Spielfilmstudio DEFA in Babelsberg
9. Juni 1956
Sonderinformation – Betrifft: Spielfilmstudio DEFA – Babelsberg [Information Nr. M127/56]
Von zuverlässiger inoffizieller Quelle wurde uns vor einigen Tagen bekannt, dass Dr. Prof. Wilkening1 (Leiter der Synchronisationsabteilung der DEFA) die Kollegen Röwer,2 Zunft3 und Gutschmidt4 (bei diesen handelt es sich um Zeichenfilmtrick-Spezialisten und Ton-Ingenieure) rufen ließ, um mit ihnen über einige Fragen zu sprechen. Im Verlauf des Gesprächs kam Dr. Wilkening auf die UFA zu sprechen, die in Westberlin im Entstehen ist.5 Dr. Wilkening ging darauf ein, dass sich die UFA, neu im Aufbau, wahrscheinlich an altes Stammpersonal, was in der DEFA beschäftigt ist, wenden wird, um diese Fachkräfte abzuziehen. Er stellte die Frage, ob den drei Personen bereits Anzeichen bekannt sind. Es wurde von allen drei erklärt, es sei ihnen nichts bekannt und man muss dagegen etwas unternehmen. Dr. Wilkening erklärte in diesem Gespräch, dass die UFA den Spitzenkräften das gesamte Gehalt von 1945 jetzt nachzahlen würde, weiter wird den Fachkräften ein Kredit gegeben, um sich ihre Wohnung einzurichten. Woher Dr. Wilkening die Information erhielt, ist nicht bekannt.
Die Kaderleiterin Wulf6 sprach anschließend mit dem Kollegen Gutschmidt allein. Sie stellte die Frage, was er machen würde, wenn er solch ein Angebot bekommen würde. Gutschmidt erklärte, es ist fraglich, ob er weiterhin in der DEFA bleiben würde, denn hier lebt er schlechter wie ein Hund. Er hat ein Zimmer, was sehr klein ist und kann nicht einmal Besuch empfangen, da es zu klein ist. Wie die KP berichtet, gibt es mehr solche Beispiele, die der Kaderabteilung nicht bekannt sind. Es gibt sehr gute Fachkräfte, deren Gehalt schon länger als vier Jahre gleichgeblieben ist.
Im Studio sind ca. 60 Fachkräfte, es wurde von der HV Film der Vorschlag der Kaderabteilung unterbreitet, sich schnellstens mit diesen Menschen zu unterhalten um zu erfahren, ob auch bei anderen Personen solche Schwierigkeiten vorhanden sind. Die Aussprachen sollen erreichen, dass die Kaderabteilung einen Überblick bekommt, wie die Fachkräfte wohnen und welche Sorgen sie haben, damit nicht durch eine Verärgerung Fachkräfte die Arbeitsstelle zur UFA wechseln.