Lage nach dem Bau der Berliner Mauer (14)
30. August 1961
Bericht Nr. 500/61 über die Situation aufgrund der Schutzmaßnahmen der DDR
1. Gegnerische Pläne und Aktionen in Westberlin
Am 30.8. traf der westdeutsche Bundespräsident Lübke ohne vorherige offizielle Ankündigung zu einem zweitägigen Besuch in Westberlin ein.1 In einer kurzen Ansprache erklärte er auf einer improvisierten Kundgebung am 31.8. auf dem Rudolf-Wilde-Platz, er sei unangemeldet gekommen, um den Westberliner Alltag zu erleben. Brandt benutzte den Besuch Lübkes, um erneut die »enge Verbundenheit« Westberlins mit der Bundesrepublik zu betonen.
Lübke besuchte am 30.8. das sog. Flüchtlingslager Marienfelde und fuhr in Begleitung von Brandt und Lipschitz zwischen 16.00 und 18.00 Uhr die Grenzkontrollpunkte Sonnenallee, Kiefholzstraße, Heinrich-Heine-Straße, Potsdamer Platz und Brandenburger Tor ab. Am 31.8. hatte er eine Besprechung mit dem Westberliner Senat. Für den Abend des 31.8. ist eine Rundfunkrede über die Westberliner Sender »An das deutsche Volk« geplant.2
Am 31.8. wird der Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion Krone zu einem erneuten Besuch in Westberlin erwartet, der Besprechungen mit dem Senat und kirchlichen Stellen dienen soll. Der britische Botschafter Steel gab gleichfalls bekannt, am 31.8. Westberlin einen erneuten Besuch abstatten zu wollen.
Offiziell wurde mitgeteilt, dass Präsident Kennedy dem ehemaligen Stadtkommandanten General Clay zu seinem Sonderbotschafter für Westberlin gemacht hat.3 Clay soll seinen ständigen Sitz in Westberlin haben und am 15.9. hier eintreffen.
Im Berichtszeitraum kam es wiederum zu einer Anzahl provokatorischer Handlungen an der Staatsgrenze West im Berliner Stadtgebiet, an denen besonders Jugendliche beteiligt waren. Dabei ist festzustellen, dass die Provokateure von Schmährufen gegen Partei und Regierung immer mehr zu tätlichen Provokationen unserer Grenzposten durch Steinwürfe bzw. zur Störung der Grenzsicherungen übergehen.
Einen Schwerpunkt der Provokationen bildeten in der Berichtszeit die Stallschreiber-, Alexandrinen-, Heinrich-Heine-, Alte Jacob- und Jerusalemer Straße. Bereits am 29.8. in der Zeit von 20 bis 21 Uhr konzentrierten sich dort ca. 200 Jugendliche, zerstörten durch Steinwürfe Lampen im demokratischen Berlin und beschädigten Teile der Grenzmauern. Gegen 22.00 Uhr und gegen 23.30 Uhr kam es an den genannten Stellen zu erneuten Zusammenrottungen von Jugendlichen. Es wurden Wasserwerfer und Nebelkerzen eingesetzt. Insgesamt wurden ca. 10 m der Grenzbefestigungen beschädigt und fünf Lampen zerstört. Gegen 0.30 Uhr wurden die letzten Ansammlungen von der Stupo zerstreut. Ausbesserungsarbeiten an der Mauer werden durchgeführt.
Gegen 18.00 Uhr wurde ein Posten im VEB Bergmann-Borsig von Westberliner Seite aus mit Steinen beworfen. Gegen 19.00 Uhr wurden die Posten am KP Gartenstraße mit einem Katapult beschossen. Um 20.50 Uhr wurden die Posten in der Markgrafenstraße mit Steinen beworfen. Gegen 19.00 Uhr versuchten ca. 100 Personen am KP Ruppiner Straße von Westberliner Seite aus, die Grenzmauer abzutragen. Durch Einsatz von Nebelkerzen wurde die Menge zerstreut. In der Jerusalemer Straße und auf dem Friedhof Liesenstraße wurden Zeitschriften und Flugblätter über die Grenzsicherungen geworfen.
Am 29.8. wurde gegen 23.10 Uhr beobachtet, dass sich auf der westlichen Seite des Humboldt-Hafens zwei Froschmänner bewegten, die vermutlich aus dem Charlottenburger Kanal bis zur S-Bahn-Brücke geschwommen waren. Weitere Beobachtungen konnten nicht gemacht werden. Alle entsprechenden Posten wurden angewiesen, künftig stärker auf die Tätigkeit von Froschmännern zu achten.
Nachträglich wird noch vom 29.8. bekannt, dass ein Posten an der Britzer Brücke von Westberliner Seite aus mit drei Schuss aus einem Luftgewehr beschossen wurde.
In der Berichtszeit wurden neun S-Bahn-Wagen beschädigt bzw. mit Hetzlosungen beschmiert. Einige kleinere Beschädigungen wurden auch auf Linien im demokratischen Berlin festgestellt. Weiterhin wurden auf Westberliner Gebiet zwei Signallichter zerschlagen und das Gleis Spandau–Pichelsberg durch einen Eisenträger blockiert.
Auf einer Wochenendschulung der IG Chemie des DGB am 26.8. im Bruno-Leuschner-Haus in Westberlin wurde bekanntgegeben, dass Funktionäre und Mitglieder für den Einsatz zur Boykottierung der S-Bahn in Westberlin eine Bezahlung nach ihrem Stundenlohn und Verpflegung erhalten. Auf einer Versammlung der DAG am 23.8. im Finanzamt Neukölln wurde ebenfalls bekanntgegeben, dass vor allem jüngere Angestellte während des Berufsverkehrs auf den S-Bahnhöfen eingesetzt werden und dafür ihr volles Gehalt beziehen. Der Mitarbeiter des Westberliner »Falken«-Vorstandes Himmler forderte Mitglieder und Funktionäre der Organisation zu einer weiteren Verstärkung der Boykottmaßnahmen auf und verlangte, auch vor Tätlichkeiten nicht zurückzuschrecken. In Zukunft seien noch größere Aktionen geplant. Den Jugendlichen wurden vier Westberliner Lokale (Ratskeller, Zehlendorf, »Rote Mühle«, Eisenacher Straße, »Schwarzer Adler«, Schöneberg, und Café »Atlantik«, Potsdamer Straße) als Treffpunkte angegeben.
Die VOS (»Vereinigung der Opfer des Stalinismus«)4 hat für den 1.9. um 20.00 Uhr zu einer Kundgebung im Studentenhaus am Steinplatz aufgerufen. Flugblätter mit dem Aufruf und wüster Hetze gegen Partei und Regierung wurden vom Westberliner Gebiet aus auch über die Grenzsicherungen geworfen.
Einschätzung der taktischen Handlungen der westlichen Besatzungsmächte
Die taktischen Handlungen beschränkten sich in der Berichtszeit ausschließlich auf Streifentätigkeit in größeren Zeitabständen. Die amerikanischen Panzer an den KP in der Friedrich- und Heinrich-Heine-Straße wurden zurückgezogen. Von französischer und britischer Seite wurden demgegenüber Panzer des Typs AMX 13 und »Canturion« an einigen Stellen der Staatsgrenze stationiert.
Die unmittelbar im Grenzgebiet eingesetzten Kräfte werden auf die folgende Stärke geschätzt:
- –
Franzosen: ca. eine Inf.-Kompanie, unterstützt durch einige SPW und Jeeps und etwa neun Panzer im Bereich Heiligensee und Frohnau,
- –
Engländer: etwa ein bis zwei Züge SPW und Jeeps sowie ca. sechs Panzer an der Strecke zwischen der Enklave Eiskeller und Kladow,
- –
Amerikaner: ca. jeweils eine Inf.-Gruppe an den KP Friedrich- und Heinrich-Heine-Str. sowie Streifentätigkeit von Jeeps und SPW in unregelmäßigen Zeitabständen entlang der Staatsgrenze. Kurzfristig wurden am KP Friedrichstraße zwischen 16.45 Uhr und 17.30 Uhr drei Panzer und vier SPW beobachtet.
Durch die Besatzungsstreitkräfte kam es im Berichtszeitraum zu einigen Grenzverletzungen. Gegen 1.40 Uhr überfuhr ein amerikanischer SPW die Grenze am KP Sonnenallee und wendete auf dem Gebiet der DDR. Gegen 9.00 Uhr überschritt ein amerikanischer Soldat am Zollwald bei Birkholz die Grenze um ca. 3 m. In Klein-Machnow überschritten um 9.50 Uhr fünf Soldaten einer amerikanischen Jeep-Streife die Genze um 2 m und rüttelten an den Grenzpfählen. Gegen 8.45 Uhr verletzte ein Hubschrauber an der Gleimstraße und etwas später an der Ackerstraße den Luftraum jeweils um etwa 100 bis 150 m. Gegen 14.00 Uhr wurde an der Enklave Eiskeller ein Posten der DGP erneut von einem britischen Offizier aufgefordert, die Grenzsicherungsanlagen zurückverlegen zu lassen, da sie auf dem Gebiet der Enklave lägen.
Im rückwärtigen Gebiet Westberlins fand von 7.45 Uhr bis 12.00 Uhr eine Übung der US-Armee in Kompaniestärke auf dem Truppenübungsplatz Lichterfelde statt. Auf dem Übungsplatz der McNair-Kaserne übten ca. 20 Gruppen in Stärke von jeweils acht bis zehn Mann Grundausbildung und Nahkampf. Eine kleinere britische Einheit führte am Bahnhof Hohenzollerndamm eine Übung mit Panzerunterstützung durch und fuhr dann im Anschluss daran demonstrativ durch einige belebte Westberliner Straßen.
2. Gegnerische Provokationen und Vorkommnisse im demokratischen Berlin
Es ist festzustellen, dass sich die Zahl der Einfahrten von Pkw der Besatzungsmächte offensichtlich zu Aufklärungszwecken in das demokratische Berlin weiter erhöht hat. Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 34 Einfahrten festgestellt, bei denen amerikanische Fahrzeuge den Hauptanteil ausmachen.
Einzelheiten zu einem Vorfall mit einem amerikanischen Fahrzeug im demokratischen Berlin siehe Sonderinformation.5
In der Puschkin-Allee wurde gegen 23.15 Uhr eine rote Fahne abgerissen. Die beiden Täter, die sich in angetrunkenem Zustand befanden, wurden festgenommen.
Bei der Arbeitsvermittlung für ehemalige Grenzgänger wurde festgestellt, dass die Anzahl derjenigen ansteigt, die zum zweiten oder dritten Mal zur Arbeitsvermittlung kommen, weil die ihnen zugewiesenen Stellen in den Betrieben bereits besetzt sind. Besondere Schwierigkeiten gibt es bei der Unterbringung ehem. Grenzgänger mit einem kaufmännischen Beruf.
Nach einem Bericht aus der DAW (Deutsche Akademie der Wissenschaft) verhält sich ein großer Teil der parteilosen Wissenschaftler besonders ablehnend zu den Maßnahmen zur Regelung des Betretens des demokratischen Berlins durch Westberliner Bürger, deren Notwendigkeit man im Gegensatz zu den Maßnahmen vom 13.8. nicht einsehe. Allgemein geht aus mehreren Stimmungsberichten hervor, dass in verstärktem Maße über Erleichterungen bei der Erteilung von Passierscheinen von und nach Westberlin diskutiert wird.
3. Grenzdurchbrüche und Desertionen
Im Berichtszeitraum erfolgten neun Grenzdurchbrüche. Im Vergleich zum Vortag hat sich ihre Zahl erhöht. Es wurden im Wesentlichen dabei wieder die gleichen Methoden angewandt: Benutzung von Häusern an der Staatsgrenze, Durchschwimmen des Teltow-Kanals.
Gegen 1.30 Uhr ließen sich fünf Personen: [Name 1], [Name 2], [Name 3], [Name 4], [Name 5] mit einem Seil aus dem 1. Stockwerk des Wohnhauses Bernauer Str. 2 auf Westberliner Gebiet hinunter. Zuvor war beobachtet worden, dass Gegenstände aus dem Fenster geworfen wurden. Die Westberliner Polizei unterstützte den Grenzdurchbruch und blendete durch Scheinwerfer die Posten.
Unter Ausnutzung seiner Tätigkeit auf dem Grundstück der Wasserwirtschaft in Berlin-Baumschulenweg, das unmittelbar am Teltow-Kanal liegt, durchbrach der Gärtner [Name 6] gegen 6.40 Uhr die Grenze. Es wurde festgestellt, dass das Grundstück weder durch Posten noch durch Absperrungen gesichert war.
Gegen 9.30 Uhr nutzte der Fahrer einer Pionierraupe – [Name 7] – seine Tätigkeit in der Kleingartenanlage »Tanneberg« in Johannisthal am Teltow–Britzer-Zweigkanal zum Grenzdurchbruch aus.
Gegen 13.00 Uhr durchbrach eine männliche Person die Grenze an der Zimmer-/Ecke Markgrafenstraße nach Verlassen einer Gaststätte, die sich an dieser Stelle befindet. Die Person überkletterte die Mauer, als sich die Streife auf der anderen Straßenseite befand, sodass der Grenzdurchbruch nicht verhindert werden konnte.
Gegen 7.35 Uhr beobachtete der Posten an der Späthbrücke eine Person, die den Teltow-Kanal in Richtung Westberlin durchschwamm. Trotz Abgabe mehrerer Warn- und gezielter Schüsse konnte die Person, vermutlich verletzt, das westliche Ufer erreichen.
Vier Personen wurden im Berichtszeitraum wegen versuchten Grenzdurchbruchs festgenommen.
Im Berichtszeitraum versammelten sich an der Stelle am Ufer des Teltow-Kanals, an der am 29.8. ein Grenzdurchbruch vereitelt wurde,6 eine Anzahl von Journalisten. An den Brückenverstrebungen auf westlicher Seite wurden Zeitungen mit Schlagzeilen über den Vorfall angebracht.7
Die Westberliner Staatsanwaltschaft gab bekannt, dass zur »Ergreifung des Täters«, der den Grenzdurchbruch vereitelte, 10 000 DM ausgesetzt worden seien. In allen Fällen der Erschießung von »Flüchtlingen« würden Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Auch die Zahl der Desertionen hat sich im Berichtszeitraum erhöht. Von gegnerischer Seite wird verstärkt dazu übergegangen, die Sicherungskräfte zu beeinflussen. So wurden Lautsprecherwagen eingesetzt, die an den KP Zahlen von Deserteuren bekanntgaben.
Insgesamt desertierten im Berichtszeitraum fünf Angehörige der Bereitschaftspolizei:
Wm. [Name 8], Wm. [Name 9] (Berliner Brigade, 4. Abteilung, 4. Komp.)
Nähere Umstände werden noch geklärt.
Wm. [Name 10] (Berliner Brigade, 3. Abteilung, 3. Komp.)
[Name 10] stand entgegen dem Befehl des Zugführers im unübersichtlichen Gelände ca. 150 m von seinem zweiten Posten entfernt. Er benutzte diese Gelegenheit, um gegen 13.00 Uhr an der Köllnischen Heide, Nähe Dammbrücke, auf Westberliner Gebiet zu desertieren.
Owm. [Name 11], Uwm. [Name 12] (Berliner Brigade, 5. Abteilung, 2. Komp.)
Die Desertion erfolgte gegen 8.35 Uhr an der Kiefholzstraße während eines Streifenganges. Die beiden Deserteure hatten bereits am Vortage zwei weitere Angehörige ihrer Bereitschaft von ihrem Vorhaben unterrichtet, die jedoch keine Meldung machten. Sie wurden arretiert und dem Militärstaatsanwalt übergeben.
Lücken im Grenzsicherungssystem
Es wurde bekannt, dass Eisenbahner der Dienststelle Rummelsburg Reisezüge, die über Westberlin fahren, für ein illegales Betreten Westberlins benutzen und auf die gleiche Art und Weise wieder in das demokratische Berlin zurückkehren. Auf dem Bahnhof Potsdam wurden bisher drei Grenzdurchbrüche von DDR-Bürgern verhindert, die auf Westberliner Güterzüge unmittelbar neben Reisezügen aus der DDR übersteigen wollten. Die Absicherung dieser Güterzüge ist ungenügend. (In beiden Fällen wurden die zuständigen Stellen zur Einleitung von Maßnahmen verständigt.)
Angehörige der Trapo auf dem U-Bahnhof Friedrichstraße äußerten sich verärgert darüber, dass die Anordnungen über die Kontrolldurchführung unklar seien und zu häufig geändert würden. Unklarheiten ergaben sich auch am KP Heinrich-Heine-Straße, wo Bürger der Bundesrepublik mit dem gleichen Passierschein mehrmals am Tage in das demokratische Berlin einfuhren und es wieder verließen.
Besondere Vorkommnisse an der Staatsgrenze
Am KP Friedrichstraße sind seit dem 29.8. mehrere ältere Mitglieder der SED aus Westberlin erschienen, um sich zu erkundigen, wie sie in den Besitz ihrer Parteirente kommen können. Da keine Regelung für diese Fälle besteht, wurden sie zurückgeschickt, wobei es zu mehreren heftigen Auseinandersetzungen gekommen sein soll.
Vonseiten der Bevölkerung in der Nähe der Grenzkontrollpunkte, an denen Lautsprecherwagen der VP eingesetzt wurden, wurde Verärgerung über die Lautstärke der Sendungen und die zu späte Sendezeit zum Ausdruck gebracht.
Zwei Brigaden der Bau-Union Potsdam mussten vom Bau an Grenzbefestigungen zurückgezogen werden, da sie sich weigerten, über das Wochenende zu arbeiten. Vonseiten einer Zimmererbrigade aus dem Bereich der Oberbauleitung Nauen wurde an der Staatsgrenze versucht, mit Personen auf westlicher Seite Kontakt aufzunehmen.
Lage in den bewaffneten Organen
Bei anhaltend guter Einsatzbereitschaft der bewaffneten Organe zeigt sich ein Ansteigen der Ermüdungserscheinungen und der Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Dienstregelung. So verlangten Angehörige des VPR I, ihre zwölf freien Stunden zu Hause verbringen zu können. Der Stand der Verpflichtungen für eine längere Dienstzeit ist allgemein ungenügend.
4. Vorkommnisse in der DDR
In der Nacht vom 29. zum 30.8. wurde das Fernsprechkabel der sowjetischen Armee zwischen Teltow und Potsdam in Abständen von 500 m mehrmals zerschnitten.
Gegen 22.20 Uhr fuhr im Hauptbahnhof Halle der Personenzug 1 354 auf den Personenzug 881 auf. 29 Personen wurden leicht verletzt und ein Packwagen beschädigt.
Von der Volksmarine wurde eine halbe Seemeile nördlich von Ahlbeck um 6.05 Uhr ein polnischer Grenzkutter mit drei Mann Besatzung und einem 18-jährigen Mädchen an Bord aufgebracht. Die Besatzung war betrunken.
Gegen 19.00 Uhr wurde die Jacht »August Bebel« des Magistrats von Groß-Berlin nordwestlich von Saßnitz aufgebracht. Die Aufbringung erfolgte, weil das Segeln von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang auf der Ostsee verboten ist.
Nachtrag
Zu dem in Westberlin geplanten Revanchistentreffen wird bekannt, dass am 1.9. auf dem Askanischen Platz vor dem Anhalter Bahnhof eine Kundgebung geplant ist.8 Die Ausläufer des Platzes grenzen an die Staatsgrenze. Gegenüber dem Platz befindet sich das Haus der Ministerien in einer Entfernung von ca. 200 bis 300 m.
Nach einer internen Information soll Lemmer sinngemäß erklärt haben, dass es seine Absicht sei, die Veranstaltungen des »Tages der Heimat« keinesfalls einen solchen Umfang annehmen zu lassen, dass sie der DDR Veranlassung zu Gegenmaßnahmen geben könnten.