Übersicht über Schwierigkeiten infolge Frosteinwirkung (4)
25. Februar 1956
4. Übersicht über Schwierigkeiten infolge Frost- und Schneeeinwirkung (21.2.1956 bis 24.2.1956) [Information Nr. M42/56]
1. Lage in der Braunkohlenindustrie
Trotz Schneeverwehungen und Materialschäden an Baggern und Transportmitteln steigerten sich die Produktionszahlen in den Schwerpunktrevieren vom 21.2. bis 24.2.1956 wie folgt:1
[Produktion von] | Halle | Senftenberg | Borna |
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Abraum | 41,3 % – 40,7 % | 60,7 % – 62,3 % | 30,0 % –37,4 % |
Rohkohle | 82,6 % – 93,2 % | 78,8 % – 97,1 % | 98,0 % – 94,4 % |
Brikett | 86,4 % – 99,6 % | 77,4 % – 81,3 % | 87,0 % – 95,6 % |
Die BKW Profen, Deutzen, Großkayna und Edderitz erfüllten ihren Rohkohlenplan mit über 100 %. Zu Materialschäden und Ausfällen an Baggern und Transportmitteln kam es in den Tagebauen Lockau, »Freiheit«, [Bezirk] Halle, sowie in den BKW Großkayna, [Bezirk] Halle, Neumark und Mücheln.2
2. Die Lage in der Gasversorgung
In der Berichtszeit wurde das gesamte Netz der Gasversorgung nach der Stufe C beliefert. Lediglich Leipzig wird aufgrund der Messe nach Stufe A beliefert.3 Die Industrie wurde am 23.2.1956 nach Stufe D beliefert. Für Leipzig werden aus dem Verbundnetz ca. 180 000 cbm Gas genommen. Im gesamten Netz hat sich der Druck stabilisiert. Die Qualität der Kohle hat sich gebessert. Am 23.2.1956 sind die ersten 1 500 t Ruhrkohle eingegangen. Schäden an der Gasleitung entstanden im Bezirk Karl-Marx-Stadt. Diese Störungen sind bereits behoben.
3. Die Lage in der Energieversorgung
Die Leistung des Netzes betrug in der Berichtszeit ca. 4 100 bis 4 300 MW. Die Absenkungen betragen ca. 250 bis 300 MW. Kohleschwierigkeiten bestehen wieder in den KW Espenhain, Zeitz und Hirschfelde, während die Kraftwerke Peenemünde,4 Potsdam und Bleicherode Lieferschwierigkeiten mit Koks haben. Materialschäden an Förderbändern entstanden im KW Espenhain und Rummelsburg. Am 21.2.1956 ist in Hennigsdorf eine Niederspannungsleitung gerissen. Diese schlug hoch und kam der 100-kV-Leitung zu nahe. Da die Relais der 100-kV-Leitung nicht auslösten, ist das gesamte Hennigsdorfer Netz zusammengebrochen. Schaden wurde behoben.
4. Die Lage im Erzbergbau und Hüttenwesen
Im Erzbergbau kam es zu keinen besonderen Vorkommnissen. Im Hüttenwesen beträgt die Produktion 70 bis 80 %. Geringe Schwierigkeiten bestehen durch Kohlenmangel, Anlieferung von Dolomit und in den Gießereien durch eingefrorenen Sand.
5. Die Lage in der Industrie
In der Industrie bestehen weiterhin die größten Produktionsausfälle durch Kohlen-, Gas- und Energiemangel. Die bekannt gewordenen Ausfälle betragen in den Betrieben der einzelnen Hauptverwaltungen:
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HV Feinmechanik/Optik in 13 Betrieben – 92 668 Ausfallstunden. Drei Betriebe davon arbeiten nur noch in zwei Schichten.
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HV RFT in zwei Betrieben 19 135 Ausfallstunden, in vier Betrieben 874 000 DM.
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HV Eisenblech und Metallwaren Produktionsstillstand im VEB Draht- und Nagelwerk Wilischthal durch Fehlen von Förderkohle; Schraubenfertigung und Fahrzeugbauprogramm bedroht. Schraubenfabrik Tambach-Dietharz und Magdeburg, Produktion durch Gasdrosselung gefährdet.
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HV Landmaschinenbau in 18 Betrieben – 26 954 Ausfallstunden. Teilweise auch mit durch Krankheit und Katastropheneinsatz.
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HV Leichtmaschinenbau in 53 Betrieben Produktionsstörungen. In acht Betrieben davon musste die 3. Schicht ausfallen. In 15 Betrieben davon betragen die Ausfallstunden 90 053 Stunden.
6. Die Lage in der Hausbrandversorgung und im Schulbetrieb
Schwierigkeiten in der Hausbrandversorgung wurden aus den Kreisen Zossen, Pritzwalk und Potsdam bekannt. Zu Schulschließungen kam es im Kreis Schmalkalden, wo 22 Grund-, vier Ober- und drei Berufsschulen geschlossen wurden, sowie in fast allen Kreisen des Bezirkes Magdeburg. Hier wurden im Kreis Havelberg sieben, im Kreis Salzwedel elf und in Magdeburg selbst 37 Grundschulen geschlossen.
7. Die Lage bei der Deutschen Reichsbahn
a) Reise- und Güterverkehr
Im Reise- und Güterzugverkehr zeigte sich in der Berichtszeit eine allmähliche Besserung. Der Stand am 23.2.1956 war folgender: 53,7 % der Gesamtreisezüge wurden pünktlich gefahren. Der Verspätungsdurchschnitt betrug 4,6 Minuten. 48,6 % aller Güterzüge wurden pünktlich gefahren. Verspätungsdurchschnitt betrug 17,9 Minuten. Schäden traten insgesamt auf: 102 Schienenbrüche, 119 Lokschäden, 57 Heißläufer.
b) Be- und Entladung
Die Be- und Entladung vom Wagenpark der Deutschen Reichsbahn hat sich ebenfalls verbessert.
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Beladen wurden am 23.2.1956 25 642 Wagen.
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Entladen wurden am 23.2.1956 25 431 Wagen.
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Die tägliche Planzahl beträgt 32 000 Wagen.
Der Rückstau an Zügen infolge Lokschäden u. Ä. hat sich gegenüber der letzten Berichtszeit von 33 Zügen auf 23 verringert. Davon entfallen auf die RBD Magdeburg zwölf, Halle einer, Dresden vier, Berlin einer, Greifswald drei. Die Anforderungen des Erz- und Kohlebergbaues an Wagen konnten an allen Tagen erfüllt werden.
c) Die Kohlenlage bei der Deutschen Reichsbahn
Der Kohlevorrat bei der Deutschen Reichsbahn beträgt im Durchschnitt nach dem Stand vom 23.2.1956 4,0 Tage. Die Kohlezufuhr ist weiterhin gut. Kohlenstaub wurden 87 t verladen gegenüber 75 t in der letzten Berichtszeit.