Unzufriedenheiten bei der Intelligenz (1)
17. März 1956
Unzufriedenheiten der Intelligenz [Information Nr. M57/56]
In der Zeit vom 25.1.1956 bis 15.3.1956 wurde aus einigen Bezirken Unzufriedenheit der Intelligenz bekannt. Am meisten kommt die Unzufriedenheit der Intelligenz zu materiellen Fragen, wie Gehalts-, Prämien- und Wohnungsfragen zum Ausdruck. Weiterhin kam diese auch zu Fragen der Produktion, der Qualifizierung und Weiterbildung sowie zu einigen besonderen Fragen zum Ausdruck.
I. Zu materiellen Fragen
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Im Fewa-Werk Karl-Marx-Stadt ist die Intelligenz unzufrieden über den Preis von 1 540 DM für einen Ferienplatz nach Zakopane, Polen, obwohl sie ansonsten die Möglichkeit der Auslandsreisen begrüßt.
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Der Leiter der Planabteilung im BKW Profen, [Bezirk] Halle, ist unzufrieden darüber, dass er durch die Abteilung Arbeit beim Revier Borna als Diplomwirtschaftler keine Intelligenzgehaltsgruppe erhält. Er ist Absolvent der Hochschule für Planökonomie.
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Im EKB Bitterfeld, [Bezirk] Halle, bringt ein Teil der Intelligenz zur Republikflucht von Wissenschaftlern zum Ausdruck, dass in Westdeutschland die Intelligenz mit 60 Jahren bereits pensioniert würde, was der Grund für die Republikfluchten mit sei.
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Im VEB Wasserwirtschaft Halle versucht der Diplomingenieur [Name] schon seit zwei Jahren, eine 2-Zimmerwohnung zu erhalten, wo er auch nach Arbeitsschluss arbeiten kann.
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Im VEB Polysius Dessau wird schon seit Langem seitens der Werkleitung versucht, für den Chefkonstrukteur einen Einzelvertrag mit der Festlegung des Gehaltes von 2 500 DM genehmigt zu bekommen. Die Hauptverwaltung I, der dieser Betrieb angeschlossen ist, hat jetzt bestätigt, dass es nur möglich sei, 2 300 DM zu genehmigen, weil angeblich keine Mittel vorhanden sind. Der Chefkonstrukteur, der eine gute Entwicklungsarbeit leistet, ist dadurch sehr verärgert.
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Ein Konstrukteur im Vorrichtungsbau des VEB Pumpenwerke Halle legte aufgrund dessen, dass er nur 50,00 DM Prämienanteil erhielt, die Arbeit nieder und versuchte, sich beim Betriebsarzt krankzumelden. Da er dort nicht krankgeschrieben wurde, ging er in die Poliklinik, wo er als herzkrank arbeitsunfähig geschrieben wurde.
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Unter dem ingenieur-technischen Personal der BKW des Bezirkes Cottbus herrscht gegenwärtig große Unzufriedenheit, da in allen BKW zzt. die Investabteilungen aufgelöst werden. Trotzdem den Ingenieuren nahegelegt wurde, sich bei dem neugegründeten VEB Anlagenbau zu bewerben, um sich an den Neuaufschlüssen zu beteiligen, sind sie damit nicht einverstanden, die Ursachen für diese Haltung sind:
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dass sie zum größten Teil langjährige Angehörige des Bergbaues sind,
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gehen ihnen die Bergbaurechte verlustig, wie Deputate, Bergmannsprämie usw.
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Die Werkleitung der BKW Spreetals hat darüber hinaus noch den Fehler gemacht, dass sie anfangs den Ingenieuren versprochen hatte, dass nur eine generelle Umsetzung zum VEB Anlagenbau erfolgt, was sie jedoch widerrufen musste, sodass sich die Ingenieure jetzt persönlich beim Anlagenbau bewerben müssen.
II. Fragen der Produktion und Qualifizierung
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Im Thomas-Müntzer-Schacht Sangerhausen, [Bezirk] Halle, ist unter der Intelligenz Missstimmung darüber vorhanden, dass die Investbauten in Verzug geraten sind, wodurch der Produktionsplan gefährdet ist. Die Ursache dafür ist, dass der VEB RFT Magdeburg1 die Signalanlagen an einen anderen Betrieb abgegeben hat und somit Zeitschwierigkeiten aufgetreten sind.
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Im VEB Elmo Dessau, [Bezirk] Halle, fehlen acht Teilkonstrukteure, vier Konstrukteure und vier technische Zeichner. Die Betriebsleitung war deshalb gezwungen, um den Plan zu erfüllen, von den vorhandenen Konstrukteuren die Bereitschaftserklärung zu erbitten, täglich zwei Überstunden zu leisten und sonntags von 8.00 bis 12.00 Uhr zu arbeiten.
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Im Edelstahlwerk Döhlen, [Bezirk] Dresden, ist ein Diplomingenieur unzufrieden mit der Behandlung durch den technischen Leiter des Betriebes. Von diesem erhielt er den Auftrag, eine Beizanlage zu entwickeln. Nachdem diese fertiggestellt war, wurde von dem technischen Leiter diese Arbeit verworfen mit der Begründung, man habe es sich anders überlegt. Der Diplomingenieur will deshalb den Betrieb verlassen.
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Im Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf, [Bezirk] Potsdam, ist ein Jungingenieur darüber unzufrieden, dass er vom Leiter der Wärmestelle laufend als Kohlenlenker eingesetzt wird und er dadurch keine qualifizierte Arbeit leisten kann. Diese Arbeit wurde bisher von einem Arbeiter der Lohngruppe IV ausgeführt.2
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Im Stahl- und Walzwerk Gröditz ist ein Jungingenieur darüber unzufrieden, dass er mit dem Ausfüllen von Karteikarten beschäftigt wird.
III. Zu besonderen Fragen
Im VEB Ingenieur-Tiefbau Brandenburg herrscht unter den Angehörigen der technischen Intelligenz zzt. eine gewisse Unruhe, da zwei Ingenieure verhaftet wurden. Die Verhaftung erfolgte wegen Verdachtes der Schädlingstätigkeit. Bei der Rechenschaftslegung über den BKV stellte ein Ingenieur den Antrag an die BGL und Betriebsleitung, dass sie sich verpflichten, »die Ingenieure vor den Staatsorganen zu schützen«.
Die Intelligenz aus dem VEB WMW Union, RFT und Wasserwirtschaft Gera bringt offen und sachlich zum Ausdruck, dass das Bezirksorgan der SED »Die Volkswacht«3 in Form und Inhalt zu eintönig und zu uninteressant gestaltet sei. Unter anderem wurde von ihnen auch die Frage aufgeworfen, warum unsere Presse nicht die Antwort Eisenhowers auf den ersten Brief Bulganins veröffentlicht habe.4