Ausgabe von Fragebogen im Kreis Hettstedt, Bezirk Halle
23. Dezember 1959
Information Nr. 904/59 – [Bericht über] eine Beunruhigung von Ärzten durch die Ausgabe von Fragebogen im Kreis Hettstedt, [Bezirk] Halle
Im Kreis Hettstedt, [Bezirk] Halle, wurden an verschiedene Ärzte Fragebogen ausgegeben, die zu einer Beunruhigung unter diesen Kreisen führten.
Zum Beispiel erhielt der Chefarzt der Tbc-Heilstätte Rammelburg Dr. Milde1 vom Parteisekretär einen Fragebogen mit dem Bemerken, dass er ihn von zwei Mitarbeitern des Staatsapparates erhalten habe, um ihn dem Chefarzt »diplomatisch« zu übermitteln.
Da Dr. Milde selbst vom Kreisarzt und vom Vorsitzenden des Rates des Kreises keine Aufklärung über den Zweck des Fragbogens erhalten konnte, gab er diesen unausgefüllt zurück und äußerte, dass er und seine Frau stark beunruhigt wären und diese Handlungsweise von Vertretern des Staatsapparates nicht billigen könnten.
Bei der Ärztebesprechung am 16.12.1959 stellte Dr. Milde dieses Problem offen zur Diskussion, sodass auch die anderen teilnehmenden Ärzte informiert wurden.
Aufgrund der ganzen Situation und der Widersprüche über die Zustellung des Fragebogens vertrat Dr. Milde die Meinung, »dass die Staatssicherheit sicher dahintersteckt«.
Auch Frl. Dr. [Name] erhielt vom Bürgermeister in Wippra, [Kreis] Hettstedt, ein Schreiben mit dem Inhalt, dass sie mit allen zur Verfügung stehenden Unterlagen beim Rat der Gemeinde zwecks Kaderüberprüfung vorsprechen soll.
Bei der weiteren Überprüfung wurde festgestellt, dass die Fragebogen von der Org.-Kader-Abteilung der SED-Kreisleitung Hettstedt durch zwei Genossen an die Bürgermeister ausgegeben wurden, damit diese das Weitere veranlassen sollten. Die Fragebogen wurden im Zusammenhang mit der Einrichtung einer Kerblochkartei ausgegeben und enthalten Fragen über die Vergangenheit der Ärzte, die zu einer starken Unsicherheit in diesen Kreisen führte.
Maßnahmen zur Verhinderung weiterer ähnlicher Fälle wurden eingeleitet.