Maßnahmen Verhinderung der Einreise der DDR-Skisportler in USA
20. Februar 1959
Information Nr. 15/59 – Bericht über die Maßnahmen führender Kreise Westdeutschlands zur Verhinderung der Einreise der DDR-Skisportler in die USA
Wie aus zuverlässigen Meldungen bekannt wurde, sind die westzonalen Sportfunktionäre Willi Daume1 und Ritter von Halt2 an das Außen- und Innenministerium der Bundesrepublik mit der Forderung herangetreten, ihre Bemühungen zur Verhinderung der Teilnahme von DDR-Skisportlern an den vorolympischen Wettkämpfen in Squaw Valley3 zu unterstützen. Als Begründung für diese Maßnahme brachten sie vor, dass es unmöglich wäre, DDR-Sportler in die USA reisen und dort eventuell Siege für die DDR erringen zu lassen, während Westdeutschland keine Sportler entsenden kann, da sie in ihren Leistungen auch nicht annähernd einen Erfolg versprechen. Das würde bei der gegenwärtigen politischen Situation zu einem erheblichen Prestigeverlust für Westdeutschland führen, zumal noch hinzukommt, dass die DDR-Presse auch schon darüber berichtet hat, mangelnde finanzielle Unterstützung der Sportler in Westdeutschland hätte eine Teilnahme einer westdeutschen Delegation verhindert.
Bei diesen Rücksprachen der genannten Sportfunktionäre mit dem Außen- und Innenministerium wurde vereinbart, durch verschiedene Maßnahmen den Start einer selbstständigen DDR-Delegation in den USA zu verhindern. Auf diplomatischem Wege wurde an den Botschafter der Bundesrepublik in den USA, Grewe,4 ein Schreiben gesandt, in dem dieser aufgefordert wurde, die Erteilung von Einreisevisen für die DDR-Sportler zu verhindern. Nach Rücksprache von Grewe mit dem Leiter der Deutschland-Abteilung im US-Außenministerium Hillenbrand,5 wurden die bereits genehmigten Einreisevisen zurückgezogen. Die Erteilung der Visen an die DDR-Sportler soll zu diesem Zeitpunkt bereits der amerikanischen Botschaft in Westdeutschland telegrafisch angewiesen gewesen sein.
Ritter von Halt hat den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Brundage,6 mit den bereits angeführten Begründungen aufgefordert, bei der politischen Situation Westdeutschlands Verständnis dafür zu zeigen und diese Maßnahmen zu unterstützen. Verstärkt wurde diese Kampagne gegen die DDR durch die Forderung des westdeutschen Skiverbandes an den Deutschen Sportbund,7 unbedingt die Reise der DDR-Delegation nach den USA zu verhindern.
Diese Bestrebungen der westdeutschen Sportverbände zur Verhinderung des internationalen Sportverkehrs der DDR sind auch aus einem Schreiben von Willi Daume an die Vorsitzenden der westdeutschen Spitzenverbände ersichtlich. Das als Fotokopie beigefügte Schreiben ist nur zur persönlichen Information bestimmt und darf keinesfalls öffentlich wiedergegeben werden.8 Es wird gebeten, es umgehend wieder zurückzusenden.