Stimmung in den Kampfgruppen zur Abgabe eines Gelöbnisses
29. September 1959
Information Nr. 699/59 – [Bericht über] die Stimmung von Angehörigen der Kampfgruppen zur Abgabe eines Gelöbnisses anlässlich des X. Jahrestages der DDR
Nach vorliegenden Berichten gibt es in allen Bezirken vereinzelt negative Diskussionen, in denen Angehörige der Kampfgruppen ihre Ablehnung gegen die Abgabe eines Gelöbnisses anlässlich des X. Jahrestages der DDR zum Ausdruck bringen.1 Oftmals wird an dem Teil der Verpflichtung Anstoß genommen, der besagt, dass die Kämpfer geloben, die Republik unter Einsatz des Lebens zu schützen.
Die ungenügende ideologische Aufklärung des Kämpfers zeigt sich aber auch in solchen Erscheinungen, dass einzelne Mitglieder die Teilnahme an der Vereidigung ablehnen, sich durch einen Vorwand derselben entziehen wollen bzw. einer weiteren Mitarbeit in den Kampfgruppen versagen. Zum Beispiel lehnt es ein Teil der Kampfgruppenmitglieder des VEB Preßwerk »Morgenröthe« in Klingenthal, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt,2 ab, das Gelöbnis anlässlich des X. Jahrestages abzulegen. Im Reparatur-Werk Neubrandenburg3 lehnen ebenfalls mehrere Kampfgruppenangehörige die Abgabe eines Gelöbnisses ab. Der Disponent [Name] (SED) äußerte dazu: »Das mache ich nicht mit; ich setze mein Leben nicht mit der Waffe in der Hand für die Republik ein.«
Andere Kämpfer fürchten mit der Abgabe des Gelöbnisses Aufgaben zu übernehmen, die sie nicht erfüllen können. In diesem Zusammenhang lehnen sie unter Angabe belangloser Gründe eine weitere Mitarbeit in der Kampfgruppe ab.
Im VEB Vogtländische Kunstlederfabrik Tannenbergsthal, [Kreis] Klingenthal,4 gibt es solche Anzeichen, dass sich einige Kampfgruppenmitglieder vor der Vereidigung »krank« melden wollen. Aus dem VEB Holzindustrie Burg, [Bezirk] Magdeburg,5 wollen 14 Kämpfer das Gelöbnis nicht ablegen, weil sie mit der Formulierung »und mein Leben einzusetzen« nicht einverstanden sind. Im Rohstoffbetrieb des Niederschachtofenwerkes Calbe, [Kreis] Schönebeck,6 brachten mehrere Arbeiter zum Ausdruck, dass sie bei einer Vereidigung aus der Kampfgruppe ausscheiden wollen. Ähnliche Erscheinungen wurden auch aus anderen Betrieben bekannt.