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Bericht über unsachgemäß montierte Schraubverbindungen

14. Juli 1959
Information Nr. 488/59 – Bericht über Havarien und Störungen durch unsachgemäß montierte Ermeto-Rohrverschraubungen

Durch die Untersuchung der Ursachen bei einer Reihe von Havarien und betrieblichen Störungen konnte festgestellt werden, dass diese verschiedentlich auf unsachgemäße Montage von Ermeto-Rohrverschraubungen zurückzuführen sind.1 So ist u. a. der Großbrand im Kraftwerk Klingenberg/Berlin am 24.12.1958 durch die unsachgemäße Montage der Ermeto-Rohrverschraubung entstanden.2 Neben dem beträchtlichen Energieausfall und dadurch bedingten Störungen in der Energieversorgung Berlins wurde ein Schaden von über 500 000 DM3 hervorgerufen.

Auf diese Ursachen ist auch ein Brand im Kraftwerk Hirschfelde zurückzuführen, bei dem ein Schaden von 200 000 DM entstand. Ähnliche Beispiele liegen auch aus anderen Industriezweigen vor.

Die Überprüfung derartiger Vorkommnisse ergab, dass die Montage zwar von Fachleuten ausgeführt wurde, aber diese nicht mit den Montagevorschriften für die Ermeto-Verschraubungen vertraut waren. Bei Beachtung dieser vom Herstellerwerk Ermeto-Rohrverschraubung GmbH – in Verwaltung –, Marienberg/Sa[chsen] herausgegebenen Vorschriften wäre es möglich gewesen, größere Störungen und Schäden zu verhindern.

Da die Ermeto-Rohrverschraubung bei der Durchführung des Chemie-Programms4 u. a. wichtigen wirtschaftlichen Aufgaben in größerem Umfange angewendet werden soll, wäre es zweckmäßig, die noch vorhandenen Schwächen und Missstände auf diesem Gebiet unverzüglich zu beseitigen. Dabei möchten wir jedoch darauf verweisen, dass von den bisher eingesetzten Expertenkommissionen des ehemaligen Ministeriums für Schwermaschinenbau5 und der Fachkommission unter Leitung von Diplom-Ingenieur Nöldeke6 unterschiedliche Ansichten zur Verwendung der Ermeto-Rohrverschraubung vertreten wurden, die zu der Anweisung des genannten Ministeriums führten, im Turbinenbau derartige Verschraubungen bei einem Rohrdurchmesser von über 22 mm nicht mehr zu verwenden.

Auf der Grundlage nochmaliger Überprüfungen unsererseits und geführter Rücksprachen mit den verantwortlichen Betriebsfunktionären der Ermeto-Rohrverschraubung GmbH wird vorgeschlagen:

1. Von der Staatlichen Plankommission7 in Verbindung mit der zuständigen VVB eine Beratung mit dem Betrieb über die weitere Anwendung der Ermeto-Rohrverschraubung zu führen.

2. Entsprechend der Anregung des Betriebs könnten vor Monteuren, Sicherheitsinspektoren und verantwortlichen Mitarbeitern der wichtigsten Betriebe der DDR, die diese Rohrverschraubung anwenden, Fachvorträge und -vorführungen über die Anwendung dieser Verschraubung gehalten werden.

3. In den entsprechenden Fachzeitschriften, der »Tribüne«8 sowie den »Mitteilungen der Staatlichen Plankommission«9 könnten Veröffentlichungen über Wirkungsweise, Prinzip und Montage der Ermeto-Rohrverschraubung erfolgen.

4. An den entsprechenden Hoch- und Fachschulen sollten die Studenten ebenfalls mit der Anwendung der Ermeto-Rohrverschraubung vertraut gemacht werden.

  1. Zum nächsten Dokument Verbreitung einer »Entschließung«, Gehaltserhöhung für Sekretärinnen

    16. Juli 1959
    Information Nr. 494/59 – Bericht über die Verbreitung einer »Entschließung«, in der Gehaltserhöhung für Sekretärinnen an medizinischen Einrichtungen gefordert wird
  2. Zum vorherigen Dokument Verletzungen der Lufthoheit der DDR

    13. Juli 1959
    Information Nr. 481/59 – Bericht über die Verletzungen der Lufthoheit der DDR

  1. Ermeto-Verschraubungen sind für höchste Drücke entwickelte flüssigkeitsdichte Verschraubungen, die aus einer Überwurfmutter, einem Klemmkonus und einem Schneidring bestehen (Schneidringverschraubungen). Der Name bezieht sich auf das Unternehmen Ermeto, das derartige Verschraubungen in den 1930er-Jahren entwickelte. Ermeto-Verschraubungen werden vor allem in hydraulischen Anlagen eingesetzt.

  2. Am 24.12.1958 kam es durch den Bruch einer Ölleitung zu einem Turbinenbrand im Kraftwerk Klingenberg, was zu Stromausfällen in einigen Stadtbezirken Berlins führte. Vgl. Neue Zeit v. 25.12.1958, S. 2.

  3. Im Zuge der Währungsreform im Juli 1948 auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone wurde die Reichsmark als bis dahin gültiges Zahlungsmittel durch die Deutsche Mark der Deutschen Notenbank abgelöst. Bis 1964 hieß die Währung in der DDR also auch Deutsche Mark (DM). Erst 1964 wurde sie in Mark der Deutschen Notenbank (MDN) und mit Gründung der Staatsbank der DDR im Jahr 1968 in Mark der DDR (M) umbenannt.

  4. Vom 3. bis 4.11.1958 wurde in den Leuna-Werken unter der Leitung des ZK der SED und der Staatlichen Plankommission eine Chemiekonferenz abgehalten, die mit der Annahme des »großen Programms zur Entwicklung der chemischen Industrie der DDR« endete. Unter der Losung »Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit« peilte die SED-Führung mit diesem Programm das ehrgeizige Ziel an, die wissenschaftlichen und technischen Grundlagen so zu modernisieren, dass eine Verdoppelung der chemischen Produktion möglich war. Dazu sollten zunächst die Kohle verarbeitenden Chemiebetriebe modernisiert und erweitert und ab Mitte der 1960er -Jahre auf der Basis von Erdöllieferungen aus der Sowjetunion eine petrochemische Industrie aufgebaut werden. Ziel war, die chemische Industrie zum zweitgrößten Industriezweig der DDR umzubauen. Das hatte Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft der DDR. Das Chemieprogramm war Herzstück der auf dem V. Parteitag der SED formulierten Aufgabe, die Bundesrepublik im Pro-Kopf-Verbrauch wichtiger Lebensmittel und Konsumgüter bis zum Jahr 1961 nicht nur einzuholen, sondern auch zu überholen. In diesem Zusammenhang wurden in Abstimmung mit dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) die Vorhaben Erdölverarbeitungswerk Schwedt, Leuna 2, Chemiefaserwerk Guben, Gipsschwefelsäurewerk Coswig/Anhalt, PVC Fabrik im Elektrochemischen Kombinat Bitterfeld und im VEB Buna der Ausbau der Produktion auf Kohle-Karbid Basis als vorrangige Projekte erklärt. Vgl. ND v. 5.11.1958.

  5. Das Ministerium für Schwermaschinenbau der DDR wurde auf der Grundlage des Gesetzes über die Vervollkommnung und Vereinfachung der Arbeit des Staatsapparates in der DDR vom 11.2.1958 aufgelöst. Dieses Gesetz zielte vor allem im Bereich der Wirtschaftsleitung auf Veränderungen, die in geringem Maße zu einer Dezentralisierung führten. Die wichtigste Änderung war die Auflösung der sieben Ministerien, die für die industrielle Produktion zuständig waren. Deren Aufgaben wurden teilweise von der mit weiteren Kompetenzen ausgestatteten Staatlichen Plankommission und neu gegründeten »Vereinigungen Volkseigener Betriebe« (VVB) sowie von ebenfalls neu geschaffenen Wirtschaftsräten bei den Räten der Bezirke übernommen. Nach Auflösung des Volkswirtschaftsrates Ende 1965 wurde das Ministerium als zentrales Anleitungs- und Kontrollorgan neu geschaffen, nun als Ministerium für Schwermaschinen- und Anlagenbau. Vgl. Gesetz über die Vervollkommnung und Vereinfachung der Arbeit des Staatsapparates in der DDR; GBl. I 1958, S. 117–120.

  6. Im Original: »Nöldecke«. Walther Nöldeke, Jg. 1901, Elektroingenieur, Leiter für Elektroenergie und Stellvertreter des Hauptdirektors der VVB Verbundwirtschaft.

  7. Die Staatliche Plankommission (SPK) war ein zentrales staatliches Organ des Ministerrates der DDR, das 1950 aus dem Ministerium für Planung hervorgegangen war. Der SPK oblagen die gesamtstaatliche Planung und Entwicklung der Volkswirtschaft sowie die Kontrolle der Durchführung der Planaufgaben. Sie war zuständig für die Koordinierung, Ausarbeitung und Kontrolle der mittelfristigen Fünfjahrpläne und der daraus abgeleiteten jährlichen Volkswirtschaftspläne.

  8. Die »Tribüne« war eine Tageszeitung und das Organ des Bundesvorstands des FDGB.

  9. »Verfügungen und Mitteilungen der Staatlichen Plankommission« war das Mitteilungsblatt der Staatlichen Plankommission.