Aktion »Rose« – 1 (Durchführung des Mauerbaus)
13. August 1961
1. [Einzel-Information] Nr. 413/61 über die Durchführung der Aktion »Rose«
1. Stand des Einsatzes der bewaffneten Kräfte
Nach vorliegenden Meldungen wurden die bewaffneten Kräfte entsprechend dem Zeitplan zum Einsatz gebracht. Sie befinden sich im Marsch zu den laut Plan vorgesehenen Einsatzorten. Bisher keine Vorkommnisse. Stimmung ist normal.
2. Durchführung der Maßnahmen zur Unterbrechung des Verkehrs
- a)
Unterbrechung des S-Bahnverkehrs
Sämtliche vorgesehenen Unterbrechungen an den Blockstellen wurden planmäßig durchgeführt. Sämtliche Verbindungen nach Westberlin sind dadurch blockiert.
Die Hilfszüge arbeiten an den Einsatzorten an der Weiterführung der technischen Unterbrechung des S-Bahnverkehrs. Nach Bekanntwerden unserer Maßnahmen wurde von den in Westberlin befindlichen Stromzufuhrstellen in den Gebieten Schöneberg–Mahlow und im Raum Oranienburg die Stromzufuhr gesperrt. Davon sind geringe Teile des S-Bahnverkehrs im demokratischen Berlin betroffen. Auswirkungen sind bis Betriebsbeginn überwunden.
- b)
Unterbrechung des U-Bahnverkehrs
An den vorgesehenen Schnittstellen Potsdamer Platz und Warschauer Brücke sind die technischen Unterbrechungsarbeiten entsprechend dem Plan im Gange. Der Verkehr auf diesen Strecken ist bereits blockiert.
Die Bahnhöfe der Linien C und D im demokratischen Berlin wurden wie vorgesehen bereits geschlossen. Mit Verkehrsbeginn werden die vorgesehenen Kräfte der NVA und des MfS an den Bahnhöfen zum Einsatz gebracht.
- c)
Lage auf den Wasserstraßen ist normal.
3. Operative Lage im Raum Berlin und in den Grenzkreisen der Bezirke Potsdam und Frankfurt/O.:
Die Lage ist bisher im Allgemeinen normal und ruhig.
Vor Anlaufen der Aktion erfolgten folgende wesentliche Vorkommnisse:
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Am 12.8.1961, gegen 17.00 Uhr, Zusammenrottung von 120 Personen vor der Ausstellung »Blutrichter im Amt«1 in der Vorhalle des Bahnhofes Friedrichstraße. Elf Provokateure wurden festgenommen.
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In den frühen Abendstunden des 12.8. wurden drei englische Militärtransporte von Westdeutschland in Richtung Westberlin festgestellt. Ob diese Transporte eine besondere Bedeutung haben, kann zurzeit noch nicht eingeschätzt werden.
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Auf dem Industriebahnhof Velten/Oranienburg wurde von sowjetischen Streitkräften eine Person erschossen, da sie auf Anruf nicht stehenblieb. Nähere Ermittlungen werden zurzeit noch geführt.
Vorkommnisse nach Auslösung der Aktion:
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Gegen 3.00 Uhr kam es im Raum Mahlow auf Westberliner Boden zu einer Konzentration von Bürgern aus der DDR, die sich in Westberlin aufgehalten hatten und zunächst von der VP an der Rückkehr in die DDR gehindert wurden. Lage wurde durch entsprechende Anweisungen des MfS, diese Personen sofort in die DDR einzulassen, normalisiert.
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Gegen 3.50 Uhr wurden an den Sektorenübergängen Brandenburger Tor und Elsenstraße Konzentrationen von Stumm-Polizisten2 festgestellt, die den Fahrzeugverkehr von Westberlin nach dem demokratischen Berlin unterbrachen (am Brandenburger Tor ca. 100 Stupos). An der weiteren Aufklärung wird gearbeitet.
Aus den Schwerpunktobjekten im Raum Berlin und aus den Randgebieten wurden bisher keine weiteren Vorkommnisse gemeldet.
Der Gesamtverlauf der Aktion ist bisher zufriedenstellend, bis auf den Einsatz der Transportpolizei, die wegen falscher Einsatzzeit (X + 4)3 ausfiel.