Stimmung zur Kasernierten Volkspolizei im Kreis Gransee
13. Juni 1956
Sonderinformation Nr. 10/56 – Betrifft: Stimmung über KVP
Durch eine zuverlässige inoffizielle Quelle wurde bekannt, dass in der Gemeinde Schulzendorf, Kreis Gransee, und den umliegenden Orten Verärgerung über die KVP besteht. Die KVP wird dort als Wilddiebe, Forstschädlinge usw. bezeichnet. Die Bevölkerung geht der KVP aus dem Wege. Gründe hierfür sind, dass sich einige Angehörige der KVP undiszipliniert verhalten.
In der ehemaligen Luftwaffenmunitionsanstalt Wolfsruh ist eine Einheit der KVP stationiert. Diese schießen ohne Kontrolle und scharf in der Gegend umher und bedrohen die dort tätige Bevölkerung. So ist es vorgekommen, dass einige Angehörige sich zu einem kleinen See begaben, dort das befestigte Boot sich aneigneten (Privatbesitz) und auf dem See auf die Fische geschossen haben. Weiterhin schießen sie auf Hasen oder andere Tiere, die gerade jetzt Schonzeit haben. Dieses ist jedoch keine einmalige Erscheinung, sondern es kommen laufend derartige Übergriffe vor.
In diesem Waldgelände sollen größere Munitionsbestände noch aus dem Kriege vergraben sein und das ist die Ursache der unkontrollierten Schießereien. Man sollte in den Zeitungen nicht schreiben, dass die Amis im Westen (Wannsee oder Grunewald) rücksichtslos Schießübungen veranstalten,1 hier sei es genauso. (So diskutiert in diesen Orten die Bevölkerung.)