Schwächen und Mängel in der Rekonstruktion der Metallurgie
2. Juli 1959
Information Nr. 457/59 – Bericht über einige Schwächen und Mängel in der Rekonstruktion der Metallurgie
In vorliegenden Informationen werden einige Schwächen und Mängel in der Rekonstruktion der Metallurgie angeführt, wobei jedoch nicht zu ersehen und festzustellen ist, ob diese Hinweise bereits der Staatlichen Plankommission1 bekannt sind und welche Maßnahmen daraufhin eingeleitet wurden.
So wird von führenden Wirtschaftsfunktionären metallurgischer Betriebe in der DDR die Ansicht vertreten und teilweise auch verbreitet, dass nach der Auflösung des Ministeriums für Berg- und Hüttenwesen und der damit verbundenen Dezentralisierung des Verwaltungsapparates in einzelne VVB die positive Entwicklung in der Metallurgie gehemmt worden ist.2 Diese Erscheinungen werden vor allem auf eine völlig ungenügende Besetzung des Sektors Berg- und Hüttenwesen der Staatlichen Plankommission zurückgeführt, wobei die Ansicht vertreten wird, dass dabei persönliche Schwächen im Vordergrund stehen würden, die auch durch eine Abberufung des Gen. Steinwand3 nicht behoben werden, sondern eine grundlegende Veränderung und fachliche Neubesetzung erfordern.
In diesem Zusammenhang wird bemängelt, dass der für den Sektor Berg- und Hüttenwesen verantwortliche Kaderleiter der Staatlichen Plankommission keinen Überblick über die zu lösenden Aufgaben und die damit verbundenen Anforderungen an die leitenden Kader hat. Diese Situation im Sektor Berg- und Hüttenwesen hätte dazu geführt, dass für den Siebenjahrplan Eckzahlen herausgegeben worden wären, die jetzt in wichtigen Positionen geändert werden müssten. Angeblich soll dazu von Dr. [Name] erklärt worden sein, »Hauptsache die Eckzahlen sind noch vor den Volkswahlen (1958)4 heraus, hinterher kann man ja immer noch ändern.«
Da erstmalig Ende Mai dieses Jahres über die Koordinierung der einzelnen Rekonstruktionspläne und den Siebenjahrplan in der Metallurgie gesprochen worden sein soll, hätte sich jetzt eine solche Lage ergeben, dass in der Metallurgie bis 1965 ein Defizit von 300 Mio. DM5 Investitionen bestehen würde, über dessen Beseitigung bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine klaren Vorstellungen bestehen. Bei dieser Abstimmung Ende Mai hätte sich auch herausgestellt, dass von verschiedenen Betrieben Projekte eingeplant worden sind, die volkswirtschaftlich nicht verwirklicht werden können. Als besonders kritisch wird dabei der Zeitraum von 1962 bis 1964 angesprochen, in dem angeblich im Eisenhüttenkombinat Stalinstadt6 pro Jahr ca. 200 Mio. DM verbaut werden sollen, ohne jedoch über entsprechende Kapazitäten zu verfügen. Diese Einschätzung wird mit dem Hinweis verbunden, den Bau des Erdölkombinats zeitlich eher durchzuführen, um eine Überbelastung der Kapazitäten zu verhindern.7
Die aus dieser Situation sich ergebenden Veränderungen sollen den Betrieben bisher noch nicht mitgeteilt worden sein. Das hätte auch dazu geführt, dass die von der Staatlichen Plankommission herausgegebenen Termine für den Abschluss der Vorplanung metallurgischer Projekte vom VEB Mepro8 nicht eingehalten werden können, da noch keine konkrete Aufgabenstellung vorliegt. Als nachteilig hätte sich dabei auch erwiesen, dass das Zentrale Projektierungsbüro zur Aufstellung der Rekonstruktionspläne in den einzelnen metallurgischen Betrieben nicht herangezogen wird.
Im VEB Mepro wird aufgrund dieser Lage bereits die Ansicht vertreten, dass zur Überwindung dieser Schwierigkeiten unbedingt Projektierungsarbeiten an die ČSR, Volkspolen und an deren Volksdemokratien übergeben und direkte Fertigungsaufträge – so u. a. der Bau einer Walzenstraße durch die SU – ebenfalls von diesen Ländern übernommen werden müssten.