Direkt zum Seiteninhalt springen

Rektorenwahl an der Universität Halle

14. September 1959
Information Nr. 660/59 – [Bericht über] Bestrebungen, die Rektorenwahl an der Universität Halle negativ zu beeinflussen

Wie uns bekannt wurde, versuchen die als reaktionär bekannten Kräfte des Halleschen Zentrums der »Leopoldina«1 die Wahl des Genossen Prof. Bondi2 zum Rektor zu torpedieren. Dies geschieht unter der seit Kurzem erhobenen Forderung, dass der Rektor aus einer der »Schwerpunkt-Fakultäten«, worunter sie die von ihnen beherrschten Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät und die Medizinische Fakultät verstehen, kommen müsse.

Dieses Vorhaben wird am aktivsten von den Professoren Sommer, Dekan der Medizinischen Fakultät,3 Käubler, Prodekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät4 und Mäde, Dekan der Landwirtschaftlichen Fakultät5 betrieben.

Wie uns weiter bekannt wurde, will auch dieser Personenkreis am 15.9.1959 mit dem Gen. Kurt Hager6 über diese Angelegenheit sprechen. Als Kandidat der »Leopoldina« soll deren Präsident, Prof. Mothes7 und zwei namentlich noch nicht bekannte Mediziner vorgeschlagen werden.

  1. Zum nächsten Dokument Bericht über Antikommunistische Studentenkonferenz in Kairo

    15. September 1959
    Information Nr. 663/59 über Teilnahme arabischer Studenten aus der DDR und anderen sozialistischen Ländern an einer antikommunistischen Studentenkonferenz in Kario
  2. Zum vorherigen Dokument Probleme bei der Versorgung der Bevölkerung mit Butter

    14. September 1959
    Information Nr. 651/59 – [Bericht über] Schwierigkeiten in der Versorgung der Bevölkerung mit Butter

  1. Die Leopoldina ist die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle/Saale. Sie wurde am 1.1.1652 in Schweinfurt gegründet und ist die heute älteste, ununterbrochen bestehende naturwissenschaftlich-medizinische Akademie der Welt. Seit 1878 hat sie ihren Sitz in Halle/Saale. In DDR-Zeiten gelang es den Präsidenten der Leopoldina (Vizepräsident Otto Schlüter, 1952–53, Präsident Kurth Mothes, 1954–74 und Präsident Heinz Bethge, 1974–90) die Unabhängigkeit der Akademie als übernationale Wissenschaftlergemeinschaft zu bewahren und den Wissenschaftlern der DDR den Kontakt zur internationalen Spitzenforschung zu ermöglichen. Vgl. zur Geschichte der Leopoldina online abrufbar unter: https://www.leopoldina.org/ueber-uns/ueber-die-leopoldina/akademiegeschichte/geschichte-der-leopoldina/ (letzter Abruf: 3.12.2021).

  2. Gerhard Bondi, Jg. 1911, Ökonom, 1957 Direktor des Instituts für Wirtschaftsgeschichte und 1959–63 Rektor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 1960–64 Mitglied der SED-Bezirksleitung Halle.

  3. Karlheinz Sommer, Jg. 1907, Gynäkologe, 1956–65 Professor für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), 1958–60 und 1962–64 Dekan der Medizinischen Fakultät der MLU, Mitglied der Leopoldina.

  4. Rudolf Käubler, Jg. 1904, Geograph, 1952 Lehrstuhl für Geographie und Direktor des Instituts für Geographie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, ab 1955 Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Präsidialmitglied der Leopoldina, deren Mitglied er ab 1959 war.

  5. Alfred Mäde, Jg. 1910, Meteorologe, 1946–75 Direktor des Agrarmeteorologischen Instituts an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), 1958–62 Dekan der Landwirtschaftlichen Fakultät der MLU, 1963–65 Rektor der MLU.

  6. Kurt Hager, Jg. 1912, SED-Funktionär, 1954–89 Mitglied des ZK der SED, 1955–89 Sekretär des ZK (Wissenschaft und Kultur), 1958 Kandidat, 1963–89 Mitglied des Politbüros.

  7. Kurth Mothes, Jg. 1900, Biologe, 1957–63 Professor für Botanik und 1957–66 Direktor der Botanischen Anstalten der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg, 1958–67 Direktor des Instituts für Biochemie der Pflanzen der DAW in Halle/S.,1954–74 Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle/S.