Zugunglück im Hauptbahnhof Dresden
16. Juni 1956
Information Nr. 21/56 – Betrifft: Zugzusammenstoß zwischen D 78 und dem Güterzug 5507 am 15. Juni 1956, gegen 2.55 Uhr
Am 15.6.1956 ereignete sich kurz nach 2.55 Uhr im Hauptbahnhof Dresden bei der Einfahrt des Berliner Schnellzuges D 78 ein Zusammenstoß zwischen diesem und einer Rangierbewegung des abzuspannenden Güterzuges DG 5507. Der Güterzug war in Dresden Hauptbahnhof mit 13 Güterwagen eingerückt. Der dritte Wagen von der Zugspitze ausgesehen, sollte als Packwagen aus dem Zug genommen werden, wodurch sich eine Rangierbewegung notwendig machte.
Die Rangierbewegung wurde vom Rangiermeister dem auf dem Stellwerk 7 diensthabenden Stellwerkmeister angemeldet. Der Stellwerkmeister nahm die Rangierbewegung als Auftrag entgegen und teilte dem Rangiermeister mit, dass er losfahren könne. Der Rangiermeister gab den Auftrag an das Lokpersonal des Güterzuges weiter. Der Stellwerkmeister gibt an, dass er sofort nach Beendigung des Telefongespräches mit dem Rangiermeister den D 78 auf der normalen Einfahrt Hochbahnsteig 3 gemeldet bekam. Deshalb habe er der vorbeifahrenden Rangierabteilung zugerufen: »Südhalle frei«, was bedeutet, dass die Rangierabteilung vorsichtig fahren soll und rechtzeitig vor der Gleissperre hält, damit diese nicht überfahren wird und die Rangierabteilung nicht in eine stattfindende Zugfahrt gerät.
Durch angeblich mangelhafte Verständigung kam die Rangierabteilung jedoch erst 1½ Wagenlänge nach dem Gleissperrsignal zum Halten, stand nicht mehr grenzzeichenfrei und berührte mit dem ersten Wagen (Postwagen) bereits das Hauptgleis. Zu diesem Zeitpunkt ereignete sich der Zusammenstoß, indem der D 78 mit dem linksseitigen Zylinder der Lok gegen den letzten Wagen der Rangierabteilung stieß. Dieser Wagen wurde umgestoßen und fast völlig beschädigt und verzogen. Der nächstfolgende Wagen O (Viehtransport) wurde gleichfalls umgeworfen und fast völlig zerstört. Der dritte Wagen entgleiste und ist leicht beschädigt. Das Ausmaß der Beschädigung der Lok ist noch nicht festgestellt, da außer äußerlicher Materialbeschädigung die inneren Teile und Dichtungen erst untersucht werden.
Verletzung mittlerer Charakters traten bei 13 Personen ein. Hiervon sind drei Zugpersonal, zwei Begleiter des Viehtransporters und acht Reisende. Von diesen Verletzten mussten neun in das Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, vorwiegend mit Prellungen, Hautabschürfungen und leichter Gehirnerschütterung, eingeliefert werden. Sieben davon wurden wieder entlassen. Einige weitere Personen wurden nach kurzer Behandlung durch die Dienststelle des Roten Kreuzes auf eigenen Wunsch wegen Geringfügigkeit der Verletzung entlassen.
Die Schuldfrage am Zusammenstoß ist noch unklar, jedoch zeigten die bisherigen Befragungen der Beteiligten, dass der Stellwerkmeister und vor allem der Rangiermeister entgegen ihren Dienstpflichten gehandelt haben. Der Rangiermeister wurde inzwischen in Haft genommen.