bei Geisa4 erwähnt wurde.5 Zur Begründung wurde in dieser Anweisung angegeben, dass »laufend Agenten aus der DDR in die Bundesrepublik auf illegalem Wege eingeschleust werden«.
Weiterhin war daraus ersichtlich, dass dem Innenministerium Land Hessen durch Deserteure und Grenzverletzer mitgeteilt wurde, dass in diesem Gebiet in der Vergangenheit Personen aus der DDR nach Westdeutschland geschleust wurden. Aus der Anweisung des Innenministeriums von Hessen ging weiterhin hervor, dass bekannt ist, dass nach Westdeutschland geschleuste Personen mit Autos weitertransportiert bzw. mit Autos bis in Grenznähe gebracht werden. Die Besetzung der genannten Punkte soll so erfolgen, dass die Zivilbevölkerung davon nichts merkt. Zweck der Besetzung soll sein, alle Grenzverletzer in der dafür eingerichteten Station Rasdorf auf Agententätigkeit zu überprüfen.
Ähnliche Aktionen sind ab 29.11.1956 vonseiten der westdeutschen Polizei in den Kreisen Fulda und Hersfeld geplant.6 Dazu sollen besonders die beweglichen Stationen des Kommissariats der Gendarmerie zum Einsatz gebracht werden, die die anfallenden Grenzverletzer sofort in eingerichtete Quartiere bringen sollen. Im Erfolgsfalle soll diese Aktion erweitert werden.