Verlauf der Veranstaltungen zum 7. Jahrestag der DDR
8. Oktober 1956
Information Nr. 240/56 – Betrifft: Verlauf der Veranstaltungen am 7. Jahrestag der Republik
Zu Ehren des 7. Jahrestages der Deutschen Demokratischen Republik fanden überall in der DDR Festveranstaltungen, Fackelzüge, Kranzniederlegungen usw. statt.1 Im Allgemeinen war die Beteiligung trotz einiger Ausnahmen schwächer als im Vorjahr. Als Ursache hierfür wird schlechtes Wetter, mangelhafte Organisation, Uninteressiertheit angegeben.
Für die geringe Beteiligung an den Veranstaltungen am 6.10.1956 wird außerdem noch das starke Interesse an dem Fußballspiel Wismut gegen Kaiserslautern angegeben, da sehr viele an den Fernseh- oder Rundfunkgeräten das Spiel verfolgen wollten.2 Ein wesentlicher Faktor ist aber auch, dass in diesem Jahr in der Regel keine Demonstrationen und Kundgebungen stattfanden. Hierzu einige Beispiele:
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In Hohenmölsen, [Bezirk] Halle, waren bei der Festsitzung des Kreistages und des Stadtparlamentes nicht einmal die eingeladenen Gäste erschienen.
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In der Gemeinde Uichteritz, [Kreis] Weißenfels, [Bezirk] Halle, waren zur Festsitzung der Gemeindevertreter nur 15 Personen erschienen.
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Im Klubhaus der Bergarbeiter in Gera waren zu Anfang der Veranstaltung nur sechs Besucher erschienen. Die Ursache liegt vermutlich darin, dass ein großer Teil Arbeiter an Rundfunk- oder Fernsehgeräten das Fußballspiel Wismut gegen Kaiserslautern verfolgten.
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Im Klubhaus »Fortschritt« Aue fand eine Festsitzung des Kreistages statt, die sehr schlecht vorbereitet war. Der Besucherkreis betrug 180 Personen, 1955 nahmen 250 Personen an einer Festsitzung teil.
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In Saalfeld, [Bezirk] Gera, konnte ein Vortrag »7 Jahre DDR« wegen mangelnder Beteiligung nicht durchgeführt werden. Außer dem Referenten und drei Personen war niemand erschienen. Als Ursache wird ungenügende Popularisierung angegeben.
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In Glauchau, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, fand im VEB Textilwerk Einheit eine Veranstaltung statt. Die 300 Anwesenden waren in der Hauptsache Kreisfunktionäre und Funktionäre der Blockparteien. 1955 nahmen an der öffentlichen Festsitzung 1 000 Personen teil.
An den Kranzniederlegungen, die am 7.10.1956 an den Ehrenmalen der Sowjetarmee stattfanden, konnte ebenfalls keine größere Beteiligung durch die Bevölkerung festgestellt werden.
Im Bezirk Neubrandenburg war die Beteiligung an den Kranzniederlegungen in einzelnen Städten gegenüber dem Vorjahr wie folgt:
[Ort] | 1955 | 1956 |
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Demmin | 2 800 | 120 |
Neubrandenburg | 5 000 | 652 |
Pasewalk | 3 000 | 90 |
Prenzlau | 7 000 | 430 |
Templin | 1 000 | 80 |
Neustrelitz | 8 200 | 300 |
In Demmin brachten die anwesenden Personen zur Kranzniederlegung zum Ausdruck, dass diese hätte besser organisiert werden müssen.
Veranstaltungen, die im Freien durchgeführt wurden, wurden vielfach durch das schlechte Wetter beeinträchtigt. In Greifswald, [Bezirk] Rostock, verließen z. B. wegen des schlechten Wetters viele Kundgebungsteilnehmer während der Rede den Platz (Kundgebung zur Grundsteinlegung des Wohnungsbauprogrammes). Weiterhin mussten auch in Johanngeorgenstadt am 7.10.1956 alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt werden, da zu diesem Zeitpunkt ein Schneetreiben herrschte. Ähnlich war es auch in anderen Bezirken, wo öffentliche Veranstaltungen im Freien wegen schlechtem Wetter abgesagt wurden.
Die Ausschmückung der Wohnhäuser war gegenüber dem Vorjahr ebenfalls geringer. Ausnahme bildeten Neubaublöcke, die im Allgemeinen gut geschmückt waren. Das trifft auch für Betriebe und andere öffentliche Gebäude zu. Im Bezirk Halle waren in verschiedenen Gemeinden außer der Gemeindeverwaltung nicht ein Haus geschmückt. Ebenso sah es mit der Ausschmückung der Geschäfte aus. Der private Handel hatte fast nicht geschmückt. Beim staatlichen und genossenschaftlichen Handel waren vor allem nur die Textilgeschäfte geschmückt.
Stimmung Westberliner zum 7. Jahrestag
Es konnte festgestellt werden, dass die Westberliner Bevölkerung allgemein wenig Interesse am 7. Jahrestag zeigten. So wussten viele nicht einmal, dass in der DDR ein Feiertag stattfand. An den Sektorengrenzen wurden ebenfalls keine besonderen Vorkommnisse festgestellt. Die Stupo-Streifen wurden normal durchgeführt.3 Auch gab es keine Anzeichen dafür, dass vom Westsektor Flugblattraketen abgeschossen wurden.
Besondere Vorkommnisse
In der Gemeinde Ahlbeck, [Kreis] Wolgast, [Bezirk] Rostock, wurde sehr stark das Gerücht verbreitet, dass Swinemünde in allernächster Zeit von Volkspolen wieder an die DDR angegliedert würde.4 Weiterhin konnte festgestellt werden, dass zum Tag der Republik die Kirche stark durch Geld- und Naturaliensammlung, angeblich für die Erhaltung der Kirche, in Aktion trat.
Die in der Stadt Cochstedt, [Kreis] Aschersleben, [Bezirk] Halle, am 6.10.1956 um 20.00 Uhr angesetzte Festsitzung konnte erst gegen 20.45 Uhr eröffnet werden, weil die Teilnahme zu gering war. Es wurde bekannt, dass im Sägewerk Cochstedt die Parole »die Festsitzung findet nicht statt« verbreitet wurde.
Feindtätigkeit
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Am Abend des 5.10.1956 wurden in der Gemeinde Fredersdorf, [Kreis] Strausberg, [Bezirk] Frankfurt/O., auf der neu erbauten Radrennbahn zwei Fahnenmasten aus dem Boden gerissen und die Schwarz-Rot-Goldenen Fahnen entwendet.5
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Am 7.10.1956 um 5.30 Uhr wurde von zwei Angehörigen der Peenewerft in Ahlbeck, [Kreis] Wolgast, eine Fahne abgerissen. Die Täter waren angetrunken.
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In der Nacht zum 7.10.1956 wurde in Leipzig C 1, Hainstraße, eine Schwarz-Rot-Goldene Fahne abgerissen. Es handelt sich um zwei Jugendliche, die in der Betrunkenheit diese Tat ausführten.
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Im VEB Thräna,6 [Kreis] Borna, wurden in der Nacht zum 7.10.1956 von unbekannten Tätern zwei Hakenkreuze an einen Fahrradschuppen angeschmiert.
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Bei einer am 7.10.1956 früh in Wittstock stattgefundenen Kundgebung wurden sieben in Zeitungspapier eingewickelte Pakete gefunden. Der Inhalt war Kot. Es wurde vermutet, dass es sich um eine Provokation handelt.
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Am 7.10.1956 wurde in Dessau, [Bezirk] Halle, gegen 1.30 Uhr, in der Straße der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft eine Fahne heruntergerissen. Täter wurde festgenommen.
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Am 7.10.1956 wurde bei einem Sekretär der Wohngruppe in Sangerhausen die Fensterscheibe eingeworfen. Der Täter ist unbekannt.
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Am 7.10.1956 wurden in Hettstedt, gegen 4.00 Uhr, zwei Fahnen heruntergerissen (Marktplatz). Die Täter wurden festgenommen.
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Am 6.10.1956, gegen 23.00 Uhr, wurden in der Nähe des Objektes der Kommandantur drei Hetzflugblätter der NTS angeklebt.7 Die Täter sind unbekannt.
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Am 6.10.1956, gegen 21.00 Uhr, wurden in Pöhla, [Kreis] Schwarzenberg, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, an zwei öffentliche Anschlagtafeln je eine Hetzschrift, welche mit Reißzwecken befestigt war, vorgefunden. Ferner wurde am 6.10.1956 von der Grenzstreife der Grenzpolizei Oberjugel, [Kreis] Schwarzenberg, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, festgestellt, dass in der Nähe des Ortsteiles Pachthaus die Fernsprechleitung für die Grenzpolizei mit einer Drahtzange durchschnitten war. Täter unbekannt.