10. Jahrestag, 1. Bericht
3. Oktober 1959
Information Nr. 706/59 – 1. Bericht Stimmung, Feindtätigkeit und andere Vorkommnisse anlässlich des 10. Jahrestages der DDR
Die Stimmung der Bevölkerung zum 10. Jahrestag der DDR ist überwiegend positiv, was seinen Ausdruck neben einer besseren Ausschmückung der Städte und Ortschaften besonders in den eingegangenen Verpflichtungen der Arbeiter und Bauern zur Steigerung der Produktion und vorfristigen Erfüllung des Staatsplanes findet. Ferner liegen Meinungen der Bevölkerung zur gegenwärtigen Versorgungslage, zur durchgeführten Preissenkung sowie der Änderung der Staatsflagge1 vor.
Zur Versorgungslage wird berichtet, dass allgemein eine Besserung festzustellen ist. Jedoch liegen aus einigen Bezirken Meldungen vor, in denen seitens der Bevölkerung Unverständnis über den Mangel bzw. das geringe Sortiment an Fleisch und Wurstwaren zum Ausdruck gebracht wird. Derartige Stimmung wurde aus den Kreisen Greifswald, [Bezirk] Rostock, Apolda und Nordhausen, [Bezirk] Erfurt, Königs Wusterhausen, [Bezirk] Potsdam, sowie Magdeburg bekannt. Im Bezirk Magdeburg fehlt es teilweise auch an Molkereiwaren, Südfrüchten, Eiern, Babysan,2 Schuhen und Textilien. Von zentraler Stelle wurde dazu bekannt, dass in der Zeit des 7. Oktober [1959] 500 t Apfelsinen und ca. 1 000 t Bananen zur Auslieferung gelangen, die Versorgung mit Butter und Eiern gesichert ist, eine sichtbare Verbesserung beim Schweinefleischaufkommen durch die bis 5.10.1959 noch gewährte Erfassungsprämie von 50,00 DM3 eingetreten ist und lediglich bei Käse die vorgesehenen Importe nicht gebracht werden konnten.
Über die durchgeführte Preissenkung liegen uns vereinzelte Stimmungsberichte vor, in denen seitens der Bevölkerung die Meinung vertreten wird, dass statt der Senkung des Bohnenkaffeepreises lieber die Preise bei Lebensmitteln gesenkt werden sollten. Außerdem wird befürchtet, dass seitens der Gastwirte der Verkauf von Kaffee nicht nach den neuerlichen Festlegungen erfolgt, sondern von diesen zu Betrugsgeschäften ausgenutzt wird.
Über die Änderung der Staatsflagge treten in allen Schichten der Bevölkerung Diskussionen auf, in denen diese Maßnahme nicht verstanden und erklärt wird, »dass die Anbringung des Emblems auf der Staatsflagge ein Schritt zur Spaltung sei«; »die Spaltung Deutschlands dadurch vertieft würde«, u. ä. Ansichten. Offensichtlich handelt es sich dabei jedoch um Bevölkerungskreise, die der Propaganda feindlicher Sender unterliegen.
Im Zusammenhang mit diesen Problemen sind folgende Gerüchte bemerkenswert, die in einigen Bezirken bekannt geworden sind. Im Wesentlichen haben diese Gerüchte Folgendes zum Inhalt:
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dass zum 10. Jahrestag weitere Preissenkungen, besonders bei Lebensmitteln und Textilien erfolgen (Bezirk Magdeburg, Karl-Marx-Stadt, Potsdam, Frankfurt/O., Erfurt);
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dass der preisgesenkte Kaffee minderwertiger Qualität sei, dem das Coffein für medizinische Zwecke entzogen wäre (Bezirk Gera);
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dass das Rentenalter der Männer auf 63 Jahre und das der Frauen auf 58 Jahre herabgesetzt würde (Bezirk Magdeburg, Potsdam, Karl-Marx-Stadt, Frankfurt/O. Erfurt);
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dass die Einwohner von Probstzella (Grenzgemeinde im Kreis Saalfeld) ihre Verwandten aus Westdeutschland für einen Tag ohne Aufenthaltsgenehmigung zu Besuch empfangen können und
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dass in der DDR bald eine Geldentwertung vorgenommen würde (Bezirk Berlin [sic!]).
Vereinzelt wurden auch Stimmungen zu Lohn-und Prämienfragen bekannt. So erwarteten die Eisenbahner im Bezirk Erfurt sowie die Beschäftigten der Nahverkehrsbetriebe Rostock und die Lotsen von Warnemünde eine Lohnerhöhung. Unzufriedenheit über bekannt gewordene Prämiierungsvorschläge trat auf in der mechanischen Werkstatt des Faserplattenwerkes Ribnitz, [Bezirk] Rostock,4 im Kfz-Zubehörwerk Gera5 und im VEB Kompressorenwerk Gera.6 Während in Ribnitz eine Fehlentscheidung des Betriebskollektivs der Anlass war, ist es in den beiden Betrieben in Gera das ungesunde Verhältnis, dass mehr Verwaltungsangestellte als Arbeiter prämiiert werden sollen, was Unzufriedenheit hervorruft.
Die gegen den 10. Jahrestag gerichtete direkte Feindtätigkeit tritt hauptsächlich in Form von Hetzlosungen, anonymen Versuchen der Desorganisation, Hetzflugblattverbreitung, Beschädigung von Plakaten und ähnlichen Delikten auf, hat aber bis jetzt noch keinen großen Umfang angenommen.
Hetzlosungen: »Pankow7 gehört an den Strang« (SVA Brandenburg), »Russen raus« (Schwermaschinenbau »Heinrich Rau«, Wildau). Hakenkreuze wurden in Greiz, [Bezirk] Gera, Luckenwalde, Waggonbau Görlitz, [Bezirk] Dresden, Magdeburg angeschmiert.
Transparente, Plakate wurden beschädigt bzw. Losungen in feindlichem Sinne entstellt in Wildau (Schwermaschinenbau »Heinrich Rau«), in der Gemeinde Doberzeit,8 [Kreis] Sebnitz, [Bezirk] Dresden, Pirna, [Bezirk] Dresden, und Rudolstadt, [Bezirk] Gera, während in Görlitz eine Fahne abgerissen wurde.
In Leutersdorf, [Kreis] Zittau, wurden zwei selbstangefertigte Hetzzettel gefunden, die Hetze gegen die Butterversorgung und Streikdrohung beinhalteten. In Coswig, [Kreis] Meißen, wurde eine anonyme Karte durch die Post an einen VP-Helfer geschickt, die ebenfalls Hetze gegen die Butterversorgung enthielt. In einem an den Kreisvorstand der CDU in Rudolstadt, [Bezirk] Gera, übersandten anonymen Hetzbrief heißt es, dass »die wahren Parteiführer der CDU in Westdeutschland sitzen« würden und dass der 10. Jahrestag ein »Spaltertag« sei.
Bereits am 24.9.1959 erschien in der Akademie für Sozialhygiene in Berlin bei der Sachbearbeiterin des Verwaltungsdirektors eine unbekannte männliche Person, die »anordnete«, alle roten Fahnen sofort zu entfernen. In Wismar versuchte eine unbekannte männliche Person, die sich als »Organisationsbüro zur Vorbereitung des 10. Jahrestages« ausgab, telefonisch einen für ein Kultur-Ensemble aus der ČSR gemieteten Saal abzubestellen, weil die Kulturgruppe nicht käme. In Zossen, [Bezirk] Potsdam, waren an einigen Stellen Papierfahnen angebracht, auf denen das DDR-Emblem falsch aufgedruckt war. Die Fahnen wurden von der DEWAG-Potsdam ausgeliefert.
Offene Hetze wurde in vier Fällen festgestellt: Eine Person wurde deshalb in Senftenberg, [Bezirk] Cottbus, festgenommen. Unter anderem trat in Berlin-Weißensee vor dem HO-Selbstbedienungsladen in der Klement-Gottwald-Allee eine Gruppe von vier bis fünf Männern in Erscheinung, die laut und provokatorisch erklärten, dass es in der DDR keine Butter und keine Eier gebe und die Stimmung der Bevölkerung immer schlechter werde, »dies ist die erfolgreiche Vorbereitung des 10. Jahrestages und demonstriert den gegenwärtigen Stand der Erfolge augenscheinlich«. Die Personen konnten nicht ermittelt werden, weil sie sich sofort wieder verliefen.
Eine Verstärkung der Hetzflugblatt-Verbreitung konnte ebenfalls noch nicht festgestellt werden. Insgesamt wurden 1 500 Flugblätter der »Zope« in russischer Schrift im Kreis Eisenach sowie verschiedene kleinere Mengen in Magdeburg, Schönebeck/Elbe, Calbe und an der Staatsgrenze West sichergestellt.9 Im Kreis Erfurt wurden 1 000 Hetzschriften »Die freie Welt« gefunden. Durch die Post konnten in Magdeburg 750 Exemplare der Hetzschrift »Freie Tribüne« und 100 Exemplare »Elbwacht« sichergestellt werden.10 Bei allen Hetzschriften handelt es sich um bereits bekannte Ausgaben.
Außerdem wurden noch folgende Vorkommnisse feindlichen Charakters bekannt: Vom Rat der Evangelischen Kirchenleitung Magdeburg wurde ein Schreiben – unterzeichnet von Propst Fleischhack11 und dem Angestellten [Name 1] – an alle Pfarrer versandt, in dem die Geistlichen aufgefordert werden, sich nicht an politischen Feierlichkeiten anlässlich des 10. Jahrestages der DDR zu beteiligen. Auch sollten die Geistlichen für die Presse keine mündlichen Äußerungen für diese Feierlichkeiten tun. Auch Bischof Jänicke12 forderte auf einem Propstkonvent am 28.9.1959 in Neinstedt,13 sich nicht an den Feierlichkeiten zu beteiligen.
Der Vorsitzende der LPG Typ III »V. Parteitag« in Probsthain,14 [Kreis] Torgau, hat eine Hauptversammlung mit dem Ziel einberufen, die LPG aufzulösen. Als Begründung führt er Schwierigkeiten in der Zuteilung von Düngemitteln und Maschinen an. Die LPG-Mitglieder sind jedoch gegen diese Bestrebung.
Im Reichsbahnamtsbereich Aschersleben gibt es zzt. große Schwierigkeiten bei der Gestellung von G-Wagen.15 Das eigene Aufkommen reicht nicht aus und die erforderliche Gestellung durch die RBD Berlin wird nicht eingehalten. Dadurch entsteht bei den Soda-Werken Bernburg die Gefahr einer Produktionsdrosselung und das Blechverpackungswerk in Staßfurt musste aus den gleichen Gründen bereits am 30.9.1959 die Produktion einstellen.
Über feindliche Pläne liegt nur ein neuer Hinweis vor, der besagt, dass das Innenministerium im Land Hessen eine Anweisung an die untergeordneten Dienststellen, speziell an den Bundesgrenzschutz, herausgegeben haben soll, wonach festzustellen sei, ob und welche Personen zu den Feierlichkeiten des 10. Jahrestages in die DDR fahren bzw. dass solche Reisen zu verhindern wären.
Weiterhin werden aber von Westdeutschland aus zahlreiche Grenzprovokationen inszeniert, die auch im Zusammenhang mit den Störmanövern anlässlich des 10. Jahrestages zu sehen sind und auf der gleichen Linie wie die bereits mehrfach berichteten liegen.16
Dabei wurden auch neue, besonders gefährliche Methoden der Brandstiftung angewandt.
Am 1.10.1959, gegen 15.30 Uhr, drangen im Gebiet Ahrenshausen, Kreis Heiligenstadt, [Bezirk] Erfurt, 25 Jugendliche von Eichenberg/WD kommend in das Gebiet der DDR ein, nachdem sie einen Grenzpfahl herausrissen und die Drahtsperren niedertraten. Die meisten Jugendlichen befanden sich ca. 10 m im Gebiet der DDR. Sieben Jugendliche versuchten den in der Nähe befindlichen Schlagbaum (ca. 30 m im Gebiet der DDR) umzureißen, während zwei Jugendliche ca. 50 m auf das Territorium der DDR vordrangen. Außerdem wurde ein Grenzmarkierungspfahl herausgerissen und mit nach Westdeutschland genommen. Der 10-m-Streifen17 wurde mit 14 schweren Steinen beworfen. Nach ca. 20 Minuten begaben sich die Jugendlichen wieder nach Westdeutschland zurück. Die Provokation wurde von zwei Angehörigen des westdeutschen Zolls aus ca. 200 m Entfernung beobachtet und gesichert. Gegen 16.15 Uhr besichtigten 30 Zivilisten und zwei Angehörige des Bundesgrenzschutzes, die alle mit einem Bus kamen, den Tatort.
Um die Grenzsicherungsanlagen, vorwiegend Holzgrenzpfähle zu zerstören, geht der Gegner u. a. zu folgender Methode über: Es werden trockene Grasflächen und Grasnarben auf westdeutschem Gebiet, unmittelbar an der Grenze liegend, angezündet und der sich ausbreitende Brand greift auf die Grenzeinrichtungen über und zerstört diese in den meisten Fällen. So wurden am 1.10.1959, gegen 17.40 Uhr bei Wendehausen, [bei] Treffurt von zwei männlichen Zivilpersonen die Grasnarben des 10-m-Streifens in Brand gesetzt, wodurch 14 Grenzpfähle ankohlten bzw. durchbrannten. Gegen 19.00 Uhr wurde diese Stelle von sieben Personen, die mit drei Pkw vorfuhren, besichtigt, die sich über die Provokation lustig machten.
Ebenfalls am 1.10.1959, gegen 15.00 Uhr, wurde in der Nähe von Vitzeroda, [Bezirk] Suhl, ca. 100 m westlich unserer Staatsgrenze, von einem Bauern Gras angebrannt. Dieser Brand breitete sich bis zur Staatsgrenze aus und zerstörte 13 Grenzpfähle. Ähnliche Beispiele gab es in der Nähe von Jützenbach, Kreis Worbis und Frauenthal, [Kreis] Nordhausen,18 wo jeweils sieben Grenzpfähle und der Stacheldraht umgerissen wurden.
Am 2.10.1959, um 10.30 Uhr, fuhren 15 Jugendliche, sieben Erwachsene und ein Stupo19 mit einem Reisebus bis zur Mitte der »Brücke der Einheit« in Potsdam (Westring um Berlin), stiegen dort aus und fotografierten die Umgebung und die Kontrollposten der DGP. Dem MfS liegen außerdem besonders in diesem Zusammenhang zu beachtende Hinweise vor, dass in der Nähe der Staatsgrenze West auf westlichem Gebiet verstärkt Pass- und Gepäckkontrollen durchgeführt werden und auch besonders Fahrzeuge aller Art kontrolliert wurden.
Weiter wurde bekannt, dass am 3.10.1959 in Eschwege/WD auf einer Hetzkundgebung (»Gesamtdeutsche Woche«) der Bonner Minister Oberländer20 sprechen soll.
Am 3.10.1959 soll an der Staatsgrenze West in Steinbach am Wald eine Versammlung stattfinden, die vom DGB organisiert sein soll. Nach bisherigen Informationen soll diese Versammlung dazu benutzt werden, die auf der gegenüberliegenden Seite im Schieferbruch Lehesten, Kreis Lobenstein, [Bezirk] Gera, tätigen Arbeiter zum Verlassen der DDR und zur Arbeitsaufnahme in Westdeutschland aufzufordern, wo man ebenfalls einen Schieferbruch in Betrieb nehmen will.21
Am 2.10.1959 entfernten zwei männliche Personen im Grenzbereich Seeben, [Bezirk] Magdeburg, einen Grenzpfahl vom 10-m-Streifen, schütteten das Loch zu.
Am 2.10.1959, gegen 10.05 Uhr, erschien am Schlagbaum Strecke Andenhausen, Kreis Bad Salzungen in einem silbergrauen Volkswagen – polizeiliches Kennzeichen [Nr.] eine männliche Person, die ca. fünf Minuten das Gebiet der DDR und insbesondere die Stelle, wo sonst die Posten stehen, beobachtete (die Posten befanden sich 20 m rechts vom sonstigen Standpunkt entfernt). Gegen 10.20 Uhr erschienen aus Richtung Knieckenhof/WD22 23 männliche Personen im Alter von 18 bis 22 Jahren. Die Mehrzahl dieser Personen trug rote Hemden. Sie machten am Schlagbaum Fotoaufnahmen und warfen Steine in das Gebüsch, wo sonst die Beobachtungsposten stehen. Die Posten konnten hören, wie Bemerkungen gemacht wurden, dass diese Personen den Schlagbaum anzünden wollten. Einige versuchten mit Streichhölzern das Gras an der Sperre anzuzünden. Gegen 11.00 Uhr zogen sie sich zurück mit der Bemerkung einer Person, dass sie wieder zu ihrer Mannschaft müssen.
Bezeichnend ist, dass in letzter Zeit selbst Kinder offensichtlich zu Provokationen angehalten werden. So wurde ein Grenzposten von zwei Kindern im Alter von zehn bis zwölf Jahren dadurch provoziert, dass sie ihn vom Westen her mit Steinen und Dreck bewarfen.
An den Grenzkontrollämtern des Zolls wurden in einigen Fällen westdeutsche Personen festgestellt, die keine ordnungsgemäßen Aufenthaltsgenehmigungen vorweisen konnten. Es liegt der Verdacht nahe, dass auf diese Art und Weise Personen eingeschleust werden sollen, um die Veranstaltungen zum 10. Jahrestag zu stören.
Streikandrohungen wurden in zwei Fällen bekannt. Im VEB WEMA Aschersleben,23 [Bezirk] Halle, erschien am 1.10.1959 in der Abt. Arbeit ein Anbinder24 aus dem Werk III und stellte Lohnforderungen, wobei er sich als Abgeordneter seiner Kollegen ausgab. Er drohte damit, wenn die Lohnforderungen nicht erfüllt werden, würde am 6.10.1959 das Werk III stillliegen. Dieser Arbeiter ist im Betrieb als Faulpelz bekannt. Als die Partei daraufhin mit den Arbeitern Aussprachen führte, distanzierte sich die Belegschaft von diesem Provokateur. Er wurde inzwischen inhaftiert und die Lage im Betrieb hat sich dadurch wieder normalisiert. Im halbstaatlichen Betrieb Plauener Baumwollspinnerei Plauen, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, legten am 1.10.1959 14 Arbeiter eines Meisterbereiches die Arbeit nieder. Sie forderten, dass das eingeführte 4-Seiten-System an den Maschinen rückgängig gemacht wird und das 3-Seiten-System wieder eingeführt wird. Das neue System wurde mit dem Einsatz neuer Maschinen eingeführt, ohne dass irgendwelche Lohnverschlechterungen eingetreten sind. Da die Arbeiter – in erster Linie Frauen – in ihren Forderungen von zwei Kollegen des FDGB unterstützt wurden, musste in allen Abteilungen das 3-Seiten-System wieder eingeführt werden.
Folgende neue Brände und Havarien wurden bekannt: Am 2.10.1959 brannte in der VEAB Demmin, [Bezirk] Neubrandenburg, das Silo I. Im Silo waren insgesamt 18 000 t Getreide, davon 3 000 t Staatsreserve eingelagert. Die zum Einsatz kommenden Feuerwehrleute waren durch eine vorhergehende Feier zum 10. Jahrestag der DDR fast ausnahmslos betrunken. Schaden noch nicht bekannt, Ermittlungen werden noch geführt. Am 2.10.1959 brach in der LPG Heldrungen, [Kreis] Artern, [Bezirk] Halle, ein Brand aus, bei dem ein Stall und eine Scheune abbrannten. Verbrannt sind: fünf Kühe, zehn Jungrinder, 150 Doppelzentner Heu, 450 Doppelzentner Stroh. Der Gesamtschaden beträgt 120 000 DM. Bereits am 1.10.1959 war in dem 15 km entfernt liegenden Schönfeld ebenfalls eine Scheune abgebrannt, wo der Schaden 160 000 DM betrug. Die Ursache ist zzt. noch ungeklärt.
Am 1.10.1959 gegen 23.30 Uhr wurde im Gelände des Munitionslagers vom Flak-Regiment 15 in Wolfen ein Waldbrand festgestellt. Der Brand war 200 m vom Munitionslager entfernt, wobei der Wind in Richtung des Lagers stand. Vermutlich handelt es sich um eine Brandstiftung. Am 29.9. und 1.10.1959 kam es im Stahlwerk Gröditz,25 [Kreis] Riesa, zum Ausfall der 6 000-t-Presse des Schmiedekombinats. Während die Ursache am 29.9.[1959] ein gerissenes Band des Verschiebetisches war, ist die vom 1.10.[1959] noch unbekannt. Schaden ca. 52 000 DM.