Zeitweilige Festnahme von Angehörigen der englischen Militärmission
1. August 1959
Information Nr. 540/59 – [Bericht über] die zeitweilige Festnahme von Angehörigen der englischen Militärmission in Potsdam wegen unberechtigten Fotografierens von Fahrzeugen der Nationalen Volksarmee
Anlässlich einer Dienstfahrt am 30.7.1959 wurden die bei der NVA als zivilangestellte Kraftfahrer [Name 1, Vorname] und [Name 2, Vorname], auf der Autobahn von Leipzig nach Berlin – etwa in Höhe der Raststätte Niemegk – mit ihren Fahrzeugen (zwei Tankwagen, einer davon mit Anhänger) von dem Fahrzeug 21 der englischen Militärmission in Potsdam fotografiert. Die Aufnahmen erfolgten einzeln beim Überholen der beiden Fahrzeuge der NVA aus dem Heckfenster des Fahrzeuges der Militärmission heraus und wurden von beiden Kraftfahrern sofort bemerkt.
Aufgrund der ständigen Einwirkung auf die Angehörigen der NVA sämtliche auf Spionage deutenden Hinweise sorgfältig zu beachten und sofort zu melden, nahmen die beiden Kraftfahrer mit ihren Fahrzeugen die Verfolgung des Missionsfahrzeuges auf, da ihnen bekannt war, dass im weiteren Streckenverlauf mehrere Geschwindigkeitsbegrenzungen vorhanden sind und die Verkehrspolizei dort stationiert ist, hofften sie, das Fahrzeug abdrängen und durch die Volkspolizei stoppen lassen zu können. In einem Wechsel von drei bis vier Mal haben sie daraufhin das Fahrzeug der englischen Militärmission abzudrängen versucht, wobei dieses durch verkehrswidriges Verhalten diesen Manövern zu entgehen versuchte. Durch dieses Verhalten wurden die an einer Brücke stationierten Angehörigen der Verkehrspolizei aufmerksam und versuchten zunächst die beiden Fahrzeuge der NVA zu stoppen. Die beiden genannten Kraftfahrer verständigten dabei sofort die Verkehrspolizisten, dass sie von dem Fahrzeug der englischen Militärmission fotografiert worden sind und deshalb darum bitten, dass sie die Verfolgung des Fahrzeuges aufnehmen. Am Kontrollpunkt Leipziger Eck wurde das Fahrzeug durch die Volkspolizei erreicht und ordnungsgemäß abgestoppt.
Entsprechend den Vereinbarungen mit den sowjetischen Freunden wurde dann das Fahrzeug mit den Insassen der sowjetischen Kommandantur in Potsdam zugeführt. Dabei wurde das Fahrzeug außerdem noch durch das hinzugekommene Missionsfahrzeug 41 der englischen Militärmission in Potsdam begleitet.
Obwohl unsererseits der Verbindungsoffizier darauf hingewiesen wurde, dass das Fahrzeug auf das Vorhandensein des Fotoapparates durchsucht werden müsste, ist dieses nicht erfolgt. Da keine direkte Verständigung mit dem Kommandanten möglich war, ist dieses offensichtlich darauf zurückzuführen, dass er aufgrund der Hinweise der Angehörigen der Verkehrspolizei keinen genauen Überblick über die Vorgänge hatte und deshalb das Fotografieren der beiden Fahrzeuge der NVA anzweifelte oder als zu geringfügig für eine solche Maßnahme ansah. Es hat deshalb lediglich ein Gespräch des Kommandanten mit den beiden Offizieren des Missionsfahrzeuges, Major [Name 3] und Major [Name 4], stattgefunden, was dazu führte, dass diese ohne Durchsuchung entlassen wurden.
Zu diesem Vorgang ist zu bemerken, dass weitere Beweise vorliegen, wonach diese Mitglieder der englischen Militärmission in Potsdam zu anderer Zeit und an anderen Orten ebenfalls eine ungesetzliche Tätigkeit ausübten.