Bericht über eine vermutliche Republikflucht
11. August 1959
Information Nr. 560/59 – [Bericht über] die vermutliche Republikflucht des hauptamtlichen Parteisekretärs des Bahnbetriebswerkes Berlin-Pankow, [Vorname Name 1]
Der hauptamtliche Parteisekretär des Bahnbetriebswerkes Berlin-Pankow [Name 1, Vorname], geb. am [Tag, Monat] 1916, wohnhaft Berlin N 113, [Straße, Nr.], ist seit dem 4.8.1959 nicht mehr auf seiner Dienststelle erschienen.
Es wurde bekannt, dass der Gen. [Name 1] am 3.8.1959 an einer Lektion der SED-Bezirksleitung Groß-Berlin teilgenommen hat. Von dort kehrte er spät abends in seine Wohnung zurück, die er am 4.8.1959 morgens verließ. Seiner Ehefrau teilte er mit, dass er zum Dienst gehe, wo er jedoch nicht erschienen ist.
[Name 1] soll in schlechten Familienverhältnissen gelebt und öfter seine Frau und seine acht Kinder geschlagen haben. Er führte einen unmoralischen Lebenswandel. Bei seinen Arbeitskollegen im Bahnbetriebswerk Pankow hinterließ er Schulden in Höhe von 780 DM.1 Außerdem liegt bei der Kreisleitung der SED Berlin-Pankow ein Pfändungsbeschluss über 1 250 DM vor. Eine Überprüfung der Beitrags- und Literaturkasse der Betriebsparteiorganisation ergab einen Minusbetrag von 695,50 DM. Das monatliche Bruttoeinkommen des [Name 1] betrug 800 DM.
[Name 1] ist Waffenträger und nahm neben seiner Pistole auch verschiedene Dienstunterlagen mit.
Ebenfalls besteht bei dem Leitungsmitglied der Betriebsparteiorganisation des Bahnbetriebswerkes Berlin-Pankow, [Name 2, Vorname], geb. am [Tag, Monat] 1923, wohnhaft Berlin-Niederschönhausen, [Straße, Nr.], der Verdacht der Republikflucht. [Name 2] ist als Lokführer im Bahnbetriebswerk beschäftigt gewesen und seit dem 7.8.1959 nicht mehr zum Dienst erschienen.