Rutschungen einer Vorhalde im Tagebau Skado(2)
26. Februar 1959
Information Nr. 19/59 – Bericht über die Rutschungen einer Vorhalde im Tagebau Skado, [Bezirk] Cottbus
Die weiteren Untersuchungen über die Ursachen der Rutschungen bestätigen im Wesentlichen die schon in unserem Bericht vom 18.2.1959 (Nr. 14/59) gemachten Angaben. Folgende Einzelheiten sind ergänzend dazu noch festgestellt worden:
Die Hauptursachen für die Rutschungen waren
1. Zu hoher Wasserstand in der Hochhalde.1
Durch die Ablaschung2 im 3. Quartal 1958 entstand am schwenkenden Ende auf dem Hangenden3 zwischen Hochkippe4 und Markscheide5 ein Restloch, welches die freien Wassermassen aufnahm. Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Wassermassen einen Weg in die Hochhalde bahnten und bis zum Vorkippen-Fuß6 vordrangen. Diesem Restloch wurde von den verantwortlichen Funktionären im Tagebau Skado7 in der Frage der Entwässerung nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt und die dort befindliche Pumpe nicht voll ausgenutzt, obwohl damit außerdem die Möglichkeit bestand, unter dem Liegenden8 zu entwässern.
(Unter anderem hatte die seinerzeitige Ablaschung auch zur Folge, dass die Strosse9 um ca. 150 m verkürzt wurde und wodurch sich – um die alte Markscheidegrenze zu erreichen – eine verstärkte Massenzusammendrängung auf der Spitze der Hochhalde ergab.)
2. Unzureichende Abführung der Liegendwässer, wodurch der Kippenfuß ständig im Wasser stand.
3. Die vorhandenen Pegel10 – zum größten Teil wurden sie erst bis Ende Januar 1959 gestoßen – und auch ihre Anordnung gaben keine ausreichende Übersicht über das Ansteigen des Wassers in der Kippe. Einige Pegel wurden durch Flugkippen11 zerstört.
Begünstigt wurden die Rutschungen durch das Aufschütten schlammiger Massen auf die Hochhalde.
Der Werkleiter und der technische Leiter des BKW John Schehr12 vertreten die Meinung, dass bei einer schnelleren Verkippung der Abraummassen das Wasser nicht bis zur Vorkippe vorgedrungen wäre. Zurzeit läuft die Vorkippe fast auf den Kohlenstoß13 auf.
Die Pegel in der Halde zeigen an, dass das Wasser ständig ansteigt. Nach übereinstimmender Ansicht der leitenden Wirtschaftsfunktionäre des BKW bestehe aber für die Förderbrücke14 Skado I keine akute Gefahr, eine 100%ige Sicherheit könnten sie jedoch nicht garantieren.
Laut Protokoll des technischen Direktors, [Name], wurden in den Untersuchungen folgende Gefahrenpunkte festgestellt:
1. Die Förderbrückenhalde als Auflage für die 1 500 t schwere Abraumförderbrücke kann gefährdet werden, wenn
a) die Wasserableitung am Böschungsfuß15 nicht gewährleistet ist, weil der Entwässerungsgraben auf dem Liegenden nicht gezogen ist oder die Verschüttungsmassen am Kohletiefschnitt16 anliegen und den Wasserdurchlass zum Drehpunkt17 nicht gewährleisten.
b) das Grundwasser der Halde so hoch ansteigt, dass die Grundwasserparabel das Böschungssystem (Verschüttung und Hochhalde) durchnässt.
c) die Zusammensetzung der Verschüttung (Schlamm, Geschiebemergel, Lehm usw.) Rutschungsflächen bilden kann.
2. Es besteht die Möglichkeit, dass die Kippen, die während des Aufschlusses18 und des Beginnens der Innenverkippung19 mit bindigen Böden20 in den untersten Lagen versehen wurden, zum Rutschen kommen. (Der Drehpunkt des Tagebaues Skado hat eine Lebensdauer bis ca. 1975 und liegt im Tiefsten des Tagebaues.)
Als entsprechende Maßnahmen wurden eingeleitet:
- –
Zusätzlich vier Pegellöcher zu stoßen, um die Grundwasserbewegung auf der Kippenseite besser beobachten zu können.
- –
Alle Pegel monatlich zu messen und die Ergebnisse genau auszuwerten.
- –
Die Südgruppenstaffel mit zwölf Pumpen zu besetzen, um den Wasserzutritt zum Kippensystem zu verhindern.
- –
Die Drainagen neu anzuordnen und zu ergänzen.
- –
Einstellung eines Geologen mit hydrologischen Kenntnissen, der nur auf dem Gebiete der Entwässerung arbeitet.
- –
Die Saugleitung der Pumpe am Restloch so zu verlängern, dass eine Entwässerung unter dem Liegenden durchgeführt werden kann.
- –
Die Gefahrengebiete durch die Förderbrücke I nur noch am Tage zu befahren.