Direkt zum Seiteninhalt springen

Stand der Versorgung (Meldungen vom 4.12.)

10. Dezember 1956
Information Nr. 379/56 – Betrifft: Stand der Versorgung (Meldungen vom 4.12.1956)

Nach Angaben der Bezirke hat sich die Versorgungslage in den letzten Tagen wesentlich verbessert, da bei den wichtigsten Lebensmitteln Zusatzkontingente gewährt wurden. Die zur Verfügung stehenden Mengen sind z. T. jetzt höher als im IV. Quartal 1955. Auch in der Versorgung mit Butter (HO) gibt es keine größeren Schwierigkeiten. Süßwaren, Schokolade, Rosinen und süße Mandeln für das Weihnachtsfest sind ebenfalls genügend vorhanden. Versorgungslücken gibt es noch bei Geflügel, Südfrüchten und Fischwaren. Da der Verkauf dieser Waren in verschiedenen Bezirken erst am 10.12.1956 beginnt und noch laufend Importlieferungen zu erwarten sind, kann noch nicht gesagt werden, ob diese Waren zum Weihnachtsfest im ausreichenden Maße vorhanden sind.

Aus den Bezirken werden folgende Schwierigkeiten berichtet:

Leipzig

Im Bezirk Leipzig wird Geflügel erst ab 10.12.1956 verkauft. Bisher sind nur geringe Mengen aus Importen eingegangen. Bereitgestellt werden sollten 670 t Geflügel. Bis zum 25.11.1956 waren aber erst 105 t aus Importen und Eigenaufkommen gelagert worden. Bei Orangen werden voraussichtlich 500 t und bei Zitronen ca. 136 t weniger zur Verfügung stehen.

Dresden

Im Kreis Großenhain gibt es große Schwierigkeiten in der Fischversorgung. Die geplante Menge Frischfisch reicht nicht aus und der Plan wurde per 20.11.1956 erst zu 28 % erfüllt.

Magdeburg

In den Gemeinden Magdeburgerforth,1 Schopsdorf und Reesdorf, Kreis Loburg, gibt es nicht genügend Fleisch- und Wurstwaren. Das wird damit begründet, dass die Lieferkontingente überschritten seien.

Wismut

Schwierigkeiten gibt es in der Bereitstellung von Geflügel. Im Bereich Johanngeorgenstadt werden ca. 60 % der vorjährigen Menge, in Oberschlema 50 %, in Freital 30 % angeliefert werden können. Bei Südfrüchten werden durchschnittlich nur 60 bis 80 % angeliefert. Im Handelsbereich Aue wurden von 57 t Frischfisch erst 15 t geliefert.

Karl-Marx-Stadt

Die Planmenge bei Geflügel wurde erneut gekürzt und liegt jetzt unter dem Stand vom Vorjahr. Der Plan bei Fisch- und Fischwaren kann nur zu höchstens 60 % gedeckt werden. An Südfrüchten sind in Marienberg 5 % der Planmenge für 1956 eingegangen. Es wird jedoch noch auf verstärkte Importe gerechnet.

Schwerin

Frischfisch waren 790 t vorgesehen, bereitgestellt wurden 430 t; Fischkonserven waren 1 068 tvorgesehen, der Plan wurde um 713 t gekürzt, angeliefert wurden 286 t. Karpfen wurden 140 t eingeplant, 80 t können aber nur verkauft werden. Weiterhin werden noch 80 t Marmelade benötigt. Ebenso werden noch 60 t Kunsthonig und Sirup für die Weihnachtsbäckerei gebraucht.

Kohleversorgung

Wie bereits des Öfteren berichtet, bereitet die Kohleversorgung weiterhin Schwierigkeiten. In den letzten Tagen wurde dies wiederum aus den Bezirken Cottbus, Karl-Marx-Stadt, Erfurt, Potsdam, Magdeburg, Berlin und dem Wismutgebiet berichtet.

So ist z. B. im Bezirk Cottbus die Kohleversorgung in verschiedenen Kreisen noch nicht sichergestellt. Im Kreis Forst ist vor allem die Versorgung der ländlichen Bevölkerung noch nicht gewährleistet. In der BHG Simmersdorf fehlen 6 000 Zentner. Für den gesamten Kreis Forst werden noch 8 000 Zentner Braunkohle benötigt. Ähnlich ist es auch bei Briketts.

Im Gebiet Aue/Wismut wurde bekannt, dass das Hotel »Blauer Engel« wegen Kohleschwierigkeiten einen Tag Betriebsruhe einlegen musste. Für einzelne Bergarbeiterküchen in Aue besteht eine ähnliche Lage. Im Gebiet Oberschlema sollen ebenfalls einige Betriebsküchen geschlossen worden sein. Im Handelsbereich Schneeberg ist seit ca. sechs Wochen mit der DHZ Kohle/Aue wegen der Versorgung der HO-Wismut-Küchen verhandelt worden. Am 1.12.1956 hatten bereits zwei Küchen die letzten Kohlereserven verbraucht.

Aus Berlin wird berichtet, dass das Kontingent an Braunkohlenbriketts um 27 700 t gekürzt wurde. Die Kürzung wirkt sich vor allem auf den Monat Dezember aus, wodurch sich die Situation wesentlich verschlechterte. Die Bevorratung an Braunkohlenbriketts musste bis zum Übergang in das I. Quartal auf zwei Tage reduziert werden.

Im BHG-Bereich Kunow und Schrepkow, [Kreis] Kyritz, [Bezirk] Potsdam, ist die Bevölkerung darüber verärgert, dass den Bauern bis zu 100 Ztr. Kohlen auf freie Spitzen geliefert wurden,2 während verschiedene Haushalte noch keine Kohlen auf Karten erhalten hätten.

Im Kreis Osterburg, [Bezirk] Magdeburg, hat die Bevölkerung ihre Kohlen erst zu 70 %. Im Kreis Wanzleben ist die Versorgung der Haushalte erst mit 30 % erfolgt. Im Kreis Wolmirstedt sind noch ca. 120 Familien ohne Kohle.

  1. Zum nächsten Dokument Eisenbahnunfall im Bahnhof Halle

    11. Dezember 1956
    Information Nr. 380/56 – Betrifft: Unfall auf [dem] Bahnhof Halle

  2. Zum vorherigen Dokument Stimmung zu den Ereignissen in Ungarn

    8. Dezember 1956
    Information Nr. 378/56 – Betrifft: Stimmung der Bevölkerung zu den Ereignissen in Ungarn