Aktionen von US-Alliierten in Ostberlin
6. Dezember 1961
Einzel-Information Nr. 759/61 über provokatorisches Verhalten von Angehörigen der US-Armee im demokratischen Berlin
Von Mitarbeitern des zuständigen Kontrollorgans des MfS wurden in den Abend- und Nachtstunden des 3.12.1961 mehrere Fahrzeuge der US-Armee gestoppt, weil von den Fahrzeugen aus gefunkt wurde. Außer zwei Fahrzeugen kamen alle anderen den höflichen Aufforderungen, den Funkverkehr einzustellen, anstandslos nach.
Bei diesen beiden Fahrzeugen handelte es sich um den Wagen BC 62, der um 19.40 Uhr in der Georgenstraße und um den Wagen BC 59, der um 22.00 Uhr in der Friedrichstraße gestoppt wurde. Zu bemerken ist, dass diese beiden Wagen mit uniformierten Amerikanern im Mannschaftsdienstgrad besetzt waren, während alle anderen gestoppten Wagen, die den Aufforderungen nachkamen, mit uniformierten Offizieren besetzt waren.
Die beiden Insassen des Fahrzeuges BC 62 registrierten die zur Friedrichstraße fahrenden Kolonnen bewaffneter Organe und die Einsatztechnik und funkten nach Westberlin. Dem Fahrzeug wurde deshalb durch Pkw die Fahrbahn abgeschnitten und die Amerikaner höflich aufgefordert, die Funktätigkeit einzustellen und weiterzufahren. Dieser Aufforderung kamen sie jedoch nicht nach mit der Erklärung, sie verstünden nichts. Um den sofort von ihnen wieder aufgenommenen Funkverkehr zu verhindern, bogen die Angehörigen unseres Kontrollorgans die am US-Fahrzeug befindliche Antenne so weit um, dass kein Funkverkehr mehr möglich war. Daraufhin fuhren die Amerikaner unverzüglich nach Westberlin zurück.
Ebenfalls durch Abschneiden der Fahrbahn mittels Pkw wurde in der Friedrichstraße in der Nähe der Bauarbeiten das mit drei Militärangehörigen besetzte Fahrzeug BC 59 gestoppt. Dabei leistete ein Kraftfahrer des Pkw Wolga [Kennzeichen] unaufgefordert Hilfe und blockierte die Rückseite des US-Fahrzeuges. Die Amerikaner, die die anrückenden Einheiten der bewaffneten Kräfte und die Baukolonnen beobachteten und die Ergebnisse nach Westberlin funkten, wurden auch in höflicher Form aufgefordert, ihre Tätigkeit einzustellen und weiterzufahren. Weil auch sie der Aufforderung nicht nachkamen und ebenfalls erklärten, dass sie nichts verstünden, versuchten die Angehörigen des Kontrollorgans des MfS die Antenne zu verbiegen, um – wie bereits im oben geschilderten Falle beim Fahrzeug BC 62 – einen weiteren Funkverkehr unmöglich zu machen. Dabei brach die aus Kunststoff bestehende Halterung der Antenne ab. Auch dieses Fahrzeug fuhr anschließend unverzüglich nach Westberlin zurück, nachdem es ca. 17 min aufgehalten worden war.
Die Maßnahmen des MfS zur Unterbindung des illegalen Funkverkehrs der US-Militärfahrzeuge erfolgten aufgrund von Hinweisen der sowjetischen Organe an den Leiter des zuständigen Kontrollorgans des MfS, wonach den Fahrzeugen der westlichen Militärverbindungsmissionen der Funkverkehr von der DDR nach Westberlin verboten sei. Dementsprechend handelte auch der Leiter des Kontrollorgans des MfS gegenüber den im demokratischen Berlin fahrenden US-Militärfahrzeugen, die im Funkverkehr mit Westberlin standen.
Zu einem weiteren provokatorischen Zwischenfall mit US-Besatzern kam es am 4.12.1961, 12.20 Uhr, am KP Friedrichstraße. Der Ltn. der VP, Gehring, der unmittelbar an der neu errichteten Schleuse seinen Dienst versah, forderte das aus dem demokratischen Berlin kommende Fahrzeug der US-Armee BC 62 ordnungsgemäß durch Zeichen zum Halten auf. Das Fahrzeug, das mit zwei uniformierten US-Militärangehörigen besetzt war, kam dieser Aufforderung jedoch nicht nach, sondern fuhr mit herabgeminderter Geschwindigkeit durch die Schleuse, den Leutnant Gehring dabei vor sich herschiebend.
Unmittelbar hinter der Schleuse beschleunigte das Fahrzeug das Tempo. Ltn. Gehring konnte sich nur durch seitliches Wegspringen vor dem Überfahren retten. Dabei stieß er unbeabsichtigt mit einem Fuß gegen den Scheinwerfer des Fahrzeuges und zertrümmerte das linke Scheinwerferglas. Das Fahrzeug setzte seine Fahrt in Richtung Grenze fort.
Unmittelbar an der Grenzmarkierung gab der dort diensthabende Major Bliesner nochmals ein Haltezeichen. Das Fahrzeug stoppte ordnungsgemäß und fuhr erst, nachdem Major Bliesner sich davon überzeugt hatte, dass zwei uniformierte US-Militärangehörige im Wagen saßen, und deshalb die Fahrt freigab, nach Westberlin weiter.
Die sowjetischen Freunde wurden von diesen Vorkommnissen in Kenntnis gesetzt.