Situation in der DDR (B)
25. Oktober 1956
Information Nr. 274/56 – Betrifft: Situation in der DDR
Der Bericht gliedert sich in folgende Punkte auf:
- 1.
Situation in der Industrie und Landwirtschaft
- 2.
Lage unter den Studenten (als Anhang)1
- 3.
Feindtätigkeit
Zu 1.
Die Situation in der Industrie
Die Situation in der Industrie zeigt im Monat Oktober 1956 bis jetzt ein häufiges Auftreten von Arbeitsniederlegungen bzw. deren Androhungen. Besonders nach den Veröffentlichungen der Westsender über Magdeburg nahmen die Diskussionen zu, in denen bei Unstimmigkeiten und Schwierigkeiten in den Betrieben von einem neuen 17. Juni gesprochen bzw. mit Arbeitsniederlegungen gedroht wird.2 Gleiche Anzeichen gibt es auch in der Landwirtschaft. Im Einzelnen wurde dazu aus den Bezirken Folgendes bekannt:
Bezirk Rostock
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Am 15.10.1956 legte im VEB Bau (K) Ribnitz, [Bezirk] Rostock, eine Brigade von 24 Arbeitern die Arbeit nieder, die erst am 16.10. wieder aufgenommen wurde. Die Ursache war, dass die Brigademitglieder nur 50,00 bis 60,00 DM Abschlagszahlung anstelle von bisher 100 DM erhielten.
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Am 19.10.1956 äußerte im Holzhafen Wismar, [Bezirk] Rostock, ein Arbeiter zu anderen Arbeitern, die mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt waren: »Hört auf mit den Aufräumungsarbeiten, wir machen sowieso bald Schluss mit dem Mist.«
Bezirk Potsdam
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Am 9.10.1956 legten 30 Arbeiter der Halle IV im Industriewerk Ludwigsfelde – Rollerproduktion – für zehn Minuten die Arbeit nieder, da die meisten der Arbeiter ca. 100 DM weniger verdient hatten. Die Ursache dazu war, dass die Produktion der Roller mit einer Ausstoßzeit von zwölf Minuten begonnen, dieselbe jedoch in jedem Monat automatisch um 2 Minuten herabgesetzt wird, da die Produktion vorsieht, dass aller sechs Minuten ein Roller das Band verlässt. Dadurch wird der Verdienst der Arbeiter immer geringer, trotzdem sie mehr produzieren. Ein Arbeiter erklärte in diesem Zusammenhang, dass dieser Zustand einen neuen 17. Juni entgegenführen kann.
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Am 19.10.1956 verbreitete in der Bahnmeisterei Brandenburg ein Arbeiter unter den Anwesenden die Meldungen des RIAS über die angeblichen Unruhen in Magdeburg. Er stelle für die Bahnmeisterei unannehmbare Forderungen und rief im Falle der Nichterfüllung die übrigen Arbeiter zum Streik auf.
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Am 19.10.1956 wurde im VEB Luwal Luckenwalde3 bekannt gegeben, dass ab Montag wieder die Nachtschicht eingeführt werden soll, um eine bessere Stromauslastung zu garantieren. 80 % der Beschäftigten sind Frauen. Diese Maßnahmen wurden zum ständigen Ministerium angeordnet, ohne vorher mit dem Betrieb Rücksprache zu nehmen. Die Frauen äußern, dass sie auf keinen Fall in der Nachtschicht arbeiten wollen.
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Seit dem 17.10.1956 besteht im »Zentralen Entwurfsbüro für Sonderbauten« in Potsdam-Rehbrücke Unzufriedenheit. Ursache: Die Beschäftigten sind nicht einverstanden mit dem vom Betriebsleiter und der BGL eingebrachten Antrag, die 15 Minuten Frühstückspause einzuarbeiten. Das bedeutet, dass täglich 15 Minuten länger gearbeitet werden muss. Auf Initiative eines Ingenieurs wurde deshalb am 17.10.1956 eine Unterschriftensammlung durchgeführt. Diese Liste wurde mit 131 Beschäftigten unterschrieben. Sie enthält keine provokatorischen Forderungen.
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Am 19.10.1956: zwei Arbeiter aus der Mechanik-Erz-Aufbereitung im Eisenhüttenkombinat Stalinstadt4 brachten zur Normenfrage Folgendes zum Ausdruck: »Auch bei uns haben sie die Normen 5 % höher gesetzt. Der TAN-Sachbearbeiter,5 der das ausgebrütet hat, ging hinterher gleich in Urlaub, wir wissen nicht mehr, was wir machen sollen. Verdienen tun wir ja auch nicht mehr. Es brennt schon überall, wann geht es bei uns los, wie in Magdeburg.« Gleiche Diskussionen wurden von Arbeitern von Kokskippern sowie der Abteilung TKO bekannt.
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Am 19.10.1956 berichteten zwei VP-Posten des EKS über unzufriedene Äußerungen der Arbeiter. Beide Posten kontrollierten die Arbeiter, die um 5.00 Uhr früh am Arbeitsplatz eintrafen. Unter anderem erklärte ein Arbeiter »diesmal wird es besser gehen, dann knallt es«.
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Am 19.10.1956 äußerte ein Arbeiter der Schiffswerft Fürstenberg/Oder:6 »Es haut überhaupt nicht mehr hin. Unter den Kollegen ist eine Missstimmung wegen der Lohnfrage. Sie verdienen mindestens 200 DM weniger, da muss wieder mal gestreikt werden, dann werden die Herren aufwachen und sich um uns kümmern. Was wollt ihr machen, wenn wir uns acht Tage auf den Hosenboden setzen und nichts tun, bis ein neuer Lohn für uns gesichert ist.« Ursache: Durch den Bau neuer Objekte ist ein Lohnrückgang eingetreten.
Bezirk Frankfurt/O.
Am 24.10.1956, gegen 22.00 Uhr, wurde im EKS Stalinstadt in der Toilette des alten Belegschaftshauses die Losung: »Nieder mit Spitzbart!«7 »Es lebe Adenauer,8 macht es den Ungarn nach!«9 angeschmiert.
Bezirk Cottbus
Am 17.10.1956 kam es zwischen der Bauleitung vom VEB Talsperrenbau Weimar im Objekt »Schwarze Pumpe« und einer Brigade nach der Lohnzahlung zu Differenzen. Die Brigade in Stärke von 17 Mann nahm die Arbeit nicht wieder auf, da der Bauleiter in Fragen der Norm- und Lohnverrechnung Versprechungen gemacht und nicht gehalten hatte. Die Brigade nahm am 18.10.1956 nach betrieblicher Regelung des Streitfalles die Arbeit wieder auf.
Bezirk Magdeburg
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Am 1.10.1956 legten im Ernst-Thälmann-Werk Magdeburg 60 Arbeiter der Stahlgießerei für eine Stunde die Arbeit nieder. Ursache war, dass die TAN-Sachbearbeiter ohne Vorbereitung eine Neufestsetzung der Normen vornehmen wollten. Die Veranlassung der Arbeitsniederlegung erfolgte von zwei Arbeitern, welche am 17.6.1953 negativ in Erscheinung getreten sind.
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Am 4.10.1956 legten im Georgi-Dimitroff-Werk Magdeburg ca. 100 Arbeiter der Reparaturabteilung die Arbeit nieder. Ursache waren Lohndifferenzen. Die Arbeiter wurden in die Lohngruppe VII eingestuft, aber nur nach der Lohngruppe VI bezahlt.10 Die Betriebsleitung hatte versäumt, die alten Lohngruppen gesetzlich zu kündigen.
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Am 18.10.1956 hörte ein Angehöriger der Transportpolizei in der Straßenbahn von Buckau nach Magdeburg einen Arbeiter aus den Karl Marx Werken Magdeburg sagen: »Ja, die haben bereits die VP in Bereitschaft liegen. Auch in anderen Betrieben soll wegen Herabsetzung des Lohnes Krach sein. Die Gewerkschaft hat versucht, die Angelegenheit bei uns in der Formerei zu schlichten, aber bloß mit Worten können sie bei uns nichts erreichen.« Darauf antwortete ein anderer Arbeiter: »Euch sollte man das Kreuz brechen, wenn ihr nicht 1 000 DM verdient, ist es euch nicht wohl.«
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Am 19.10.1956 wurde in der Verwaltung des Thälmann-Werkes in Magdeburg heftig über die Einberufung der Volkskammer diskutiert. Einige Angestellte brachten zum Ausdruck, dass diese Sitzung die Ablösung des Genossen W. Ulbricht verlangt, der an der Hinrichtung der sechs ungarischen Offiziere mitschuldig sei. Des Weiteren würde sich die Volkskammer mit der Umbenennung von Straßen beschäftigen, die die Namen Pieck, Ulbricht, Grotewohl tragen.
Bezirk Gera
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Anfang Oktober wurde aus dem Bezirk Gera bekannt, dass in den Druckereien Engelhardt-Reyher, Schmidt & Thelo, J. W. Lange, Emil Koch und der Solbergschen Druckerei Lohnforderungen auftraten. Die belegschaftsmäßig sehr kleinen Betriebe richteten an den Gebiets- bzw. Bezirksvorstand des FDGB die Forderung, bis 15. bzw. 30.10.1956 eine Lohnerhöhung durchzuführen. Die schriftlich eingereichte Forderung war teilweise von Mitgliedern der SED und Parteisekretären unterschrieben.
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Am 19.10.1956 wurden in folgenden Betrieben Diskussionen über angebliche Streiks in Magdeburg, Karl-Marx-Stadt usw. geführt, wobei sich die Arbeiter an die jeweiligen Parteileitungen wandten und Aufklärung über diese Dinge verlangten.
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Am 24.10.1956 wurde aus dem VEB Zeiss Jena bekannt, dass in den Abteilungen »Oprema und Fotodreherei« Diskussionen im Zusammenhang mit den Ereignissen in Polen geführt werden.13 Darin wird zum Ausdruck gebracht, dass auch unsere Regierung nachgeben müsste und [sich] in verschiedenen Sachen auch nach westlichen Ländern und nicht nur nach Moskau orientieren sollte.
Bezirk Suhl
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Am 16.10.1956 wurde durch den Genossen Ebers vom Ministerium für Bergbau und Hüttenwesen der VEB Eisenmanganerzbau in Schmalkalden aufgesucht. In Diskussionen mit Funktionären und Arbeitern brachten diese zum Ausdruck, dass vieles in den Betrieben durch die Schuld des technischen Leiters schlecht sei. Dadurch wird im Betrieb eine gewisse Unsicherheit erzeugt.
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Am 19.10.1956 traten im Grubenbetrieb des Kali-Betriebes Marx-Engels Unterbreizbach,14 [Kreis] Bad Salzungen, Unstimmigkeiten auf, da die Sammelschrapperfahrer und deren Helfer sowie einige Seilfahrer die bisherige Erschwerniszulage von 30,00 bis 50,00 DM nicht mehr erhalten. Als Grund wurde angegeben, dass die zwei anderen Kaliwerke diese Zulage ebenfalls nicht mehr zahlen. Die Arbeiter wurden davon vorher nicht informiert und lehnen ab, weiterhin Beiträge für den FDGB zu zahlen.
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Am 19.10.1956 erklärte der Leiter des Postamtes in Schmalkalden während einer Aussprache über Störungen der Telefonleitungen am 18.10.1956 von Schmalkalden nach Springstille und Floh, dass am 17.10.1956 fünf parteilose Postangestellte zu ihm kamen und erklärten, dass sie die Arbeit für den geringen Verdienst nicht mehr ausführen würden.
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Am 19.10.1956 hatte der Betrieb VEB Porzellanwerk Neuhaus-Schierschnitz,15 [Kreis] Sonneberg, Schwierigkeiten in der Lohnzahlung, da die Deutsche Notenbank Sonneberg die Kreditierung der Lohnsumme von der Bekanntgabe sämtlicher Außenstände abhängig machte. Dies erfolgte so kurzfristig, dass die Lohnzahlung vom 19.10.1956 nicht garantiert war. Erst auf Anweisung der Partei wurde das Geld für die Lohnzahlung ausgehändigt.
Bezirk Dresden
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Am 20.10.1956 verweigerte im Bahnhof Dresden-Friedrichstadt eine 22 Mann starke Rangierbrigade die Arbeitsaufnahme. Ursache: Die Angehörigen der Brigade waren nicht davon informiert, dass ihr Brigadier die Kündigung eingereicht hatte und nahmen an, dass die Entlassung auf Anweisung der Betriebsleitung erfolgte.
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Am 24.10.1956 ist in der DHZ Handelskontor in Kettewitz ein Großbrand ausgebrochen. Ursache noch unbekannt.
Bezirk Karl-Marx-Stadt
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Am 1.10.1956 legte im VEB Baubetriebe Thalheim, [Kreis] Stollberg, die gesamte Baukolonne unter Führung des Brigadiers für zwei Stunden die Arbeit nieder. Ursache: Durch die bestehenden Normen war nach Meinung der Arbeiter der Verdienst zu gering.
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Am 5.10.1956 legten im VEB Perlonzwirnerei Plaue, [Kreis] Flöha, in allen drei Schichten einige Arbeiter die Arbeit nieder. Ursache dafür sind Unzulänglichkeiten in der Entlohnung und ungenügende Verbindung der Betriebsleitung zu den Arbeiterinnen. Die letzte Arbeitsniederlegung in der 3. Schicht ist als organisiert anzusehen, da alle Arbeiterinnen für zwei Stunden die Arbeit niederlegten.
Bezirk Halle
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Am 12.10.1956 wurde während einer Produktionsberatung im VEB »Gustav Sobottka«16 in Oberröblingen, [Kreis] Eisleben, durch einen Arbeiter angedroht, dass man kurz vor der Arbeitsniederlegung steht. Ursache waren Lohndifferenzen.
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Am 19.10.1956 wurde im Zug von Dessau nach Bitterfeld von Arbeitern zum Ausdruck gebracht, dass in Dessau Forderungen auftreten, die die Beseitigung der SED- und Gewerkschaftsfunktionäre verlangten. In Dessau würden solche Diskussionen in vielen Geschäften auf Straßen usw. geführt.
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Am 19.10.1956 sprach der Genosse Benda17 der Bezirksleitung der SED Halle in der Grundorganisation 7/5 des VEB Leuna-Werkes »Walter Ulbricht« über die augenblickliche Situation in dieser Abteilung. Da keine Einlasskontrolle stattfand, nahmen ca. 45 parteilose Kollegen an dieser Versammlung teil, von denen einige in provokatorischer Form in Erscheinung traten. Sie wichen vom Thema ab und brachten die Versammlung dazu, über den Lebensstandard und die Löhne zu sprechen. Sie fanden den Beifall der Anwesenden.
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Am 19.10.1956 wurde durch den Lehrausbilder vom Bahnhof Eisleben bekannt, dass Arbeiter des »Sobottka«-Schachtes in Röblingen während der Fahrt im Zug zum Ausdruck brachten, am 19.10.1956 nicht einzufahren. Als Grund gaben sie an, zu wenig Lohn zu erhalten, im Gegensatz zu den Arbeitern in Eisleben.
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Am 18.10.1956 wurde durch den Grubenbetriebsleiter vom VEB Kupferbergbau Eisleben der dortigen Parteileitung mitgeteilt, dass zur Zeit verstärkte Diskussionen unter Tage auftreten, die folgende drei Punkte umfassen:
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»1953 bis 1954 ging es uns besser«;
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»in der Zeit von 1954 bis 1955 haben wir mehr verdient als 1956«;
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»unsere Regierung verspricht viel, aber hält nichts«.
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Am stärksten würden dabei die Flügel 5, 6 und 10 in Erscheinung treten. Auf Flügel 5 und 10 sind die Wortführer negative Elemente des 17.6.1953.
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Am 18.10.1956 legten 24 Schlosser im VEB Banner des Friedens Weißenfels18 für einige Stunden die Arbeit nieder, da der Werkleiter den Vorschlag des Helden der Arbeit, 1 000 DM Prämie an die Handwerker auszuzahlen, ablehnte. Dieses Geld sollte von 5 000 DM genommen werden, die noch als Prämiengelder für 1956 vorhanden sind.
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Am 23.10. bis 24.10.1956 wurde auf dem Abstellgleis im VEB »Karl Liebknecht«-Hütte zwischen Sinter und Bunkeranlage eine Sintergondel mit der Losung »Fort mit Ulbricht« beschmiert.
Bezirk Erfurt
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Am 18.10.1956 wurden in Buchenau, Eisenach, während des Schichtwechsels in den örtlichen Webereibetrieben Diskussionen geführt mit dem Inhalt, dass in Erfurt und Magdeburg Arbeitsniederlegungen stattfinden. Anzeichen von Arbeitsniederlegungen sind nicht vorhanden.
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Am 19.10.1956 wurde im Kaliwerk Thomas Müntzer über die Ereignisse in Magdeburg diskutiert. Die Maurer unterschrieben den Lohngruppenkatalog nicht, da sie mit der Einstufung in die Gruppe 5 nicht einverstanden waren. In den Diskussionen drohten sie mit den Ereignissen von Magdeburg.
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Am 19.10.1956 diskutierten im VEB Uder im Kreis Heiligenstadt 60 Betriebsangehörige heftig über das Ortsklassensystem.19 Dabei wurden Forderungen gestellt und auch der Streik in Erwägung gezogen. Die BGL erklärte sich mit einem Streik einverstanden. Maßnahmen in Verbindung mit der Parteileitung wurden eingeleitet.
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Seit 23.10.1956 besteht im VEB Fernmeldewerk Arnstadt eine sehr schlechte Stimmung. Grund: Die Arbeiter sind nicht einverstanden, mit der am 23.10. ausgezahlten Quartalsprämie an den Kaderleiter, Arbeitsdirektor und Leiter der Finanzen. Die Höhe der Prämien liegt zwischen 630 bis 1 200 DM. Ein Teil der Belegschaft fordert Streichung dieser Prämien.
Objekte der Wismut
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Am 19.10.1956 wurden aus dem Objekt 101 in Zwickau Unzufriedenheit betreffs Lohnfragen bekannt. Ein Mitglied der Kreisrevisionskommission brachte zum Ausdruck: »Wenn das unsere Arbeiter hören, werden sie auch streiken.« Gleiche Diskussionen wurden in der Zeche 4 des Objektes geführt.
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Am 19.10.1956 wurde in der Erzverladung Ronneburg über die Ereignisse in Magdeburg gesprochen. Dabei wurde betont, »dass es Zeit wird, dass hier ebenfalls etwas passiert, denn nach dem 17.6.1953 hat man sehr schnell vieles geändert, was die Arbeiter wollten«.
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Am 19.10.1956 berichtete ein Funktionär im Baukontor 5 in Ronneburg, dass er von einer Sitzung kommt, wo diese Probleme behandelt und die Forderungen der Arbeiter als berechtigt anerkannt wurden.
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Am 19.10.1956 stellten in der Garage Freital aufgrund der Meldungen der Westsender mehrere Arbeiter Forderungen persönlicher und betrieblicher Art. Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
Landwirtschaft
Bezirk Neubrandenburg
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Am 11.10.1956 legten vier aus Westdeutschland in die DDR gekommene Arbeiter des VEG Luckow, [Kreis] Straßburg, [Bezirk] Neubrandenburg, mittags die Arbeit nieder. Ursache: Sie waren mit dem Mittagessen nicht einverstanden, obwohl es, wie die Prüfung ergab, einwandfrei war. In den Aussprachen brachten sie zum Ausdruck, wieder nach Westdeutschland zurückzukehren, sobald sie dort Arbeit erhalten.
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Am 16.10.1956 nahmen 20 Schüler der Fachschule für Landwirtschaft, die in der LPG Rubenow, [Kreis] Anklam, [Bezirk] Neubrandenburg, zur Rodung von Kartoffeln eingesetzt waren, mittags die Arbeit nicht wieder auf. Ursache: Die Schüler waren mit dem verabreichten Eintopfessen nicht einverstanden.
Bezirk Erfurt
Am 15.10.1956 nahm in der MTS Isseroda,20 [Kreis] Weimar[-Land], die Brigade 4 Außenstelle Holzdorf, die Arbeit nicht auf. Die Brigade war mit der Entlassung ihres Brigadiers nicht einverstanden. Der Brigadier wurde wegen provokatorischer Reden und tätlicher Übergriffe auf den Direktor der MTS entlassen.
Bezirk Frankfurt/O.
In einigen Orten des Kreises Angermünde, Fürstenberg und Frankfurt/O. ist die Stimmung der ländlichen Bevölkerung äußerst schlecht. Ursache sind die Manöver der sowjetischen Truppeneinheiten in diesen Gebieten. Diese Manöver werden in Verbindung gebracht mit den Ereignissen in Polen.
Bezirk Halle
Am 24.10.1956 legte die zehn Mitglieder starke Brigade der MTS Edderitz,21 Außenstelle Dohndorf, [Kreis] Köthen, für zwei Stunden die Arbeit nieder. Grund: Der Brigadier und 4-facher Aktivist hatte sich eigenmächtig die Wohnung einer republikflüchtigen Person angeeignet. Auf Beschluss der Gemeindeverwaltung sollte diese zwangsgeräumt werden.
Zu 3. Feindtätigkeit
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Inoffiziell wurde bekannt, dass der CIA seine Agenten beauftragt hat, nach Frankfurt/O. und Schwerin zu fahren, um dort festzustellen, ob Truppenverschiebungen nach Volkspolen (Einheiten, Fahrzeugtypen, Kennzeichen u. a.) zu verzeichnen sind.
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In der Nacht vom 21. zum 22.10.1956 wurde auf dem Bahnhof in Hainspitz, [Kreis] Eisenberg, [Bezirk] Gera, eine Güterlore auf beiden Seiten mit roter Farbe wie folgt beschriftet: »Polen ruft Deutschland – wir wollen Freiheit.«
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Am 23.10.1956 vormittags wurde im Walde zwischen Ragösen und Groß-Briesen,22 [Kreis] Belzig, [Bezirk] Potsdam, ca. 7 Meter vom Radfahrweg entfernt, an einem Baum ein DIN A4-Bogen mit der Hetzlosung »Schlagt die Kommunisten tot, sie sind Deutschlands Unglück.« – beschriftet angebracht.
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In Bad Blankenburg wurde einem Kampfgruppenleiter23 von einem Rückkehrer aus Westdeutschland erklärt: »Du Kampfgruppenkommandant kommst auch noch dran. Beschau Dir die Verhältnisse in Polen, wenn es bei uns soweit ist, hängst Du auch.«
Anonyme Briefe und Anruf
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Im Kreis Rügen, [Bezirk] Rostock, erhielt ein Pfarrer einen anonymen Brief, dass er als »Günstling« der DDR kein Pfarrer mehr sein kann. Der Pfarrer ist Bezirkstagsabgeordneter und Träger des Vaterländischen Verdienstordens.
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Am 18.10.1956 wurden gegen 10.00 Uhr der Füllort 24 der Wismut von einer unbekannten Person angerufen. Diese Person forderte zum Streik auf, da in der DDR gestreikt würde.
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Am 18.10.1956 erhielt der Schichtmeister vom Kraftwerk des Bunawerkes Merseburg die Aufforderung, das Kraftwerk stillzulegen, da ihm sonst »alle Knochen« kaputtgeschlagen würden.
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Am 19.10.1956 erfolgten in Halle mehrere anonyme Anrufe, u. a. die Aufforderung, das Wasserwerk abzustellen. In der Zeit vom 16. bis 19.10.1956 kamen im EKS Stalinstadt, [Bezirk] Frankfurt/O., ca. 20 anonyme Anrufe an, bei denen sich der Teilnehmer mit Krankenhaus meldete. Der Inhalt waren Aufforderungen zu Handlungen, bei denen Menschenleben in Gefahr gebracht worden wären. Ähnliche Anrufe wurden aus dem VEB Pfännerhall,24 [Bezirk] Halle, bekannt. Dort wurden leitende Funktionäre telefonisch bedroht.
Hetzlosungen
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Am 19.10.1956 wurde im Kunstfaserwerk Gera, Maschinenbauabteilung, auf eine Maschine mit Kreide die Losung »Wir streiken« geschrieben. In der Abteilung sind 500 bis 600 Arbeiter beschäftigt. Die Lage im Betrieb ist normal.
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Am 14.10.1956 wurde in der Werkabteilung des Betonwerkes Rethwisch, [Kreis] Waren,25 durch den Werkmeister festgestellt, dass in seiner Meisterbude eine Tragbahre mit einer darauf liegenden ausgestopften Kombination lag, an der ein Schild mit der Aufschrift »Ruhm und Ehre unseren Aktivisten« befestigt war. In der Tasche der Kombination befand sich ein Exemplar der Tribüne,26 auf der Bahre die Aufschrift »Ruhe sanft«. Auf dem Tisch des Meisters stand die Losung »Meister wo bleibt der 8-Stundentag« und an einer Tafel in der Werkhalle die Losung »Betet zu Gott« geschrieben.
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Am 10.10.1956 wurde in der Abteilung Gebrauchslampen des VEB Glühlampenwerkes Plauen, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, von 65 Betriebsangehörigen für eine Stunde die Arbeit niedergelegt. (In der Abteilung sind ca. 200 Beschäftigte.) Eine Abordnung von neun Frauen begab sich zur Werkleitung und forderte die Überprüfung der Normen und Lohnerhöhung. Im gleichen Werk wurde am 14.10.1956 eine Puppe dargestellt, der man einen Strick um den Hals gelegt und sie damit aufgehängt hatte. Auf dem angebrachten Schild standen die Worte »Schnauze voll«.
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Am 24.10.1956, gegen 19.35 Uhr, erhielt die Verwaltung des Bahnhofes ein gefälschtes Fernschreiben über die Hauptdispatcherleitung Berlin zugestellt. Der Auftrag lautete: »Sofort 60 offene PKP (polnisch) Güterwagen27 nach Hamburg zustellen«.
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Am 23.10.1956, gegen 19.30 Uhr, erhielt die Kreisleitung der SED Berlin-Köpenick einen anonymen Telefonanruf von einer weiblichen Person. Inhalt: »Ihr werdet Euch morgen wundern!«
Westberlin
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Am 24.10.1956 trafen sich in Westberlin 60 Mitglieder der Organisation »Kreuzzug der Freiheit« ein.
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In Westberlin wurde eine gefälschte Ausgabe des »Eulenspiegels« herausgegeben, die Artikel eingezogener Zeitschriften der DDR enthält. Diese Artikel beinhalten Ereignisse in Volkspolen.