Sprengungen im Steinbruch Lauter, Suhl
14. Juni 1956
Information Nr. 16/56 – Betrifft: Sprengungen im Steinbruch Lauter, [Ortsteil von] Suhl
In einer Einwohnerversammlung des Wohnbezirks Lauter, [Ortsteil von] Suhl, die am 6.6.1956 im Steinbruch am Heldersbacher Weg1 stattfand, wurde u. a. darüber diskutiert, ob in diesem Steinbruch weiter gesprengt werden soll oder nicht. Anwesend waren u. a. die Kollegen Nölte2 und Denner3 von der Plankommission beim Rat des Bezirkes Suhl und der Betriebsleiter des VEB »Ernst Thälmann«-Werkes Suhl. Der Steinbruch liegt zzt. still, da durch die Sprengung die Häuser der Leute, die in unmittelbarer Nähe liegen, gefährdet sind. Die Einwohner dieses Wohnbezirkes haben sich bereits mit der Forderung, sämtliche Sprengungen einzustellen, an den Bürgermeister, Kreisrat und den Genossen Sattler4 vom Rat des Bezirkes Suhl gewandt. Da es schon öfter vorkam, dass faust- und kindskopfgroße Steine bei den Sprengungen Dächer und Wände der Häuser zertrümmerten und Menschenleben bedrohten.
Gen. Sattler versicherte, dafür Sorge zu tragen, dass alle Sprengungen eingestellt werden, worüber ein Schreiben bei dem Einwohner [Name 1, Vorname] vorliegt. Ungeachtet dessen, wird jedoch ständig versucht, die Forderung der Einwohner zu umgehen und man kommt mit fadenscheinigen Begründungen. Beispielsweise gibt man an, dass sich noch Sprengstoff in den Bohrlöchern befinde, welcher gesprengt werden müsse usw., jetzt wird verlangt, dass die Einwohner mit einer Versuchssprengung einverstanden sind. Die Leute sind empört und es gibt heftige Diskussionen.
Dazu sagte z. B. die Einwohnerin [Name 2] Folgendes: »… ihr braucht nicht auf dem Parteitag von Einhaltung der demokratischen Gesetzlichkeit zu sprechen.5 Hier habt ihr nun ein klassisches Beispiel6 dafür, – im Gesetzbuch steht, dass im Umkreis von 300 m von den Häusern nicht gesprengt werden darf und ihr wollt sprengen, wo Häuser in 10 m Abstand vom Bruch stehen. Euch kommt es wahrscheinlich gar nicht darauf an, ob Menschen dabei ums Leben kommen. Wenn ihr in unsere Häuser ziehen würdet, dann würdet ihr das Sprengen bald verbieten.«