Vorkommnisse beim Sorbentreffen in Bautzen
16. Juli 1956
Information Nr. 73/56 – Betrifft: Vorkommnisse beim Sorbentreffen in Bautzen
Am 6. und 7.7.1956 wurde durch einige anonyme Anrufe versucht Störungen hervorzurufen. So wurde beispielweise »angewiesen«, dass die Konsumfleischerei für das Sorbentreffen1 kein Fleisch auszuliefern braucht, dass im RFT Bautzen kein Essen gekocht werden braucht, dass das Rote Kreuz einen Unfallwagen zum Humboldthain2 schicken soll, wo die »Hölle los sei«. In einem weiteren anonymen Anruf vom 7.7.1956 wurde gedroht: »Heute fliegt das wendische Haus in die Luft«.3 Das Hygiene-Institut Bautzen stellte bei einer Überprüfung fest, dass zur Verpflegung der Gäste ungenießbare Erbsen geliefert wurden.
Am 5.7.1956 wurde eine Gruppe deutscher und sorbischer Jugendlicher von einem angetrunkenen Jugendlichen angepöbelt. Als er feststellte, dass es sich um Sorben handelte, spuckte er einen Jugendlichen an und einem anderen brach er das Nasenbein. Anschließend beschimpfte er den Volkspolizisten, der seinen Namen feststellen wollte. Der Jugendliche wurde festgenommen.
Von einem Teil der deutschen Bevölkerung wurde kritisiert, dass die Plaketten zum Sorbentreffen nur in sorbischer Sprache beschriftet waren. Mehrere Kampfgruppenmitglieder der Betriebe4 erklärten, dass von ihnen nur so viel erscheinen werden, wie deutsche Worte auf den Plaketten stehen. So kam es, dass außer 18 Kampfgruppenmitgliedern vom Rat des Kreises niemand erschien.